Kirchliche Siedlung Unesco erklärt Sachsens Herrnhut zu Welterbe

Die Kirche der Brüdergemeine Herrnhut in Sachsen
Die Kirche der Brüdergemeine Herrnhut in Sachsen
© Sebastian Kahnert / DPA
"Kleine Stadt von Welt" wird Herrnhut gern genannt. In den mehr als 300 Jahren seiner Existenz hat der Ort große Strahlkraft entwickelt. Nun ist er mit einem begehrten Titel belohnt worden.

Das Welterbekomitee der Unesco hat die sächsische Kleinstadt Herrnhut als Teil der Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine als neues Welterbe ausgezeichnet. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation gab die Entscheidung am Freitag auf seiner 46. Sitzung im indischen Neu-Delhi bekannt.

Gleichzeitig wurden zwei weitere Siedlungen in den USA und in Nordirland in die Liste aufgenommen, wie die UN-Kulturorganisation in Bonn mitteilte.

Sie freue sich über die Entscheidung des Welterbekomitees, erklärte die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer. "Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine stehen für den kulturellen und geistigen Austausch über Ländergrenzen und Kontinente hinweg – sie sind in Vielfalt vereint und damit ein Sinnbild für die Welterbeidee."

Siedlungen in aller Welt

Die Siedlungen würden überall nach den gleichen Grundsätzen geplant, enthielten aber trotzdem regionale Besonderheiten. In der schlichten Architektur spiegelten sich die Ideale der Religionsgemeinschaft wider. Viele Gotteshäuser der Gemeinschaft seien dem Kirchensaal in Herrnhut nachempfunden.

Herrnhut ist der Ursprung für die Evangelische Brüdergemeine. Glaubensflüchtlinge aus Mähren hatten den Ort 1722 gegründet. Die sächsische Stadt Herrnhut ist Gründungsort der Gemeine, ein altes Wort für Gemeinde. Ein Vorläufer entstand bereits im 15. Jahrhundert. Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700–1760) hatte den protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Mähren einst Land für die Ansiedlung in der Oberlausitz zur Verfügung gestellt. Exakt am 17. Juni 1722 fällte der Zimmermann Christian David den ersten Baum, um den neuen Ort unter des "Herrn Hut" zu bauen.

Die evangelische Gemeinde hat heute weltweit rund eine Million Mitglieder, einen Großteil davon im ostafrikanischen Tansania.

Unesco-Orte in Deutschland: Das sind die ungewöhnlichsten Welterbestätten
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Aus Herrnhut kommt der bekannte Weihnachtsstern

Weltweit gibt es mittlerweile zahlreiche Siedlungen. Jene in Herrnhut in der Oberlausitz gilt als Prototyp. Mit Christiansfeld in Dänemark wurde eine davon bereits 2015 als Welterbe der Unesco anerkannt. Nun wurde das Welterbe um weitere Siedlungen zu einer sogenannten transnationalen Welterbestätte erweitert.

In Herrnhut entstanden auch die bekannten Weihnachtssterne, die den Stern von Bethlehem darstellen sollen. Sie wurden vor über 160 Jahren entwickelt. Bis heute sind die gezackten und meist beleuchteten Sterne ein beliebtes Dekorationselement in der Weihnachtszeit.

Weihnachtliche Herrnhuter Sterne
Weihnachtliche Herrnhuter Sterne
© Sebastian Kahnert / DPA

"Wir haben ab heute in Sachsen drei Weltkulturerbestätten – und alle drei sind grenzüberschreitend", erklärte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Das Gefühl, Teil des kulturellen Erbes der Menschheit zu sein, sei unbeschreiblich. "Ich bin stolz darauf, dass Herrnhut den Welterbetitel geholt hat und gratuliere von Herzen", fügte er hinzu.

Das Unesco-Welterbekomitee tagt noch bis Mittwoch. Am Samstag wird eine Entscheidung über eine weitere mögliche Welterbestätte in Deutschland erwartet. Dabei geht es um das Residenzensemble in Schwerin, das aus knapp 40 verschiedenen Gebäuden besteht. Als Zentrum gilt das Schweriner Schloss, in dem heute der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern seinen Sitz hat. In der Bundesrepublik gibt es mehr als 50 Welterbe-Stätten. 

AFP · DPA
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