"Tatort" aus Kiel Vergessen Sie Münster: Dieser Borowski-Krimi sorgt für Lacher

"Tatort: Borowski und der Wiedergänger": Klaus Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik) statten der Verdächtigen Greta (Cordelia Wege) einen Besuch ab
"Tatort: Borowski und der Wiedergänger": Klaus Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik) statten der Verdächtigen Greta (Cordelia Wege) einen Besuch ab
© NDR/Thorsten Jander
In seinem vorletzten "Tatort" darf Axel Milberg alias Kommissar Borowski aufdrehen: "Borowski und der Wiedergänger" aus Kiel fällt aus der Reihe und unterhält mit Spannung und Witz. 
  • 5 von 5 Punkten
  • spielerisch erzählter Krimi über die Machtverhältnisse in einer reichen Familie, der aus der Reihe tanzt und sich selbst nicht zu ernst nimmt

Worum geht's?

Die Unternehmerstochter Greta Exner (Cordelia Wege) wird von ihrem Mann Tobias (Pétur Óskar) schon seit längerem betrogen. Da er finanziell von ihr abhängig ist, bleiben die beiden in einem passiv-aggressiven Machtspiel gefangen. Mit einer anonymen Internetbekannschaft plant Tobias den Mord an seiner Frau, um endlich reich und frei zu sein. Er hat auch schon einen Plan, wie sie verschwinden soll. Doch bevor Tobias Exner seinen Plan umsetzen kann, verschwindet er selbst spurlos. Alle Ermittlungsstränge führen Klaus Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik) zu dem rätselhaften Dating-Kontakt.

Warum lohnt sich "Tatort: Borowski und der Wiedergänger"?

Weil sich dieser Krimi traut, aus der Reihe zu tanzen: Statt einem Mord gibt es hier nur ein Verschwinden, die "Tatort"-Kommissare selbst bekommen die Zuschauer:innen erst nach gut 18 Minuten überhaupt zu Gesicht. Der Krimi arbeitet mit in schwarz-weiß gefilmten Rückblenden zu Zeugenbefragungen, in denen die Geschehnisse ungewohnt zynisch kommentiert werden. 

Mit Gretas Eltern und deren Schweizer Assistenten wird das dekadente Leben der Familie satirisch aufgespießt, ihre fehlende Moral überspitzt. Im Zentrum ihrer Sorge steht nicht der Schwiegersohn, sondern das millionenschwere Unternehmen - gegen das Tobias vor seinem Verschwinden auch noch an der Börse gewettet hat.  "Wer soll den ermorden, diese Pfeife?", fragt Gretas Vater Konstantin (Greg Stosch) etwa oder er erklärt Kommissarin Sahin, dass alles nur eine "Fickfackerei", ein großer Schwindel sein muss. Dabei hat so gut wie jeder von ihnen ein Motiv. 

Kurz: "Borowski und der Wiedergänger" unterhält und sorgt für Lacher, wie es der "Tatort" aus Münster schon lange nicht mehr tut.

Was stört?

Weil dieser "Tatort" so Spaß macht ist es besonders schade, zu wissen, dass Axel Milberg nach über 20 Jahren die Krimi-Reihe verlässt. Es wird noch einen Krimi mit ihm als Borowski geben, dieser ist für 2025 eingeplant. Einziger Lichtblick: Borowskis Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) bleibt den Zuschauer:innen weiter erhalten und steht ab 2026 im Mittelpunkt des Kieler "Tatorts".

Die Kommissare?

Haben sichtlich Spaß daran, ein bisschen aufzudrehen: Borowski darf etwa in Cowboy-Manier eine Presse-Drohne im Garten der Verdächtigen mit der Dienstwaffe abschießen, Sahin gibt am Kaminfeuer der noblen Exner-Familie Witze zum Besten. Beim Verhör spielen die beiden sich mit trockenen Kommentaren die Bälle zu. Borowski wird auch privat und lässt sich auf einen vermeintlichen Flirt mit Greta ein.

Ein- oder ausschalten?

Einschalten! Lassen Sie sich nicht von der arg gekünstelt wirkenden Partyszene am Anfang des Films abschrecken. Wer sich darauf einlässt wird an diesem "Tatort" aus Kiel viel Spaß haben.

PRODUKTE & TIPPS