Es ist eine paradoxe Situation: Ausgerechnet in den Sommermonaten, wenn die Temperaturen dazu einladen, den Abend im Park, auf dem Balkon oder im Biergarten zu verbringen, läuft im Fernsehen das interessanteste Programm. Zumindest für Cineasten.
Denn wenn die großen TV-Shows pausieren, publikumsträchtige Reihen wie der "Tatort" aussetzen, die vielen gut gemeinten, gesellschaftlich relevanten Fernsehspiele gesendet sind und auch die Talkshows ihren Betrieb vorübergehend einstellen, schlägt die Stunde des Films. Insbesondere die öffentlich-rechtlichen Sender bieten ihren Zuschauern dann hochwertige Produktionen - von großen Kinoerfolgen bis hin zu kleinen Perlen ist alles dabei.
Da gibt es zu Beispiel das "SommerKino im Ersten", mit dem die ARD einige der besten Kinofilme der vergangenen Jahre ins Programm holt. Ab dem 5. Juli (montags um 20.15 Uhr und dienstags um 22.45 Uhr) zeigt die ARD Produktionen, die Aufsehen erregt haben. Allen voran die beiden oscarprämierten Filme "Green Book – Eine besondere Freundschaft" (19. Juli 2021) und "Parasite" (27. Juli 2021).
Filme mit Glenn Close, Julianne Moore und Judi Dench
"Green Book" erzählt eine Geschichte vom Rassismus in den 1960er Jahren in den USA, Mahershala Ali spielt einen Jazzpianisten und Viggo Mortensen seinen Chauffeur. Bei den Academy Awards 2019 wurde er als bester Film und für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Der südkoreanische Beitrag "Parasite" holte 2020 sogar vier Trophäen, darunter in den Kategorien bester fremdsprachiger Film sowie bester Film - das hatte es in der Geschichte der Oscars bislang noch nie gegeben.
Eröffnet wird der Reigen - passend zur Fußball-Europameisterschaft – mit Marcus H. Rosenmüllers "Trautmann". Der Film erzählt die wahre Geschichte des deutschen Torhüters Bert Trautmann, der nach dem Zweiten Weltkrieg in England zur Legende wurde. David Kross verkörpert den noch heute auf der Insel verehrten Keeper.
Mit Glenn Close, Julianne Moore und Judi Dench stehen drei beeindruckende Schauspielerinnen im Zentrum von "Die Frau des Nobelpreisträgers" (13. Juli 2021), "Gloria – Das Leben wartet nicht" (20. Juli 2021) und "Geheimnis eines Lebens" (3. August 2021). Insgesamt deckt das "SommerKino im Ersten" eine breite Palette an Themen und Geschichten ab - da dürfte für jeden etwas dabei sein.
Nachwuchsfilme mit vielen Stars
Wer sich für die potenziellen Filmpreisgewinner von Morgen interessiert, ist bei der Reihe "Filmdebüt im Ersten" genau richtig. Die läuft schon seit Ende Mai und präsentiert den ersten oder zweiten Langfilm junger Regisseurinnen oder Regisseure. Egal, ob diese als Eigenprodukt, Abschlussarbeit einer Hochschule oder auf andere Weise entstanden sind. Alle Genres sind möglich, die einzige Bedingung ist: Es muss sich um fiktionale Geschichten handeln. Am Dienstag, 8. Juni gibt es um 22.50 Uhr etwa das Filmdrama "Atlas" zu sehen mit Rainer Bock, Albrecht Schuch und Nina Gummich. Direkt im Anschluss ab 0.45 Uhr läuft der dokumentarische Spielfilm "Easy Love", der das Liebesleben junger Menschen zeigt.
Eine Woche später ist Max Riemelt in dem Filmdrama "Kopfplatzen" zu sehen. Darin spielt er einen Pädophilen, der mit seinen Neigungen ringt. Deutlich amüsanter ist die Coming-of-Age-Komödie "Petting statt Pershing", die am 29. Juni ausgestrahlt wird. Die Reihe endet am 6. Juli mit "Electric Girl", in dem eine junge Synchronsprecherin immer mehr Parallelen entdeckt zwischen sich und der Superheldin, die sie vertont.
Spannungskino aus Europa
Auch das ZDF nutzt die Sommermonate, um besondere Schmankerl zu servieren. In der Reihe "Europäisches Kino im ZDF" bekommen die Zuschauer acht Filme geboten, vier davon als Free-TV-Premieren. Es handelt sich dabei um Thriller, die nicht aus Hollywood kommen, aber beweisen, dass sich Europa in puncto Spannung nicht hinter dem US-Vorbild zu verstecken braucht. Los geht's am 21. Juni mit dem italienischen Film "Der Nebelmann". Weitere Highlights sind "Spooks – Verräter in den eigenen Reihen" mit Kit Harington (28. Juni), "Non-Stop" mit Liam Neeson und Julianne Moore (19. Juli) oder "Bastille Day" mit Idris Elba und Charlotte Le Bon. Immer montags am späteren Abend.

Das ist vielleicht die gute Nachricht für Cineasten: Die meisten sehenswerten Filme laufen am späten Abend - beginnen also erst dann, wenn viele Biergärten bereits geschlossen haben.