TV-Kritik "The Voice of Germany" Dümpelnde Arien, fragwürdige Akzente und "falsche" Juroren

Von Anne Passow
Wenn auch bei den Kandidaten wenig Spektakuläres passiert, haben zumindest die Juroren ihren ganz eigenen Spaß. Die Pointe ist dabei nicht ganz neu - Rea Garvey hielt man wieder für jemand anderen.
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Was BossHoss über Sieger und Jogi Löw denken

"Ich war einfach geflasht", lobt Nena den Gesang von Matei und Emanoil Constatin. "Manchmal war der Text schwammig", kritisiert Rea Garvey Kandidatin Lida Martel. Und Xavier Naidoo lässt sich gegenüber Kandidat Raffa Shira zu der Bemerkung hinreißen: "Ich dachte, da steht ne ältere schwarze Dame". Schräge Jurykommentare wie diese gehören zu "The Voice of Germany" wie das Doppel Ö zu Harald Glööckler. Wenn auch nicht immer erhellend, so sind sie doch immerhin erheiternd.

Lustig ist es auch, wenn nur Xavier Naidoo sich bei den vierten "Blind Auditions" erweichen lässt, für Iveta Mukuchyans zwar hübsch aber etwas kraftlos gesungenes "Euphoria" zu buzzern und ihr dann sagt: "Es war an vielen Stellen so eigen, dass ich dachte, man sollte dir eine Chance geben." Tja, #link;http:// http://www.stern.de/kultur/tv/kritik-the-voice-of-germany-die-anti-bohlens-1912883.html;Dieter Bohlen# hätte es wahrscheinlich so ausgedrückt: "Du hast keinen Esprit, du hast keine Stimme, was machst du eigentlich hier?" Aber Bohlen gehört in eine andere Show. Und immerhin werden in "The Voice of Germany" keine musikalischen Stümper vor die Kamera gelassen. Die meisten haben in ihrem Leben mit Musik zu tun.

"Nicht wirklich was gefühlt"

Aber das allein reicht nicht. Denn Kandidaten, die ihre Stücke zwar ordentlich singen, denen aber der letzte Schliff, das i-Tüpfelchen auf der Arie fehlt, gibt es an diesem Abend viele. Luca Sportiello ist dabei. Sein "Black and Gold" dümpelt so dahin. "Du bist ein fantastischer Sänger, aber ich habe nicht wirklich was gefühlt", bekommt er von einer wohltuend direkten Nena sein Fett weg.

Raffa Shira kann mit seiner weichgespülten Version von "Another day" ebenfalls nur The BossHoss überzeugen. Und Shave Randle, alleinerziehender Vater, der sich selbst als "Sänger und Hausfrau" bezeichnet, John Jones, der im wirklichen Leben gerne als Performancekünstler in riesigen Schneekugeln singt, sowie Ilan Green können keinen Juror für sich begeistern und fliegen raus.

Schnell mal umschalten zu „Troja“

Als Kandidat Ilan, bevor er hinter der Bühne verschwindet, noch zu Rea Garvey sagt: "Xavier, ich bin großer Fan" sorgt das, zumindest bei der Jury, für Erheiterung. In wiederholten Off-Kommentaren und Einblendungen wird daran erinnert, dass Rea Garvey ja bereits in der letzten Sendung verwechselt wurde. Damals mit dem Gitarristen Chris Rea, nun mit Xavier Naidoo. Lustig ist das. Nena kullert sich auf dem Boden, auch der Rest der Jury kann sich kaum halten. Nur der Fernsehzuschauer fühlt sich irgendwie veralbert, wirkt alles doch irgendwie inszeniert und die vielen Off-Kommentare, die immer wieder auf die spaßige Situation hinweisen, nerven. Man ist versucht auf RTL 2 umzuschalten, da läuft gerade "Troja". Die Schlachtszenen sind wahrscheinlich authentischer.

Wer aber wissen will, wies bei "The Voice" ausgeht, bleibt auf Sat1 und tut sich Alina Duwe an. Mit ihrem zwar kräftigen aber irgendwie gepresst-gesungenen "You belong with me" findet der Countrymusikfan mit Cowboystiefeln bei The BossHoss einen Platz. Die Stuttgarter Brüder Matei und Emanoil Constantin, die gemeinsam als "Manumatei" auftreten, schaffen es, trotz nervigem Schmalz-Klangteppich unter "The man who can´t be moved", alle vier Juroren zum buzzern zu bringen.

Fragwürdiger Akzent

Es gibt jedoch auch sie an diesem Abend, die Musiker, die es schaffen, ihre Stücke in einer ganz eigenen Weise vorzutragen. Marcel Beuter ist mit seiner sehr rockigen Version von "Wonderwall" dabei. Alle vier Juroren drücken den roten Knopf, auch wenn Rea Garvey dem 38-Jährigen mit auf dem Weg gibt, besser auf deutsch zu singen. O-Ton: "Ich finde deine Akzent ein bisschen manchmal fragwürdig."

Wirklich vom Stuhl reißen an diesem Abend die beiden Kandidatinnen Bianca Böhme und Karo Fruhner. Die 20-jährige Gesangsstudentin Bianca singt "Nobodys perfect" so kraftvoll und emotional, dass sämtliche Juroren überzeugt sind. Genauso von Karo. Die 25-Jährige begleitet sich zu einem gefühlvoll gesungenen "Save me from myself" am Klavier und fängt den ganzen Saal ein. "Ich hab gemerkt, da will mir jemand was erzählen", bringt es Nena auf den Punkt. Und Kandidatin Lida Martel schafft es, das Stück "I follow Rivers" als björkigen James Bond-Song vorzutragen. Rea Garvey und Nena, lässt die 29-Jährige damit zwar ratlos zurück. The BossHoss aber sind begeistert. "Die ist lizy", freuen sie sich. Die ist was? Egal. Schräge Jurykommentare gehören eben dazu bei "The Voice of Germany".

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