Bis Montagmorgen um 6:30 Uhr Ortszeit haben Menschen noch die Gelegenheit, den Sarg von Queen Elizabeth II. in der Westminster Hall zu sehen. Dann endet das sogenannte "Lying In State" und das offizielle Begräbnis startet allmählich.
Spätestens am morgigen Sonntag wird es daher knapp, der verstorbenen Königin die letzte Ehre zu erweisen. Wie das "Department for Digital, Culture, Media and Sport" auf Twitter mitteilt, solle man Reisen zur Warteschlange allmählich einstellen. Vor Ort wird das Anstellen immer wieder gestoppt, um die Kapazitätsgrenzen der "Queue" (dt. "Warteschlange") nicht zu sprengen. Wenig überraschend bildet sich dann einfach eine weitere Warteschlange, die auf den Anschluss an die eigentliche Prozession wartet.
"The Queue" ist so außergewöhnlich, dass es bereits einen eigenen Wikipedia-Eintrag dafür gibt. Dort erfährt man, dass die maximale Länge 15,9 Kilometer beträgt und bereits geprüft wird, ob es sich bei diesem Phänomen um einen Weltrekord handelt.
Mehr als 1000 Ordner, Polizisten und Helfer
Damit beim Warten alles glattgeht, sind 800 Ordner, zahlreiche Polizisten und Hunderte Freiwillige im Einsatz. Am Wegesrand gibt es Toiletten, Restaurants und kleine Straßenstände, die die Wartenden mit allem nötigen versorgen.
Dennoch ist das Anstehen eine echte Tortur. Die Warteschlange ist nicht überdacht, die Menschen sind dem Wetter schutzlos ausgeliefert. Zum Glück zeigt sich das britische Wetter dieser Tage gnädig, es gab bereits schlimmere Herbstwochen in der Hauptstadt.
Das Mitbringen von Zelten oder großen Taschen ist übrigens verboten. Einige Menschen bringen sich kleine Campingstühle mit, was sich aber durch die stete Fortbewegung der Schlange sicherlich als hinderlich herausstellen dürfte.
Doch obwohl schier unendlich viele Menschen die Londoner Innenstadt vollstopfen, sind die Rückmeldungen erstaunlich positiv. Britische Medien sprechen immer wieder mit Wartenden, die meisten empfinden das lange Anstehen als respektvollen Akt für die Queen und spüren eine Art Zusammengehörigkeit, die die gemeinsame Reise zur Westminster Hall offenbar erträglich macht.
Zwei Zwischenfälle, Hunderte Kreislaufprobleme
Aus dem Umfeld der "Queue" sind bisher nur zwei nennenswerte Zwischenfälle bekannt. Am Freitag berichtete der "Guardian", dass ein Mann zwei Frauen sexuell belästigt habe, ehe er zur Flucht in die Themse sprang. Der Polizei gelang es, den Mann festzunehmen.
Gleiches gilt für den Vorfall am Freitagabend in der Westminster Hall, bei dem ein Mann versuchte, zum Sarg der Königin zu gelangen. In nur wenigen Sekunden wurde auch er gefasst und entfernt.
Was die Gesundheit der Menschen in der Schlange angeht, spricht die "BBC" von 435 gesundheitlichen Vorfällen und 42 Personen, die ins Krankenhaus mussten. Zumeist handelte es sich dabei um Kreislaufprobleme, denen ein abrupter Fall zu Boden folgte.
Für die restliche Wartezeit können wohl immerhin Regenschirme zuhause bleiben: Die kommenden Tagen werden sonnig oder leicht bewölkt, mit Niederschlag rechnen die Wetterdienste erst Mitte kommender Woche. Eine Jacke bleibt aber Pflicht: Die Höchsttemperaturen beim "Lying In State" werden die 20-Grad-Marke nicht überschreiten.