TV-Kritik "Schlag den Raab" Raab triumphiert über schwächelnden Sportlehrer

  • von Dominik Brück
Nach seiner Niederlage in der letzten Show ist Stefan Raab siegeshungrig. Sein erster Herausforderer in diesem Jahr kommt ihm daher sehr gelegen – ein schwieriger Gegner ist Michael nämlich nicht.

Die gefühlt längste Show des deutschen Fernsehens ist zurück: Bei der ersten Ausgabe von "Schlag den Raab" in diesem Jahr ging es für Herausforderer Michael um den frisch gefüllten Jackpot von 500.000 Euro. Nach seiner Niederlage in der letzten Sendung brannte Stefan Raab darauf, seinen angeknacksten Ruf als beinahe unbezwingbarer Gegner wieder herzustellen. Alle, die während der zahlreichen Werbeblöcke abgeschaltet haben, erfahren in unserem "Best of", ob Raab das gelungen ist.

Sympathiefaktor des Herausforderers

Eigentlich müsste man Herausforderer Michael mögen: Der Sport- und Englischlehrer ist als Sohn von Entwicklungshelfern in Liberia aufgewachsen und möchte, falls er gewinnt, mit einem Teil des Geldes seiner afrikanischen Heimat helfen. Das klingt äußerst sympathisch, leider ist Michael sehr von sich überzeugt und zeigt das bei jeder Gelegenheit. Seine ständigen Aufforderungen an das Publikum, ihn anzufeuern nerven nach einer Weile ganz schön. Sich selbst bezeichnet er als den "Tarzan aus Afrika", der Raab zu seiner Jane machen will. So richtig warm wird man mit Michael daher nicht.

Mein persönliches Höllenspiel

Gleich das zweite Spiel lässt mich an die schlimmsten Stunden meiner Schulzeit zurückdenken – den Matheunterricht. Die beiden Kontrahenten müssen drei lange Zahlen schriftlich addieren. Wer zuerst fertig ist, darf sein Ergebnis präsentieren. Enthält die Lösung einen Fehler, gewinnt der Gegner. Gegen Mathe-Monster Raab hat Michael in diesem Spiel keine Chance, souverän kämpft dieser sich durch die Zahlenreihen und präsentiert ein makelloses Ergebnis. Hier hätte der Sportlehrer wahrscheinlich gerne die Hilfe eines Kollegen gehabt.

Das langweiligste Spiel

Kartenwerfen ist im Prinzip nichts anderes als ein sündhaft teurer Kindergeburtstag. Abwechselnd müssen Raab und Michael Karten auf eine Spielfläche werfen und dabei versuchen, das Blatt des Gegners mit der eigenen Karte zu bedecken. Das Spiel zieht sich in die Länge und lässt kaum Spannung aufkommen. Einzig die Aufreger von Raab nach seinen verpatzten Würfen sind unterhaltsam. Michael ist in diesem Spiel klar der Bessere.

Erster Umschaltimpuls

Während des Kartenspiels: Bei "Deutschland sucht den Superstar" wird künstlich Spannung aufgebaut, als die Jury sich berät. Dann doch schnell wieder zurück zu Raab und seinen Wutausbrüchen. Das ist nicht unbedingt spannender, aber die Kommentare von Frank "Buschi" Buschmann sind auf jeden Fall erträglicher als der ewig nörgelnde Dieter Bohlen.

Zweiter Umschaltimpuls

Kommt während des Zurückschaltens zu "Schlag den Raab". Der Film "Das Vermächtnis der Tempelritter" mit Nicolas Cage verspricht einen spannenden Fernsehabend. Da ich den Film aber schon mehrfach gesehen habe und das Kartenspiel schließlich vorbei ist, lande ich doch wieder bei Raab und Michael.

Buschis bester Spruch

Das Spiel heißt Tischtennis-Aufschlag und der Name ist Programm: Aus immer größeren Entfernungen müssen die Kontrahenten einen sauberen Aufschlag auf einer Tischtennisplatte hinlegen. Als Michael schon bei einer relativ kurzen Distanz einen Ball vergibt ruft Buschi: "Oh nein, der Sportlehrer. Ich bin überrascht und mache mir Gedanken um die Schüler." Es wird nicht das einzige Mal bleiben, dass Raab seinen Herausforderer bei einer sportlichen Aufgabe schlägt.

Der Höhepunkt des Abends

Ist der plötzliche Auftritt von Büro-Übervater Bernd Stromberg alias Christoph Maria Herbst. "Lass doch mal den Papa machen", singt der Mitarbeiterschreck. Vielleicht hätte sich Michael wirklich Hilfe vom "Papa" höchstpersönlich holen sollen – zu diesem Zeitpunkt liegt der Herausforderer schon haushoch zurück.

Ich habe gelernt, dass…

… es wirklich einen offiziellen Verband für ein Spiel namens "Pit-Pat" gibt. Dabei handelt es sich im Prinzip um Minigolf, dass mit einem Billardqueue auf dem Tisch gespielt wird. Hier kommt sogar kurzzeitig Spannung auf, als es zum Stechen kommt. Multitalent Raab lässt sich jedoch den Sieg auch in diesem Spiel nicht nehmen und baut seine Führung weiter aus.

Die Überraschung des Abends

Raab steckt seinen Herausforderer in allen Sportarten in die Tasche. Besonders beim Hammerwerfen holt der Entertainer durch die richtige Technik die entscheidenden Zentimeter zum Sieg heraus. Niemand weiß, woher Raab die spezielle Drehbewegung der Hammerwerfer beherrscht. Noch rätselhafter bleibt aber, warum der Sportlehrer hier nicht mithalten kann.

Gefühlte Dauer

Kaffeepflichtig – wer bis zum Ende durchhalten wollte, brauchte entweder ein großes Durchhaltevermögen oder jede Menge Koffein. Raab dominiert klar und kann seine Führung früh ausbauen. Auch die Spiele sind wenig einfallsreich. Abgesehen von ein paar Ausnahmen haben die Herausforderungen ein sehr ruhiges Tempo. Absoluter Tiefpunkt: Raab und Michael müssen raten, wie oft sich ein Rad drehen wird. Wenigstens blieb da Zeit, besagten Kaffee aufzusetzen.

Siegerin der Herzen

Ist eindeutig die Studiotechnikerin, die Moderator Steven Gätjen zur Hilfe eilt, als sich bei einem Spiel eine Schraube am Spielgerät lockert. Gekonnt schafft es die junge Frau unter dem Beifall des Publikums Gätjen die Aufgabe abzunehmen, die lockere Mutter wieder festzudrehen.

Das Comeback des Abends

Schafft Raab während des Sieben-Meter-Schießens auf ein Feldhockeytor. Obwohl er 3:0 zurückliegt, gelingt es ihm kurz vor Schluss mit drei aufeinanderfolgenden Treffern noch auszugleichen. Im anschließenden "Sudden Death" unterliegt Sportlehrer Michael schließlich. Nur ein Spiel später hat Raab den Sieg in der Tasche. Der nächste Herausforderer spielt also um eine Million Euro gegen einen wieder siegesgewissen Stefan Raab.

PRODUKTE & TIPPS