Bei "Sing meinen Song" wurde es am Dienstagabend dreckig: Diesmal interpretierten die von Xavier Naidoo eingeladenen Künstler Songs von Grunge-Rocker Daniel Wirtz, der bekannt ist für seine explizite Ausdrucksweise. "Nehmt die dreckigen Wörter in den Mund", ermunterte Wirtz zu Beginn seine Musikerkollegen. Und die folgten der Aufforderung bereitwillig. Christina Stümer machte den Anfang - wie zu erwarten lag ihr das Rockidiom, sie lieferte eine stilgetreue Coverversion des Trennungssongs "Mon Amour".
"Ich hab gefickt, ich hab betrogen/ Mich durch's Leben gelogen/ Ich war viel aus und oft besoffen/ Hab mir die Lichter ausgeschossen", sang anschließend Bourani, von dem man derart derbe Ausdrucksweise bislang nicht gewohnt war. Und so richtig wollte seine Version von "Ne Weile her" auch nicht zünden. Immerhin gewährte Daniel Wirtz anschließend einen Blick in seine Vergangenheit, als er bekannte, der Song sei autobiografisch.
Noch weniger nahm man Hartmut Engler die radikale Botschaft des Wirtz-Songs "Overkill" ab. Schließlich könnten Zeilen wie "Inhaltsloser Kack mundgerecht verpackt / Der Loser wird zum Held, ja Mittelmaß gefällt" direkt auf Pur gemünzt sein. Der Künstler meinte damit aber das deutsche Fernsehen, dass angeblich zur Verdummung beitrage: "Den Overkill haben wir jeden Tag im TV. Das fängt bei Sachen wie dem Dschungelcamp an", sagte Wirtz zum Hintergrund des Songs. Vox und "Sing meinen Song" schien er von seinem Rundumschlag auszunehmen.
Immerhin schien die Verblödungsmaschinerie bei den anwesenden Musikern schon gewirkt zu haben - man feierte Wirtz für die furchtbar originelle Zeile "weil man gar nicht so viel fressen kann wie man kotzen will.“ Dass dies die Abwandlung eines berühmten Ausspruchs von Max Liebermann ist, den er anlässlich des durch Brandenburger Tor marschierenden Fackelzugs zu Adolf Hitlers Machtübernahme 1933 sagte, war offenbar niemandem in der Runde bekannt. Früher war das mal Schulwissen, heute kennt's keiner mehr - vermutlich ist auch daran das Dschungelcamp schuld.
Daniel Wirtz sang schließlich sich selbst - und entblößte danach seine Brust, um sein Erdling-Tattoo zu zeigen. Da an diesem Abend keiner heulte, war dies wohl der emotionale Höhepunkt des Abends. Anschließend lieferten Xavier Naidoo ("Frei") und die Prinzen ("Hier") zwei solide Coverversionen ab, ehe Yvonne Catterfeld mit dem musikalischen Highlight des Abends überraschte: Sie verwandelte das deftige "L.M.A.A." in eine groovende Soulnummer, Zeilen wie "Zieh Dir das Stöckchen aus dem Arsch! Du willst es süß? Hier gibt's nur scharf!" brachte sie glaubwürdig rüber. Als Lohn bekam sie zusammen mit Christina Stümer eine Blume für den Song des Abends.