Eurovision Song Contest Übertragung aus dem Bunker: So feierte der ukrainische TV-Kommentator den ESC-Sieg

Ukrainischer ESC-Kommentator
Der ukrainische ESC-Kommentator Timur Miroshnychenko in seinem improvisierten Studio in einem Kiewer Luftschutzbunker
© Timur Miroshnychenko / Instagram
Der Erfolg beim ESC ist für die Ukraine ein Lichtblick in Kriegszeiten. Der ukrainische TV-Moderator kommentierte den Wettbewerb aus einem Bunker in Kiew – und wurde emotional.

Noch nie war die politische Komponente beim Eurovision Song Contest so ausgeprägt wie in diesem Jahr: Der Sieg der Ukraine in Turin war auch ein deutliches Zeichen der europäischen Solidarität mit dem von Russland angegriffenen Land. Für die Bevölkerung war der Erfolg bei dem Musikwettbewerb zumindest ein kleines Zeichen der Hoffnung.

Mit welchen Gefühlen Platz eins beim ESC für die Ukrainer:innen verbunden war, zeigte auch die Reaktion des Fernsehkommentators. Timur Miroshnychenko begleitet schon seit 2007 den ESC im ukrainischen Fernsehen, außerdem moderierte er 2017 die Veranstaltung in Kiew. Als feststand, dass der Band Kalush Orchestra mit ihrem Song "Stefania" – einem Lied über die Mutter des Sängers Oleh Psiuk – der Platz an der Spitze nicht mehr zu nehmen war, brachen bei dem 36-Jährigen alle Dämme.

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Ukrainischer ESC-Kommentator lässt seinen Emotionen freien Lauf

Auf Instagram postete Miroshnychenko ein Video des entscheidenden Moments. Während auf seinem Bildschirm die ukrainischen Musiker ihren Erfolg feiern, hält es den Kommentator nicht mehr auf seinem Stuhl. Er schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch, ruft laut "Ukraine" in sein Mikrofon, hebt triumphierend die Arme – und scheint anschließend von seinen Emotionen überwältigt zu sein.

In diesem Jahr sendete der 36-Jährige aus einem Luftschutzbunker in Kiew. "Wir müssen im Untergrund bleiben, denn man weiß ja nie", hatte Miroshnychenko im Vorfeld dem "Telegraph" erklärt. "Es gibt keinen Zeitplan für den Luftschutzalarm, wenn Russland seine Bomben losschickt." Seit Kriegsbeginn hat der Fernsehmoderator Menschen mit seinem Auto zur Grenze gefahren, um ihnen bei der Flucht zu helfen. Außerdem präsentierte er in Warschau einige Wohltätigkeitsveranstaltungen zugunsten der Ukraine. 

"Wir können leben. Und wir werden!"

Am 24. Februar, dem ersten Tag des Krieges, habe er nicht an den ESC gedacht, schrieb Miroshnychenko vor der Übertragung auf seiner Instagram-Seite. Dass dies nun aber möglich sei, sei den vielen Soldaten der Armee, die für das Land kämpften, zu verdanken. "Egal, welchen Platz die Ukraine heute bei Eurovision einnimmt, wir sind bereits Gewinner. Schließlich können wir teilnehmen, unsere Lieblingssendung genießen, mit der Welt singen und die Unterstützung unserer wahren Freunde spüren", schrieb er. "Wir können leben. Und wir werden!"

Video: Jeder Sieg ist wichtig - Die Ukraine gewinnt den ESC
Jeder Sieg ist wichtig - Die Ukraine gewinnt den ESC

Damit sollte der Moderator recht behalten. Der Abend in Turin war von Lebensfreude geprägt, aber auch von zahlreichen Solidaritätsbekundungen für die Ukraine. Die siegreiche Band Kalush Orchestra rief am Ende ihres Auftritts zu internationaler Unterstützung für die Ukraine und insbesondere die Stadt Mariupol auf. Miroshnychenko widmete den Sieg den Streitkräften des Landes. "Dank euch freuen wir uns alle, Ukrainer, müde, aber nicht gebrochen, über die ganze Welt verstreut, durch den Krieg getrennt, aber vereint wie nie zuvor, miteinander und mit der ganzen Welt, über den Sieg", schrieb er auf Instagram.

"Das ist der gemeinsame Sieg eines geeinten Europas. Dies ist der Sieg tapferer Menschen", so Miroshnychenko – und fügte in einem kurzen PS hinzu, dass in diesem Moment, um fünf Uhr morgens, erneut Bombendetonationen zu hören seien.

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