- 3 von 5 Punkten
- War der erste Teil dieser Doppelfolge schon düster, so muss man die zweite Hälfte als depressiv bezeichnen. Das muss man aushalten können.
Worum geht's?
2020 wurde der "Tatort" 50 - und feierte das mit einer Doppelfolge aus Dortmund und München. "In der Familie (2)" schließt unmittelbar an die in der Vorwoche gezeigte Folge an: Restaurantbesitzer Luca (Beniamino Brogi) und seine Tochter Sofia Modica (Emma Preisendanz) sowie Mafia-Killer Pippo Mauro (Emiliano De Martinon) sind mittlerweile in München untergetaucht. Eigentlich wollen sie weiter nach Kalabrien, doch zunächst müssen die drei für den Mafia-Paten Domenico Palladio kriminelle Handlangerdienste ableisten. Dass ihr Vater ihre Mutter getötet hat, weiß Sofia nicht. Heimlich versucht sie, bei ihr anzurufen - und ruft damit den Dortmunder Ermittler Peter Faber (Jörg Hartmann) auf den Plan, der auf eigene Faust nach München reist.
Warum lohnt dieser "Tatort"?
Filme wie "Der Pate" oder "Goodfellas" zeichnen ein romantisches Bild von der Mafia. Zwar werden die Mafiosi als Ganoven dargestellt, die aber ein glamouröses Leben führen, einen strikten Ehrenkodex haben und immer gut für ihre Familien sorgen. Gegen die Glorifizierung dieser Verbrecherorganisation schreibt der Italiener Roberto Saviano seit vielen Jahren an. Auch dieser "Tatort" zeichnet ein anderes Bild von der Mafia: Als einen miesen Trupp von Kriminellen, der mit ständiger Einschüchterung arbeitet und auch den eigenen Mitgliedern das Leben zur Hölle macht.
Was stört?
So ehrenwert das Ansinnen dieses "Tatorts" ist: Das (erfundene) dramatische Leben der Corleones ergibt einen deutlich unterhaltsameren Filmstoff als die triste Realität der italienischen Mafiosi in Deutschland, die in dunklen Spelunken hocken und die immer gleichen miesen Erpressernummern abziehen. Dolce Vita sucht man hier vergebens. Das wird nicht jedem Zuschauer schmecken.
"Tatort": Die Höhepunkte aus 1000 Folgen

Der Erste:
Mit ihm fing alles an: Am 29. November 1970 fuhr Hauptkommissar Paul Trimmel (Walter Richter, r.) mit dem Taxi nach Leipzig - und legte den Grundstein für den anhaltenden "Tatort"-Erfolg. Der erste von bislang 900 Fällen - und bei weitem nicht der schlechteste.
Die Kommissare?
Peter Faber ist den Weg nach München allein angetreten, und ermittelt ohne Rückendeckung seines Kommissariats. Das stößt bei den Münchner Kollegen verständlicherweise auf wenig Sympathie. Doch dann raufen sie sich für die Ermittlungen zusammen.
Ein- oder Ausschalten?
Dass dieser "Tatort" die Mafia entglorifiziert ist verdienstvoll. Gute Laune mag angesichts der kriminellen Tristesse allerdings nicht aufkommen.
Die "Tatort"-Folge "In der Familie (2)" wurde erstmals am 6. Dezember 2020 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt den Fall am Freitag, 10. Februar, um 22.20 Uhr.
Lesen Sie hier die Kritik des ersten Teils von "Tatort: In der Familie"