Flashback: Am 23. September 2006 feierte "Schlag den Raab" auf ProSieben seine Premiere. Stefan Raabs Gegnerin damals hieß Esther. Die Betreiberin einer Indoor-Soccer-Anlage machte einen toughen, einen sportlichen Eindruck - es half ihr am Ende wenig. Mit 21:70 hatte die 30-Jährige das Nachsehen, ohne den Hauch einer Chance gehabt zu haben. Um 00.01 Uhr war in jener Nacht ihr Schicksal besiegelt. Was niemand ahnte: So früh sollte das Ergebnis in den nächsten fünf Jahren nie wieder feststehen. Erst recht nicht in der Jubiläumssendung am Samstag. Die setzte pünktlich zum Ehrentag - ProSieben feierte die 30. Ausgabe des mittlerweile in 16 Länder exportierten Erfolgsformats - eine neue Bestmarke. Erst um 1.49 Uhr stand der Sieger fest. Und der Weg dorthin war ein wechselvoller. Ein steiniger Parcours, auf dem zuweilen soviel geflucht und gehadert wurde, dass selbst Käpt‘n Haddock errötet wäre.
Stefan Raabs Gegner an diesem Abend: Gil, 30 Jahre, Polizeibeamter aus Bielefeld. Bullig, durchtrainiert, ein Baum von einem Kerl. Raab dagegen, wie von Spielleiter Steven Gätjen süffisant bemerkt, war wieder etwas fülliger aus der Sommerpause zurückgekehrt. Erhöhtes Kampfgewicht war jedoch eh nie ein Handicap für die "Killerplauze", den "Wühlbüffel" von ProSieben. Und so biss sich Raab, zuletzt zweimal siegreich, auch diesmal zunächst unbeirrt ins Match. Mit "Luftballons aufpusten" und "Wer liebt wen?" entschied er die ersten beiden Runden für sich, Gegner Gil hatte sich da noch gar nicht so recht von der Freude über den Sieg im Telefonvoting - unter anderem gegen Alex, den Gitarristen der Münsteraner Band Donots - erholt.
Wasserfußball als Chance
Beim Wasserfußball sah das schon ein wenig anders aus. Mit etwas Glück machte der Bielefelder das 3:3. Sehr zum Missfallen seines Gegners. Raab fluchte und haderte und reklamierte ein Foul vorm entscheidenden Treffer. Vergebens. Auch sein Meckern und Motzen bei der folgenden Disziplin - "Bötchenfahren" - konnte sich hören lassen, aber selbst der angemahnte Bootstausch konnte keine Wende bringen. Raab versagte, Gil brachte die ferngesteuerte Nussschale souverän und siegreich durch die Slalomstangen.
Raab patzt in Fußball-Geschichte
So ging es schließlich munter hin und her. Raab zog mit "Buchstabensalat" und "Münzenfühlen" auf 14:7 davon. Im anschließenden "Kugelstoßen" war dann nichts zu holen für den ehrgeizigen Gastgeber. Da konnte Raab noch so laut ächzen beim Wurf, der durchtrainierte Bielefelder glich zum 14:14 aus. Beim Stand von 31:14 für Raab bekam das Spiel schließlich jenen Bruch, der weite Teile der TV-Gemeinde vor dem Einnicken ob des dahinplätschernden Spielchens bewahrte. Bei "Wann war was?" verortete Stefan Raab den dritten Platz der deutschen Kicker beim letzten WM-Turnier zwei Jahre zu früh, nämlich 2008. Herausforderer Gil verkürzte so auf 31:24 und zog von da an plötzlich und unerwartet durch.
"Untersetzer werfen", "Blamieren oder kassieren" und "Autoreifen rollen" gewann der Bielefelder. Raab fluchte und schimpfte, greinte und giftete. Fuck. Scheiße. Scheiße. Fuck. Und das ganze noch einmal von vorne. Es nützte wenig. Gil hatte mit dem Durchmarsch seinen ersten Matchball beim Stand von 60:31 ergattert. Doch Raab wäre nicht Raab, wenn er dieses Spiel einfach so abgeben würde. Es musste schließlich ein alter Tennisspieler-Trick herhalten, um den Gegner aus dem Tritt zu bringen. Boris Becker wechselte einst das Trikot oder schnürte sich aufreizend langsam die Schuhe, um dem Gegner das Momentum madig zu machen. Raab wählte die gute, alte Pinkelpause. Ein perfekt gesetzter Pitstop an der Keramik brachte ihn zurück ins Match und Gil merklich aus der Fassung. Mit der Disziplin "Länderumrisse" wehrte Raab den ersten Matchball ab, der Stand nun nur noch 45:60. Auch beim 15. Spiel - einer simplen Partie Billard - behielt Raab die Nerven und glich zum 60:60 aus. Ein Ergebnis, das es vorher erst einmal gegeben hatte. Im September 2007 war der damalige Gegner Martin, ebenfalls Polizeibeamter, schließlich im Stechen erfolgreich.
Zwei Flummis entscheiden über Sieg oder Niederlage
Sein Bielefelder Kollege tat es ihm am frühen Sonntagmorgen gleich. Zwei Flummis fallen und einmal aufkommen lassen, anschließend beide mit der selben Hand fangen - so schlicht führte am Ende der Weg zu den Geldkoffern, darin enthalten 1,5 Millionen Euro.
Konfettiregen, Jubel, Tränen, Sieger Gil küsst sein Herzblatt, dazu Whitney Houstons unvermeidliches "One Moment in Time". Und während Steven Gätjen sich durch die Haare fährt, Stefan Raab sich über die Zahnreihen leckt und im Geiste schon sein nächstes "Schlag den Star"-Duell mit DJ Bobo durchgeht, ist die Freude bei Gils Vater wohl am größten. Dessen kamerunischem Heimatdorf hatte Sohnemann im Falle eines Gewinns einen nagelneuen Generator versprochen.