Das Modelbarometer spricht eine eindeutige Sprache. Wenn am kommenden Donnerstag in Los Angeles gewählt würde, käme Christina nicht ins Finale. Das ergab gestern eine Blitzumfrage unter den verbliebenen fünf Kandidatinnen. Drei von ihnen votierten für die Unterfränkin, deren Beine von Aschaffenburg bis Schweinfurt reichen. Sie habe zu wenig Persönlichkeit, befand Carolin, Fraktionssprecherin der körperlich Unterprivilegierten, und durfte sich der Unterstützung von Janina und Wanda sicher sein. Bloß Jennifer entschied sich anders. Das war auch kein Wunder, kann sie doch selbst aus jedem Tal das Meer sehen.
Nach dem Rausschmiss von Gisele haben sich in der Modelvilla die Gewichte neu verteilt. Die Fraktion Versandhauskatalog um Carolin, Janina und Wanda kämpft erbittert gegen die Fraktion Glamour, der Christina und Jennifer angehören. Glaubt man einer geheimen Liste, ist das Rennen sowieso schon entschieden. Die "Bild" bekam sie von der "Berliner Zeitung" zugespielt, die wiederum angeblich von einem Maulwurf bei ProSieben. Demnach ziehen Janina, Christina und Jennifer ins Finale ein. Letztere soll als gekrönte Königin der Schönen bereits ein großes Fotoshooting für eine TV-Zeitschrift hinter sich gebracht haben. Alles Quatsch? Alles Quatsch. Behauptete jedenfalls Rolf "Rolfe" Scheider gestern bei "TV Total" und lächelte dabei sein schönstes Assistenzarzt-Lächeln wie beim Verschweigen einer schlimmen Krankheit.
Die Kandidatinnen machen jeden Blödsinn mit
In einer Voraussage behielt die ominöse Liste jedoch auf jeden Fall recht: Keines der Mädchen musste in der jüngsten Folge gehen. Das wäre dramaturgisch auch sehr unklug gewesen. Denn die Kandidatinnen sind inzwischen so windelweich geklopft, dass sie jeden, aber auch wirklich jeden Blödsinn mitmachen und ihre Mitkonkurrentinnen aus der Bahn drücken, wo es nur geht. Vor allem Carolin und Wanda, die nicht einmal bei der Wahl zur Miss Pinneberg unter die ersten Drei kommen würden, verspritzen so viel Gift, dass Heidi Klum, ihr Kriegsminister Peyman und die Quotenzähler von ProSieben ihr Glück kaum fassen können. Da fallen Sätze wie "Du hast das schönste Kleid, du Schwein", da wird unverhohlen gegrinst, wenn eine andere heult, und vor Neid ins Stuhlbein gebissen. Ein Fest für Neo-Darwinisten.
Das Feindbild heißt Christina. Die 21-Jährige hat sich vom schüchternen Aschenbrödel zur selbstbewussten Laufsteg-Diva gemausert und räumt einen Job nach dem anderen ab. Gestern wurde sie von Ed-Hardy-Chef Christian Audigier als Model für ein überdimensionales Plakat mitten in Hollywood ausgewählt. Sie setzte sich dabei ausgerechnet gegen Carolin durch, die das "schon blöd" fand und der ungeliebten Rivalin - ihre verkniffenen Lippen sprachen Bände - am liebsten eine mehrspurige Schnellstraße ins Gesicht gekratzt hätte. Das Ganze fand auf einer Party im Modelhaus statt, die von den Bewohnerinnen selbst organisiert wurde. Eingeladen war auch der smarte Amerikaner, der eine Folge zuvor als Kuss-Dummy herhalten musste. Als der sich im Gedränge nach Gisele erkundigte, hatte Carolin endgültig den Kaffee auf. Soll sie etwa bis ans Ende ihrer Tage "Support Officer" in einer Pharmafirma im hessischen Kelkheim bleiben?
"Ich hab, glaube ich, was voll Doofes gesagt"
Dafür spricht einiges, denn beim so genannten "Food-Shooting" hatte die 24-Jährige den unvorteilhaftesten Part. Ein glibbriger Tintenfisch zierte ihr blondes Haupt - wie alle Esswaren, die zum Einsatz kamen (so viel politische Korrektheit muss sein), über dem Verfallsdatum. Das machte die Sache nicht gerade appetitlicher. Die Klingonin aus der Fischfabrik schaute neidzerfressen rüber zu Christina und Jennifer, die ein paar Pastalöckchen im Haar hatten oder komplett mit Schokoguss überzogen wurden. Und als Carolin bei einer simulierten Reportersituation während des abschließenden Catwalks auch noch frei heraus plauderte, dass sie gerne mal eine Zigarette raucht, dämmerte ihr schnell, dass das nicht so clever war: "Ich hab, glaube ich, was voll Doofes gesagt." Wanda, ihre Schwester im Geiste, konnte das gut nachvollziehen. Die antwortete nämlich auf die Frage, wie viel Einwohner Deutschland habe, mit "zehn Millionen". Peyman empfahl ihr daraufhin, sich mehr Zeit zum Lesen zu nehmen. Die werden die beiden Möchtegern-Miss-Pinnebergs mit Sicherheit auch bald haben.