Bill und Melinda Gates galten als das Super-Paar der vergangenen Jahrzehnte, weitgehend frei von Skandalen und nur in den Schlagzeilen, wenn ihre Stiftung Großes geleistet hatte. Doch ihr Image bekommt immer mehr Risse.
Bill und Melinda Gates: Sein Image bekommt Risse
In einem neuen, ausführlichen Artikel in der Zeitschrift "Vanity Fair" kommen Insider zu Wort, die das bisherige Bild der beiden infrage stellen.
Auch Microsoft könnte bald gezwungen sein, Stellung zu beziehen, nachdem sich das Unternehmen bislang bedeckt gehalten hatte. Denn angeblich war der Tech-Nerd Gates nicht der devote Ehemann, als der er in der Öffentlichkeit dargestellt wurde. In der "Vanity Fair" offenbarte nun ein ehemaliger Mitarbeiter, dass Gates die Menschen um sich herum mit NDAs (Non Disclosure Agreements, die es einer Person verbieten, vermeintliche Geheimnisse auszuplaudern) ruhig gehalten haben soll.
"Der Mensch Bill Gates": So chaotisch geht es im Kopf des genialen Milliardärs zu

Der Mensch Bill Gates auf Netflix
"Tauchen Sie in den Geist des Milliardärs Bill Gates ein" – so teasert Netflix seine dreiteilige Doku über einen der klügsten Köpfe unserer Zeit an. Aber dieses Versprechen ist ein bisschen irreführend, denn im Gehirn dieser vielschichtigen Persönlichkeit, deren größte Angst es ist, dass ihr Gehirn aufhören könnte zu funktionieren, herrscht Chaos. Das bestätigt Gates' Frau Melinda in einer der Folgen. Dieses Gehirn funktioniere wie ein Mehrkernprozessor, mit dem Gates gleichzeitig Wissen und sein gesellschaftliches Leben verarbeitet. Kurz: Es herrscht zu viel Chaos, um als Zuschauer wirklich einzutauchen in diesen Geist, in dem einfach zu viel auf einmal passiert.
Trotzdem ist "Der Mensch Bill Gates" verdammt fesselnd, zeichnet er doch den Weg des Supernerds vom gerissenen Microsoft-Firmengründer zum Wohltäter und vielleicht weltweit großzügigsten Menschen, der über 28 Milliarden Dollar in seine Stiftung gesteckt hat, um zum Beispiel die Kanalisation in Entwicklungsländern komplett neu zu denken oder Polio auszurotten.
Wann gucken? In zynischen Momenten, in denen ihr mal wieder feststellt: Geld regiert die Welt. Denn wenn es mehr Multimilliardäre wie Gates gäbe, die ähnlich sinnvoll mit ihrem Geld umgehen, wäre es auf einmal gar nicht mehr so schlimm, dass Geld die Welt regiert.
Für Fans von: Tiefgründige und spektakulär aufbereitete Dokus über spannende Persönlichkeiten, siehe z. B. auch: "Trump: An American Dream", "Bobby Kennedy for President" oder "American Playboy: The Hugh Hefner Story".
Binge-Faktor: ♥♥ Aber darum geht es hier auch nicht. Zwar ist "Der Mensch Bill Gates" faszinierend genug, um es durchzubingen – aber die drei Folgen funktionieren auch als drei kleine, für sich stehende Filme.
"Herablassend" und "unerbittlich"
"Für eine so lange Zeit wurde einem gesagt: 'Du hast ein NDA. Du kannst nicht reden'", sagte der Mitarbeiter. Er selbst habe einen solchen Vertrag unterschrieben, habe jetzt aber Mut gehabt, sich doch zu äußern. Trotz der Angst vor Gates' Rechtsbeistand. "Und das sind keine netten Anwälte", erklärte er. In dem Artikel nennt er seinen ehemaligen Chef "unerbittlich" und "herablassend", sagte außerdem: "Er stellt dir eine Frage und wenn du antwortest, sieht er dich an und sagt: 'Das ist NICHT die richtige Antwort.'"

Des Weiteren ist von außerehelichen Beziehungen die Rede. Wie die "New York Times" berichtet hat, soll Gates Mitarbeiterinnen nachgestellt haben. Die Frauen haben sich nicht gezwungen gefühlt, doch das Machtgefüge sei trotzdem aus dem Gleichgewicht gewesen. "Ich wusste, dass es viele außerbetriebliche Treffen gab, die nicht in seinem Kalender standen", berichtete auch der ehemalige Mitarbeiter.
Gerüchte um Privatdetektive
Zwei Insider, die mit der "Vanity Fair" sprachen, behaupteten außerdem, Melinda Gates habe einen Privatdetektiv engagiert, bevor sie die Scheidung einreichte. Melinda Gates bestritt die Gerüchte mit einem Statement. Niemand in ihrem Team habe je mit einem Privatdetektiv zusammengearbeitet.
Doch eines ist klar: Sollten sich die Gerüchte um Gates' Verhalten am Arbeitsplatz bewahrheiten, könnte Microsoft doch noch gezwungen sein, ein öffentliches Statement abzugeben.
Verwendete Quellen: "Vanity Fair" / "New York Times"