Aktuell dominieren "LaLa"- und "OkOkOk"-Girls die TikTok-Feeds dieser Welt. Was es damit auf sich hat – und wieso der neue Trend schlichtweg absurd ist.
TikTok-Trends gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Während manche von ihnen das alltägliche Leben erleichtern oder einfach nur der Unterhaltung der User dienen, sind andere wiederum völlig absurd oder sogar gefährlich. Schranken, die sich den eigens erdachten Challenges in den Weg stellen, gibt es bislang keine.
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Während manche Trends wie die "Blackout Challenge" offensichtliche Gesundheitsrisiken bergen, geraten Inhalte, die bestimmte Schönheitsideale oder Lebensstile verbreiten, oft aus dem Blickfeld der Gefahrenzone. Auswirkungen auf die Psyche junger Nutzer werden mittlerweile zwar deutlich häufiger thematisiert, meist aber trotzdem unterschätzt.
Anpassungsdruck begrenzt sich nicht nur auf Optik
Ein jüngstes Beispiel ist der sogenannte "Vanilla Girl Trend", der das Erscheinungsbild von makellos wirkenden, meist blonden, schlanken Frauen idealisiert, die sich voller Achtsamkeit gut um sich selbst und ihre Umwelt kümmern. Mögliche Druck- und Stressgefühle beschränken sich bei vergleichbaren Trends demnach nicht mehr nur auf die Optik, sondern auch auf bestimmte, anzustrebende Verhaltensweisen.
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Und genau hier besteht die Gefahr. Ähnlich wie bei den "Vanilla Girls" idealisieren die Nutzerinnen und Nutzer bei den "LaLa"- und "OkOkOk"-Girls bestimmte Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen und kategorisieren junge Mädchen anhand dieser in zwei Gruppen.
Bist du ein "LaLa"- oder ein "OkOkOk"-Girl?
Knapp 25 Millionen Aufrufe haben die Beiträge zu den "LaLa"-Girls mittlerweile. Sie zeigen verschiedene Bilder junger Frauen sowie Listen mit Charaktereigenschaften, die die sogenannten "LaLa"- oder "OkOkOk"-Girls ausmachen. Im Hintergrund ist in jeder Aufnahme der Song "See you again" von "Tyler, the Creator" zu hören, in dem der Sänger "okokok" rappt und eine Frau zeitgleich "lalala" singt. Die große Frage, die die User unter den Beiträgen stellen: Bist du ein "LaLa"- oder ein "OkOkOk"-Girl? Das klingt nicht nur absurd, sondern ist es zudem auch, wie ein Blick auf die Beschreibung der "LaLa"s und "OkOkOk"s zeigt:
Während "LaLa"-Girls als mädchenhafte, die Farbe "Rosa" liebende Frauen definiert werden, die extrovertiert und offenherzig durch die Welt gehen, stehen "OkOkOk"-Girls auf dunkle Farben und verbringen gerne Zeit mit sich alleine. "LaLa"s sind laut Definition demnach extrovertiert, "OkOkOk"s eher introvertiert.
Ein Klischee nach dem nächsten
Die Klischees gehen weiter: "LaLa"-Girls sollen selbstbewusst, reif und gesprächig sein, ein Faible für Blumen, Natur und Bücher sowie eine stets optimistische, fast schon verträumte Sichtweise auf die Dinge haben. Unter Menschen sollen sie sich stets laut, impulsiv und ausdrucksstark behaupten und einen Raum voller Leidenschaft für sich einnehmen.
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"OkOkOk"-Mädchen hingegen denken eher rational, neigen dazu, die Dinge zu überdenken und sich mehr von ihrem Verstand, als von ihren Gefühlen leiten zu lassen. Sie sollen sensibel, empathisch, zurückhaltend und in sich gekehrt sein, können sich dafür aber umso besser in andere Menschen hineinversetzen und ihnen ein offenes Ohr schenken. Sind sie einmal hemmungsloser, soll sich bei "OkOkOk"-Girls ihr sarkastischer Humor zeigen. Jedoch halten sie sich in der Regel eher zurück, lassen den "LaLa"s den Vortritt und vermeiden Konfrontationen und Konflikte.
Längst Überholtes Schwarz-Weiß- und Schubladen-Denken
"LaLa"- und "OkOkOk"-Girls ergänzen sich also. Sie bilden zwei Pole, die sich von Grund auf in ihrem Verhalten unterscheiden. Eine Mischung aus beidem? Gibt es nicht. Klingt ein bisschen wie Wednesday Adams und ihre Zimmernachbarin Enid Sinclair im Netflix-Hit "Wednesday" oder Gabriella Montez und Sharpay Evans aus "High School Musical". Doch was auf Netflix, im Kino oder eben auf TikTok funktioniert, entspricht nicht unbedingt der Realität. Denn genau wie die meisten Menschen nicht nur extrovertiert oder nur introvertiert sind, sind sie ebenso nicht nur "okokok" oder "lalala".
In der Welt der sozialen Medien wird das außer Acht gelassen. Schwarz-Weiß- und Schubladen-Denken dominiert die Plattformen, kategorisiert Menschen in Gruppen und fördert damit die Aufrechterhaltung von Stereotypen. Und diese schaden nicht nur der Wahrnehmung unserer Mitmenschen, sondern auch der von uns selbst.
Gerade bei jungen Menschen, die sich auf der Suche nach dem Selbst befinden, können Klischees und Stereotypen wie ein Korsett fungieren: Sie geben ihnen eine vermeintliche Identität, verhindern jegliche Art von Flexibilität in der Entwicklung und der natürlichen Selbstfindung und halten längst überholte Glaubenssätze in den Köpfen junger Menschen aufrecht.
Es wird sicherlich nicht lange dauern, bis ein nächster Trend auf den sozialen Medien diesen Rückschritt weiter befeuert - und die nächste Kategorisierung von Menschen anhand von Klischees und Stereotypen ermöglicht.