Burkaverbot bei Plasberg "Wenn sich der Mann verhüllt, wäre auch ihm etwas wärmer"

An die Bayern, die ihren letzten Ferientag haben: Es gab eine Burka-Verbotsdebatte. An der wollte auch "Hart aber fair" teilnehmen. Die Diskussion war zum Wetter passend hitzig, aber fruchtlos.

Gerade eben, als Deutschland glaubte, die unselige Diskussion um ein Burkaverbot befände sich endlich, endlich in den allerletzten Wehen, kommt Frank Plasberg um die Ecke und wärmt die ganze Debatte noch einmal auf. Vielleicht hatte er diejenigen Zuschauer im Blick, die gerade eben erst aus den Sommerferien zurückgekehrt waren. "Offene Gesellschaft, offenes Gesicht - Kulturkampf um die Burka?" hat die "Hart aber fair"-Redaktion ihre Sendung gewohnt schmissig betitelt, schmissig war auch der Sound der Diskussion, nur der Erkenntnisgewinn blieb genauso hoch wie in den vergangenen Wochen. Also nicht besonders hoch.

Gewohnt vorhersehbar auch die Gästeliste: Neben dem konservativen, also dem zum Verbot neigenden Lager aus CDU-Vize Julia Klöckner und "Welt"-Korrespondent Dirk Schümer, saßen die Vertreter der gemäßigten und linken, also die ein Verbot ablehnende Fraktion (Michel Friedman und Claudia Roth) sowie die obligatorischen Experten und Betroffenen in der Runde: die kopttuchtragende Autorin Khola Maryam Hübsch sowie die Konvertitin Monika B., die seit ihrem Übertritt zum Islam einen Niqab trägt.

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Vollkommen berechtigt, wenn vielleicht auch etwas profan, fragt Plasberg irgendwann: "Frau B., Sie können mir doch nicht erzählen, dass es bei dem Wetter angenehm ist, sich so zu verhüllen?" Kurze Enttäuschung bei den Gästen - keine fundamentalistischen Auslassungen, sondern Milde. Denn die Ex-Katholikin aus Österreich ist pragmatisch geworden, bezeichnet sich als "Teilzeit-Niqab-Trägerin". Heißt: Im Restaurant oder bei Gesprächen zieht sie sich ihren Gesichtsschleier öfter aus. Einfach so. Oder dann, wenn sie zur Zielscheibe antiislamischer Kommentare wird. Was ihr anscheinend immer häufiger passiert. 

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Burka, Nikab, Hidschab - kennen Sie den Unterschied?

"Hart aber fair" fand keine passenden Zahlen

Nach ein paar sehr kurzen und eher nüchternen Statements ihrerseits, mischt sich dann Julia Klöckner ein und fragt, Thema Unterdrückung, wenn es nicht um Lüsternheit geht, warum würden sich dann nicht auch die Männer verschleiern? "Dann wäre es auch für den Mann etwas wärmer", so ihre lapidare Einlassung, die unterhaltsamste des Abends. Am Ende blieb es beim absurden Scharmützel zwischen den Rettern des Abendlandes (Dirk Schümer:"Die Burka ist eine Mauer") und den Rettern der Freiheit (Michel Friedman: "Wenn jemand die Burka tragen will, ist es seine Angelegenheit. Ich persönlich aber möchte den Menschen ins Gesicht schauen").

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Warum es wohl nie eine zufriedenstellende Lösung des Problems geben wird, machte die "Hart aber fair"-Redaktion durch ihre eigene Recherche deutlich. Sie bekam einfach keine Zahlen über die Menge an Burka-Trägerinnen. Weder bei Bundesbehörden noch bei muslimischen Verbänden. Kein Wunder, genauso wenig wird es Zahlen über Jeans-Träger, Bikini-Nutzerinnen oder Lackoverall-Besitzer gibt. Denn am Ende ist es immer ein höchstpersönliche Entscheidung, sich zu verhüllen oder eben auch nicht.

nik

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