Über Patrick Nuo kreisen die Fliegen, Allegra Curtis rückt sich ächzend das Brust-Mobiliar zurecht, Olivia Jones pinselt sich alberne Augenbrauen. Iris döst, Claudelle duscht und Fiona sitzt sich am erloschenen Lagerfeuer einen ersten Dekubitus. Nicht viel los in der grünen Hölle von Australien. Fast wünscht man sich Küsten-Klaus zurück, um mit einem seiner legendären Fürze für ein zwischenzeitiges Erweckungserlebnis zu sorgen. Irgendwo bellt ein Hund, jemand bringt einen Spruch über die Mimik von Frau Curtis. Gähn. Was kommt als nächstes? Häschenwitze?
Tag 10 im Dschungelcamp - und auf beiden Seiten der Mattscheibe zählt man schon jetzt die Tage, Stunden, Minuten, bis der faule Zauber endlich vorbei ist. Bis Nuo sich wieder um seine Unterhaltszahlungen, Iris Klein sich um ihre Tochter kümmert. Bis Fiona mal wieder was Anständiges zwischen die Rippen bekommt und Olivia Jones endlich bei "Beckmann" sitzt, um zu erzählen, was nun wirklich mit Wowi war. Bis dahin heißt es Augen zu und durch. Nuo macht ja schon vor, wie das geht. Mehr Pennen als der Kesici kann keiner? Pustekuchen. Patrick schläft und döst one-two-three-four-five-Days und noch länger, wenn es sein muss.
Alles nicht so wild, wenn es an anderer Stelle wenigstens britzeln würde. Aber nichts da. Am erloschenen Lagerfeuer - geht es symbolträchtiger? - gerät das einstige Trash-Mekka zum Schlafexperiment. Was auf dem Papier schon einiges erahnen ließ, gerät im wirklichen Leben zur bleiernen Realität: Der Griff in die Castingkiste mit der Aufschrift "Trash" ist RTL diesmal gründlich missraten. Ein Konsonant vor dem Wort "Promi" - gut und schön, aber ein C oder D darf es schon gern sein. Doch diesmal? Fiona wer? Claudelle was? Die Mutter von der Dingsbums? Und die Tochter von dem, na, Sie wissen schon. Der immer mit dem anderen, na, sag schnell, der so ähnlich heißt wie ..., egal.
Die Besetzung ist und bleibt das A und O
Gut und schön - nach dem frühen Abschied von Dirk Bach hatte der Sender die Hände voll zu tun, um den Dschungeldampfer auf Kurs zu halten. Und der Königstransfer von Helmut Berger dürfte alle Beteiligten - den Meister selbst zuvorderst - einiges an Kraft gekostet haben. Dennoch fahrlässig, wie das Yin und das Yang der Urwaldlitanei hier aus der Balance geraten sind.
Zugegeben, jemanden wie Nico Schwanz kannte einst auch kein, äh, niemand. Aber der Mann bezahlte mit seinem guten Namen. Und der Mix stimmte einfach in der vierten Ausgabe: Günther Kaufmann (Knast!), Ingrid van Bergen (noch mehr Knast!), Peter Bond (Porno und Gameshow), dazu die Hobby-Irre Giulia Siegel - was für ein Blockbuster von einer Besetzung. Und nicht nur das - die Geschichte des Camps ist eine Aneinanderreihung von Casting-Coups. Wie Eike Immel sich einst in das durch Beinah-Bankrott und Bukkake gestählte Schlachtross Schaffrath verguckte. Wie Jay seinen Mund in den von Indira versenkte, Matthieu Carrière durchs Lager irrlichterte, Tomekk sich vergrüßte und Brigidde von Slys Hoden erzählte. Sternstunden, allesamt. Vom ersten Durchlauf mit Cordalis, Küblböck und Co. ganz zu schweigen. Und diesmal? Das T-Shirt, das Iris Klein beim Abflug in Frankfurt trug, brachte es schon vorab auf den Punkt. Der Aufdruck: "Was mache ich eigentlich hier?". Ein Kleidungsstück, das jedem in diesem Trash-Tross gut gestanden hätte, so viel steht fest. Und daran sollte sich bis zum Finale am Samstag nicht mehr allzuviel ändern.
Was also tun, RTL? Ganz klar: Nach dem Camp ist vor dem Camp. Die Besetzung ist und bleibt das A und O. Beim nächsten Mal, das ist unabdingbar, müssen wieder - dass man so etwas in diesem Zusammenhang mal sagen würde - Stars her. Und bitte aufs Mengenverhältnis achten. Wenn schon, sagen wir mal, die Frau mit dem Maschendrahtzaun, dann zum Ausgleich jemanden wie Ulli Borowka. Wenn schon den Melitta-Mann, dann auch Hubert Kah. Und auf einen Menderes Bagci bitte zwei Kessler-Zwillinge. Genug der Namen. RTL, übernehmen Sie!
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