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WDR-Faktencheck Nach massiver Kritik an Wagenknecht: "Hart aber fair"-Redaktion relativiert Aussagen aus Sendung

"Hart aber fair"-Moderator Louis Klamroth: Seine Redaktion relativierte Aussagen zu Kriegsverbrechen durch ukrainische Soldaten
"Hart aber fair"-Moderator Louis Klamroth: Seine Redaktion relativierte Aussagen zu Kriegsverbrechen durch ukrainische Soldaten
© Carsten Koall / DPA
Der WDR hat in einem Faktencheck Behauptungen in der Sendung "Hart aber fair" relativiert. Moderator Louis Klamroth hatte der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht Falschaussagen vorgeworfen.

Die Redaktion von "Hart aber fair" hat in einem Faktencheck Behauptungen eines Einspielfilms aus der Sendung am Montagabend relativiert. In dem Einspieler hatte es geheißen, dass es laut der Vereinten Nationen beim Thema Vergewaltigungen ausschließlich um russische Soldaten gehe. Nach der Sendung sei dem WDR aber ein UN-Bericht bekannt geworden, in dem auch von sexualisierter Gewalt auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet und durch ukrainische Streitkräfte berichtet wird. Diese Fälle sind allerdings in der klaren Minderheit gegenüber denen durch russische Streitkräfte. Zudem geht es dabei nicht um Vergewaltigungen sondern andere Formen der sexuellen Gewalt, etwa Drohungen oder erzwungene Nacktheit. Die Formulierung, dass es laut UN bei Vergewaltigungen ausschließlich um russische Soldaten gehe, ist also korrekt.

Im Faktencheck des WDR heißt es: "Richtig ist, dass die Vereinten Nationen Hinweise darauf haben, dass auch von ukrainischer Seite Verbrechen begangen wurden. In einem Bericht über die Behandlung von Kriegsgefangenen kam die Leiterin der UN-Menschrechtsdelegation in der Ukraine, Matilda Bogner, im November vergangenen Jahres zu dem Ergebnis, dass sowohl auf russischer als auch auf ukrainischer Seite Kriegsgefangene geschlagen, gefoltert und auch getötet wurden."

Meiste Kriegsverbrechen werden durch russische Truppen begangen

In dem Bericht heißt es weiter, dass ukrainische Kriegsgefangene "systematisch" von russischen Truppen misshandelt werden, während man eine "systematische" Misshandlung durch ukrainische Truppen nicht feststellen" konnte, schreibt der WDR im Faktencheck. Demnach stütze sich der Bericht auf die Befragung von 159 ukrainischen und 175 russischen Kriegsgefangenen. Die Mehrheit der ukrainischen Gefangenen sagte aus, während ihrer Internierung Folter und Misshandlungen ausgesetzt worden zu sein. "Ebenso dokumentierte die UN Fälle von Folter und Misshandlungen durch ukrainische Streitkräfte – meist bei der Festnahme, dem ersten Verhör oder dem Transport in ein Gefangenenlager“, sagt der WDR.

In einem weiteren UN-Bericht zu sexualisierter Gewalt heißt es, dass sie auf beiden Seite stattfinde, schreibt der WDR, aber hauptsächlich von russischen Truppen ausgeübt werde. "Die meisten Fälle wurden in den von den russischen Streitkräften kontrollierten Gebieten begangen, aber es gab auch Fälle, die in von der Regierung kontrollierten Gebieten begangen wurden."

Louis Klamroth widersprach Sahra Wagenknecht

Die Kritik an Moderator Louis Klamroth in den sozialen Medien entzündete sich daran, dass der Moderator nach dem Einspielfilm heftig mit Wagenknecht aneinandergeraten war. Die Linken-Politikerin hatte den Behauptungen des Einspielers widersprochen: "Also das stimmt so nicht, die UN hat eindeutig gesagt, dass Kriegsverbrechen – und das ist in jedem Krieg so – von beiden Seiten begangen werden." Klamroth bügelte den Einwand harsch ab. Unter anderem sagte er, er könne "keine Falschmeldungen" stehen lassen. Wagenknecht sprach dabei zumeist über Kriegsverbrechen allgemein, Klamroth explizit über Vergewaltigungen.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, die "Hart aber fair"-Redaktion habe sich korrigiert. Die Redaktion steht aber weiter zu der Formulierung aus der Sendung, weil es sich bei den Fällen sexualisierter Gewalt durch ukrainische Streitkräfte nicht um Vergewaltigungen handelt. Das Wort "relativieren" beschreibt den Vorgang daher besser und wurde an den entsprechenden Stellen angepasst.

Quellen: UN-Report, Juli 2022,  "Spiegel", "Berliner Zeitung", "Süddeutsche Zeitung"

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