- 4 von 5 Punkten
- solider Krimi, der im Wettmilieu spielt und die private Geschichte von Kommissar Jan Pawlak zu Ende erzählt
Worum geht's?
Teure Uhren, zwei Wohnungen: Lukas Becker führt ein komfortables Leben. Und das, obwohl er offiziell nur einen Minijob im Wettbüro seines Schwagers Alkim Celik (Sahin Eryilmaz) hat. Als Becker tot in seiner Wohnung gefunden wird, stellen die Kommissare Peter Faber (Jörg Hartmann) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) Wettscheine sicher. Offenbar war Becker im Glücksspiel aktiv – und dabei ist nicht immer alles ganz sauber zugegangen. Die Spur führt ins Wettbüro von Alkim Celik. Dort ist auch Kommissar Jan Pawlak (Rick Okon) immer öfter anzutreffen. Der Ermittler scheint komplett die Kontrolle verloren zu haben: Er schwänzt den Dienst, zockt, trinkt und hat Schulden. Der anhaltende Sorgerechtsstreit um seine Tochter dominiert sein Leben. Als sich dann noch Staatsanwalt Matuschek (Moritz Führmann) und die von ihm beauftragte Kommissarin Ira Klasnić (Alessija Lause) einmischen, nimmt der Fall eine völlig neue Wendung.
Warum lohnt sich der "Tatort: Cash"?
Der Fall Robert Hoyzer erschütterte 2005 den deutschen Fußball. Der DFB-Schiedsrichter hatte zahlreiche Spiele manipuliert und so Sportwetten im Sinne seiner Auftraggeber verschoben. Der Schaden ging in die Millionenhöhe. Hoyzer wurde wegen Beihilfe zum bandenmäßigen Betrug zu einer Haftstrafe verurteilt. Der "Tatort" (Buch: Jürgen Werner, Regie Sebastian Ko) nimmt sich das Milieu der Wettmafia vor und gibt einen Einblick in deren illegale Machenschaften. Über all dem steht ein zwielichtiger Geschäftsmann, der seine Wettbüros nutzt, um dort weitere kriminelle Geschäfte abzuwickeln. Die bittere Erkenntnis: Für seine Aufträge hat er ausreichend Mitarbeiter, die die Drecksarbeit erledigen. Die Ermittler konnten ihm bisher nie etwas nachweisen. Ein Umstand, der beispielhaft ist für viele Verbrechen im großen Stil: Die Handlanger werden gefasst, die eigentlichen Drahtzieher kommen davon.
Was stört?
Der Fall bringt einen alten Gegenspieler Fabers zurück: Tarim Abakay (Adrian Can), offiziell ist er Inhaber von Wettbüros und der Präsident eines regionalen Fußballvereins, inoffiziell kontrolliert er das Drogen- und Glücksspielgeschäft im Süden der Stadt. Abakay war erstmals 2012 und zuletzt 2020 in einem Dortmunder "Tatort" zu sehen. Nicht jedem Zuschauer dürfte diese Vorgeschichte vertraut sein, was etwas den Reiz der Auseinandersetzung zwischen Faber und Abakay nimmt. Zudem ist das Timing der Ausstrahlung nicht ganz optimal, denn erst vor drei Wochen ging es im "Tatort" aus Saarbrücken ebenfalls um Wett- und Spielsucht.
Wiener "Tatort"-Duo quittiert den Dienst – auch diese Ermittler sind nicht mehr dabei

Die Kommissare?
Kommissarin Martin Bönisch (Anna Schudt) ist tot und doch ist sie dauerhaft präsent. Im Präsidium, wo es darum geht, eine neue Leitung der Mordkommission zu finden und sich Ermittlerin Rosa Herzog zumindest schon mal räumlich auf dem Platz von Bönisch einrichtet. Aber auch in den Konflikten zwischen Faber und dem Leiter der KTU, Sebastian Haller (Tilmann Strauß), der dem Kommissar die Schuld an dem Tod der Kollegin gibt. In einzelnen Momenten zeigt sich Faber ungewohnt kollegial, was Herzog zu folgender Aussage veranlasst: "Sie werden mir jetzt aber nicht zu nett."
Ein- oder ausschalten?
Rick Okon ist in dem Film ein letztes Mal als "Tatort"-Ermittler Jan Pawlak zu sehen. Der Schauspieler verlässt die Krimireihe auf eigenen Wunsch. Allein schon um zu wissen, wie er sich nach sechs Jahren im Dienst verabschiedet, sollten Sie einschalten.
Das Team aus Dortmund ermittelte auch in diesen Fällen: