- 4 von 5 Punkten
- Ein "Tatort", der nur nachts spielt. Nicht nur die Szenerie ist düster, sondern auch die Themen.
Worum geht's?
Ein Feldweg irgendwo am Waldesrand, es ist stockduster, zwei Autos fahren durch die Nacht. In den Fahrzeugen sitzen Hauptkommissar Paul Brix (Wolfram Koch), weitere Kollegen sowie der Verdächtige Anton Schilling (Niels Bormann). Schilling behauptet, Zeuge eines Mordes zu sein. Der Polizist Simon Laby sei erschossen und seine Leiche auf einem Feld vergraben worden. Bei der nächtlichen Fahrt soll Schilling die Ermittler zum Tatort führen, doch er kann sich nicht genau erinnern. Schilling hat getrunken, ist verängstigt und im Dunkeln sehen alle Felder gleich aus. Während Brix langsam die Geduld verliert und anzweifelt, ob es überhaupt einen Mord gab, findet seine Kollegin Anna Janneke (Margarita Broich) heraus, dass Laby eine Waldhütte besaß. Dort entdecken die Ermittler ein Lager voller Essen, Wasservorräte sowie Waffen und Munition aus Polizei- und Bundeswehrbeständen. Janneke und Brix erkennen, dass es um mehr geht als einen getöteten Polizisten. In den Fall verwickelt zu sein scheint ein früherer Kollege von Brix, der Polizist Peter Radomski (Godehard Giese).
Warum lohnt sich der Fall "Erbarmen. Zu spät."?
"Das reale Leben war die Inspiration", sagt Bastian Günther, der das Drehbuch für den Krimi lieferte und zudem Regie führte. Als Vorlage dienten ihm die Vorfälle innerhalb der Frankfurter Polizei, die in den vergangenen Jahren für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt haben. Es ging um rechtsextreme Chatgruppen und Drohschreiben unterzeichnet mit "NSU 2.0" sowie aus der Asservatenkammer entwendete Schusswaffen und Munition. Obwohl es in den Fällen strafrechtliche Ermittlungen gab, "bleiben viele offene Fragen offen", sagt Regisseur Günther, der in seinem Film auch den Bogen zur Reichsbürger- und Prepperszene spannt. "Immer wieder wird von Einzelfällen gesprochen. Ich möchte nicht alle Polizisten über einen Kamm scheren, die meisten sind bestimmt gute Leute. Aber wie viele Einzelfälle sind ein Netzwerk?" Auf diese Frage versucht der "Tatort" eine Antwort zu finden und liefert dafür zum Ende packende Bilder.
Was stört?
Der Film spielt primär nachts und es ist zappenduster – die ganze Zeit. Nur Autoscheinwerfer erhellen die Szenerie. Kommissar Brix fragt zwischendurch: "Wo sind die Kollegen mit den Lampen?", und als Zuschauer möchte man ihm laut zurufen: "Ja, wo?", denn man sieht einfach kaum etwas. Die Dunkelheit ist natürlich dramaturgisch gewollt, aber auf Dauer zermürbend. Offenbar nicht nur für die Menschen vor den Bildschirmen. "Irgendwann, in der dritten Nachtdreh-Woche bemerkt man dann auch eine kollektive Ermüdung im Team", sagt Regisseur Bastian Günther.
"Tatort": Die Höhepunkte aus 1000 Folgen

Mit ihm fing alles an: Am 29. November 1970 fuhr Hauptkommissar Paul Trimmel (Walter Richter, r.) mit dem Taxi nach Leipzig - und legte den Grundstein für den anhaltenden "Tatort"-Erfolg. Der erste von bislang über 1200 Fällen - und bei Weitem nicht der schlechteste.
Die Kommissare?
Kommissar Brix ist eine der Hauptfiguren des Krimis. Nicht nur, weil er eine Verbindung zu dem verdächtigen Polizisten Peter Radomski hat, sondern auch, weil er in vielen Szenen ohne seine Kollegin Janneke agiert. Es dauert rund 30 Minuten, bis die Ermittlerin überhaupt mal auftaucht, und auch im Laufe des Films spielt sie eine untergeordnete Rolle.
Ein- oder ausschalten?
Wer sich nicht von düsteren Bildern und düsteren Themen abschrecken lässt, darf gern einschalten. Wer leichte Kost braucht, ist mit "Fack Ju Göthe 2" bei Sat.1 besser bedient.
Die Frankfurter Kommissare Anna Janneke und Paul Brix ermittelten auch in diesen Fällen: