ZDF Magazin Royale Böhmermann schießt gegen die deutschen Waffenhersteller – und zwingt Habecks Wirtschaftsministerium zum Handeln

Jan Böhmermann und sein Team haben mit der jüngsten Folge des "ZDF Magazin Royale" auch die Rolle von Robert Habecks Wirtschaftsministerium unter die Lupe genommen
Jan Böhmermann und sein Team haben mit der jüngsten Folge des "ZDF Magazin Royale" auch die Rolle von Robert Habecks Wirtschaftsministerium unter die Lupe genommen
© ZDF Magazin Royale / ZDF
Die amerikanische Schusswaffen-Krise beschäftigt auch die deutsche Öffentlichkeit immer wieder. Das "ZDF Magazin Royale" zeigt nun eindrücklich, wie die deutschen Waffenhersteller daran kräftig verdienen. Eine politische Folge hatte die Folge bereits.

Auch wenn die Krönung von Charles III. heute die Schlagzeilen beherrscht und Böhmermanns Sendung das "Royale" sogar als Teil ihres Namens trägt: Der neue König spielte bei der gestrigen Sendung nur im Einstieg eine winzige Rolle. Stattdessen hatte sich Böhmermanns Team ein anderes Ziel gewählt: die deutsche Waffenindustrie. Und, soviel kann man schon mal verraten: Die Folge hatte wieder einmal auch politische Konsequenzen.

Die Faszination der Amerikaner für Waffen und deren Normalität im US-Alltag ist für die Deutschen oft nur schwer zu verstehen. Selbst im Supermarkt gibt es Schusswaffen zu kaufen, zeigt Böhmermann. "Langwaffen in der Glasvitrine. Das Schärfste, was bei uns bei Penny hinter Glas muss, sind die Wilkonson Sword Hydro Protection Klingen im Viererpack und der gute Jim Beam für 12,99." Also zumindest heute. Früher gab es Waffen auch aus dem Quelle-Katalog, wie Böhmermann feixend zeigt.

Der deutsche Teil der Waffenkrise

Wer die Waffenkrise nur auf der anderen Seite des Atlantik vermutet, wird vom "Magazine Royale" allerdings schnell auf den Teppich zurückgeholt. Ob in Ehestreiten, bei Lärmbelästigung der Nachbarn oder zuletzt beim brutalen Mehrfachmord in einer Kirche der Zeugen Jehovas in Hamburg: Auch in Deutschland gibt es immer wieder Vorfälle, in denen einer der eine Millionen legalen Schusswaffenbesitzer des Landes zur Waffe greift. "Kann es sein, dass es auch uns in Deutschland nicht so richtig gut läuft in Sachen Schusswaffen", fragt sich Böhmermann entsprechend bald.

Wie wenig fremd den Deutschen die Schusswaffen sind, wird klar, als Böhmermann einfach mal vier Unternehmen aufzählt, deren Namen wohl jeder schon mal gehört hat. Glock, Walther, Heckler&Koch und Sig Sauer stellen nicht nur weltweit bekannte Feuerwaffen her. Sondern stammen alle aus Deutschland und Österreich. 

Spenden gegen Waffenbeschränkungen

Und sie spielen auch international ganz groß mit. Glock und Sig Sauer gehören dort zu den vier größten Herstellern von Handfeuerwaffen, Sig Sauer hat sich gar zum Ziel gesetzt, die Nummer 1 auf dem amerikanischen Waffenmarkt zu werden, erklärt ein Anwalt der Gruppe in einem Video. Der Kontext des Clips ist durchaus bemerkenswert: Die Marke musste eine hohe Geldstrafe zahlen – weil sie illegalerweise über eine Millionen Waffen über die USA nach Kolumbien verkauft hatte, wie Böhmermann betont.

"Wenn die strengen Waffengesetze hier bei uns Zuhause nerven, einfach raus aus Germany und rein in die U.S.-of-A., Land of the Free", bringt der Moderator die Einstellung auf den Punkt. Dazu würde die Firma dort auch fleißig Lobbyarbeit betreiben. So würde die Sig Sauer auch zu den Großspendern der "Friends of NRA" gehören. "Und sie werden es nicht glauben, aber die Friends of NRA sind enge Freunde der – NRA." Also der mächtigen Waffenlobby der USA, die als größte Bremse für eine strengere Waffenregulierung gelten. Und auch Glock spendeten dort fleißig.

Zielgruppenbewusst

Auch in der Werbung unterscheiden sich die Waffenhersteller in der Heimat und ihrem größten Markt stark. Während sich Walter, Glock und Co. in Deutschland mit netten Sportschützen und klimabewusster Haltung darstellen, ist die US-Werbung ungleich martialischer. Man müsse immer bereit sein raunt es dort, bei Rabatt-Aktionen werden die beiden kostenlosen Magazine bei Kauf einer Waffe beworben. "Deutsche und österreichische Waffenkonzerne präsentieren sich bei uns öko-friendly. In den USA sagen sie aber ganz offen: Wir wollen, dass geballert wird. Und zwar von allen auf alle."

Die Folgen sind im US-Alltag zu sehen. Nach Recherchen des "Magazin Royale" und des "Tagesspiegels" sind die Waffen deutscher Hersteller in knapp der Hälfte der tödlichen Massenschießereien in den letzten Jahren benutzt worden. So hatte etwa der Täter im berüchtigten Anschlag auf die Grundschule Sandy Hook, der 20 Kinder und sieben Erwachsene das Leben kostete, auch eine Sig Sauer und eine Glock im Gepäck. "Mit besten Grüßen nach Eckernförde und Kärnten", fasst Böhmermann mit den Firmensitzen der beiden Unternehmen zusammen. "Schlecht für die Menschen in den USA, gut für die Bilanzen in Österreich und Deutschland."

Sieben spannende Fakten, die Sie über Jan Böhmermann wissen sollten
Jan Böhmermann sorgt immer wieder nicht nur für Lacher, sondern auch für Diskussionen. Anders als in seinen Shows, hält er sich in seinem Privatleben aber bedeckt. 
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Grüne Waffen-Unterstützung

"Wo sind denn die Grünen mit ihrer Verbotspolitik?"; fragt Böhmermann spitz. "Ach so ja, ich weiß wo: Am German Pavilion." Denn auf der Shot Show, größten Waffenmesse der USA haben die deutschen Hersteller ihren eigenen Großstand - mitfinanziert vom deutschen Wirtschaftsministerium. "Mit viel Fingerspitzengefühl geleitet von der schärfsten Flinte im Waffenschrank von Olaf Scholz", grinst der Moderator zu einem Bild des grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck. "Jeder Blick ein Streifschuss direkt ins Herz."

Tatsächlich hat die Nachfrage des "Magazin Royale" nun Folgen: Das Ministerium bedankte sich für die Nachfrage – und sagte seine Unterstützung der deutschen Hersteller für die Messe im nächsten Jahr ab, wie der "Spiegel" meldete. "Ich gehe aber trotzdem hin, vielleicht treffe ich ja jemanden", feixt Böhmermann. Und schießt noch ein letztes Mal mit der die ganzen Sendung herumgefuchtelten Schreckschusspistole. Peng, das hat gesessen.

mma

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