Das Dschungelcamp ist in diesem Jahr zur Resterampe von Dating-Show-Gestalten des TV-Universums geworden. Da wären Kim Virginia, bekannt aus "Are You The One", "Temptation Island" und auch "Bachelor in Paradise", Mike Heiter aus "Are You The One" und "Love Island", Leyla Lahouar aus "Der Bachelor" und "Bachelor in Paradise" sowie Fabio Knez aus "Make Love Fake Love" und – Sie ahnen es – "Are You The One".
Das Dschungelcamp wird zur Datingshow
An sich ist das kein Fehler des Castings, würden drei der vier Gestalten nicht anschaulich zeigen, dass sie wenig mehr zu bieten haben als das, wofür sie Bekanntheit erlangt haben. Kim, Mike und Leyla beherrschen seit Tag eins das Geschehen im Dschungel. Kurz zusammengefasst, weil wohl jeder mittlerweile ein Lied davon singen kann: Kim und Mike hatten bei "Are You The One" Sex und bandelten danach kurzzeitig an. Im Camp zeigt Mike allerdings Interesse an Leyla, was Kim nervt. Leyla findet Kims Obsession mit dem nicht mehr so heiteren Mike übertrieben.
Immer wieder zicken sich die Frauen an und lästern übereinander. Im Dschungeltelefon gestand Leyla bereits, dass zwischen ihr und Mike "ein Kuss fallen" könnte. Damit ist auch die unsäglichste aller Datingshow-Phrasen ins Camp gezogen.
Nach zwölf Tagen, an denen das Dschungelcamp zum Datingformat mutiert ist, möchte man nur noch sagen: Bitte bringt das alte Dschungelcamp zurück! Denn die Sendung ist gerade dann gut, wenn die Stars andere Seiten von sich zeigen. So wie Fabio Knez, der zwar ebenfalls aus der Dating-TV-Welt stammt, aber kaum darüber spricht. Stattdessen erzählte er von seiner Zeit als Beamter in Bayern und dem Schneckentempo, in dem er damals seinen Arbeitsalltag bestritt. Knez fiel außerdem positiv auf, weil er eben nicht von seinen Knutsch-Eskapaden im TV schwafelte, sondern zum inoffiziellen Heinz-Hoenig-Betreuer wurde.
Auch Dschungel-Zweiter Gigi Birofio spielte sich im vergangenen Jahr nicht als Dating-Experte auf, sondern zeigte seine humorvolle wie verletzliche Seite. Die Macho-Fassade bröckelte schnell nach dem Einzug ins Camp. Und genau das erwartet man als Dschungel-Fan.
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Die Fassaden sollen bröckeln
Gerade dort haben die Stars in der Regel die Chance, ein anderes – im besten Fall ihr wahres! – Gesicht zu zeigen. Sie können zur Moralinstanz werden oder Humor beweisen. Sie können für Schwächere eintreten oder aber sich in Prüfungen zum Helden machen. Ohne die Annehmlichkeiten des Alltags und zusammengepfercht in einem Camp voller Pritschen ist es erfahrungsgemäß schwer für die Camper, eine Fassade aufrecht zu erhalten.
Genau dadurch entstanden in der Vergangenheit die besten Dschungel-Storys. Eins der besten Beispiele dürfte Evelyn Burdecki sein. Wer erinnert sich wirklich noch daran, dass Burdecki ursprünglich ebenfalls als Kandidatin der "Bachelor"-Reihe bekannt wurde? Burdecki nutzte den Dschungel, indem sie sich authentisch und vielseitig präsentierte. Mittlerweile ist sie zu einer festen Größe im TV geworden – und konnte den Dating-Stempel längst ablegen.
Seien wir ehrlich: Wer mit wem, warum und wann interessiert nicht die (Reis und) Bohne. Ein Gefühl, das mittlerweile einige Zuschauer eint. "Das ist sooo langweilig mit Leyla, Kim und Mike. Lasst bitte dies Influencer Reality Möchtegern Leute raus. Die haben ihre eigenen Formate", kritisierte eine Zuschauerin bei X, vormals Twitter. "Leute... hab ich das Memo nicht bekommen, dass das Dschungelcamp jetzt zu ner Datingshow wird", so eine andere Nutzerin. Autorin Kathrin Weßling zeigte sich ähnlich genervt bei Instagram. "Dieses ganze Dating-Show Gehabe nervt so enorm ab. Bitte nächstes Jahr nicht noch mal so Leute, das ist echt einfach nur nervig und hat irgendwie nichts mehr mit dem eigentlichen Dschungelcamp zu tun. Fühl mich beizeiten so, als würd ich Ex on the Beach in dreckig gucken", kommentierte sie einen Dschungel-Beitrag.
Mittlerweile kann man sich fast nur wünschen, dass einer der drei – Kim, Mike oder Leyla – aus der Show gewählt wird. Dann hat die arme Dating-Seele Ruh.
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