- 2 von 5 Punkten
- Schwacher Kriminalfall, dafür steht das Privatleben von Kommissar Jan Pawlak im Mittelpunkt
Worum geht's?
Sichtlich nervös und vom Regen durchnässt sucht der Manager Josef Micklitza (Stefan Rudolf) spät abends das Dortmunder Polizeikommissariat auf. Er wolle eine Leiche melden, erschossen am Hafen. Bei dem Toten handele es sich um seinen Geschäftspartner Claus Lembach, erzählt Micklitza. Der habe ihn zu dem Treffen einbestellt, doch als er ankam war der Vermögensberater angeblich schon tot. Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) und seine Kollegen ermitteln im Umfeld der Investment-Firma, für die Lembach gearbeitet hat, und stoßen auf allerlei kriminelle Machenschaften. Auch Micklitza hat Dreck am Stecken: Wie sich herausstellt, wird er von seinem Ex-Arbeitgeber wegen Unterschlagung und Vorteilsnahme verklagt. Nach seiner Aussage bei der Polizei ist der Manager plötzlich verschwunden. Stattdessen bekommen es die Dortmunder Kommissare mit Micklitzas Bruder Micki (Sascha Geršak) zu tun. Der ist eine Größe in der lokalen Drogen- und Partyszene und schert sich wenig um die Ermittlungen der Polizei.
Warum lohnt sich dieser "Tatort"?
Drehbuchautor Sönke Lars Neuwöhner und Regisseur Martin Eigler liefern das Porträt zweier Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Der eine Finanzjongleur, der andere ein Junkie. Was sie eint, sind Gier und Angst – so auch der Titel des "Tatorts". Josef Micklitz wird getrieben von der Sucht nach noch mehr Reichtum, sein Bruder Mickie ist stets auf der Jagd nach dem nächsten Rausch. Angst, alles zu verlieren, haben sie beide. Zu den stärksten Szenen des Films gehört der Besuch von Kommissar Faber und seiner Kollegin Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) bei einem Privatbankier, der seine Angestellten als "Heiler und Hirten der armen Reichen" bezeichnet. "Man wird nicht reich, ohne dass andere ärmer werden", lautet sein Motto. Mit dem Zyniker Faber hat er einen brillanten Gegenspieler.
Was stört?
Der Film kann sich nicht recht entscheiden, ob er Wirtschafts- oder Beziehungskrimi sein will. Denn vor allem Hauptkommissar Jan Pawlak (Rick Okon) hat dieses Mal eine tragende Rolle: Er trifft seine seit einem Jahr verschwundene Frau Ella (Anke Retzlaff) wieder. Wie Pawlak um die Mutter seiner Tochter kämpft und dabei selbst in Schwierigkeiten gerät, rückt zunehmend in den Vordergrund. Der eigentliche Kriminalfall und die dubiosen Geschäfte der Finanzmanager finden nur noch am Rande statt, was schade ist. Da wäre Potenzial für mehr Spannung gewesen.

Die Kommissare?
Nicht nur Pawlak vermischt dieses Mal Job und Privatleben und sorgt damit für Spannungen innerhalb des Teams. Auch seine Kollegin Martina Bönisch (Anna Schudt) hat Ärger. Die Ermittlerin hat ihre Affäre mit Kriminaltechniker Sebastian Haller (Tilman Strauß) beendet, was dieser jedoch nicht wahrhaben will. Haller bedrängt Bönisch weiter, sie bezeichnet ihn als "Stalker" und schimpft: "Ich hab' schon Herpes wegen dem Arsch." Kommissar Faber, der heimlich für Bönisch schwärmt, sieht seine Chance gekommen. In einer Szene halten die Kollegen Händchen, wenn auch eher unbeabsichtigt. Wie es zwischen Faber und Bönisch weitergeht, dürfte spannend werden.
Ein- oder ausschalten?
Neujahr lief bereits ein sehenswerter "Tatort" aus Stuttgart. Wer nun etwas Krimi-müde ist, kann sich den Fall aus Dortmund getrost sparen.
Das Dortmunder Team ermittelte zuletzt in diesen Fällen: