Ex-Insasse berichtet Wärter müssen im Schnitt vier Mal pro Tag eingreifen: Was Boris Becker im Wandsworth-Gefängnis erwartet

Boris Becker
Boris Becker hat noch viele Tage und Nächte im Wandsworth-Gefängnis vor sich.
© Frank Augstein/AP/dpa
Drei Nächte hat Boris Becker nun schon von seiner zweieinhalbjährigen Haftstrafe wegen Insolvenzverschleppung abgesessen. Sein neues Zuhause ist das Wandsworth-Gefängnis. Ein ehemaliger Insasse berichtet von den dortigen Zuständen.

Am Freitagnachmittag wurde der dreifache Wimbledon-Gewinner Boris Becker zu einer Haftstrafe in London verurteilt. Zweieinhalb Jahre lautet das Urteil. Die Strafe muss der Tennis-Star nun in einem britischen Gefängnis absitzen, das keinen guten Ruf hat. 

Ein Gefängnisinspektor berichtete gegenüber der "Daily Mail", dass Drogenmissbrauch und psychische Probleme in dem Wandsworth-Gefängnis zur Tagesordnung gehören. Von "zutiefst gelangweilten Insassen", die mehr als 22 Stunden am Tag in heruntergekommenen Zellen verbringen, ist in dem Protokoll die Rede. Circa 1300 Insassen sollen sich in dem 170 Jahre alten Gemäuer befinden. Einer von ihnen ist nun der deutsche Tennis-Star Boris Becker. Gewalt soll in dem britischen Gefängnis eine große Rolle spielen. Eine Statistik von 2020/2021 besagt, dass Wärter bis zu viermal am Tag körperlich eingreifen müssen, wenn sich, zum Beispiel, Insassen untereinander angreifen. Ähnliche Beobachtungen schildert auch Chris Atkins in seinem Buch "A Bit Of A Stretch: The Diaries Of A Prisoner". Der britische Dokumentar-Filmemacher wurde 2016 wegen Steuerbetrugs zu fünf Jahren Haft verurteilt, nach 30 Monaten kam er aus Wandsworth frei.

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Laut Atkins hat Becker die Tasche ins Gefängnis umsonst mitgenommen

Laut Atkins wird sich Becker nach seiner Ankunft ausgezogen haben müssen. Er wird durchsucht und gefragt worden sein, ob er ein Drogenproblem hat oder Suizid-Gedanken hegt. Aus seiner mitgebrachten Tasche wird er lediglich notwendige Dinge wie eine Zahnbürste behalten haben dürfen. Der Rest wird weggesperrt. Er erhält einen stinkenden Gefängnisanzug, der noch nach dem Schweiß des Vorgängers riechen könnte, so berichtete es Chris Atkins der "Bild".

"Das Erste, was mir auffiel, war der Lärm“, erklärte Atkins über seine Ankunft im Juli 2016. "Anbrüllen, hämmern, schreien, grunzen, bellen, drohen, schimpfen, lachen, jammern, streiten, heulen, kreischen – es ist, als hätte jemand jeden einzelnen Soundeffekt heruntergeladen und drückt sie alle auf einmal."

Atkins geht davon aus, dass Becker wohl erstmal eine Einzelzelle bekommen wird, aber wahrscheinlich innerhalb der nächsten Tage in eine Doppelzelle verlegt werden wird, die etwa acht Quadratmeter groß ist. Es gibt einen Betonfußboden und eine Toilette ohne Sitz oder Sichtschutzvorhang. Die Matratzen sind aus blauem Kunststoff, sodass Körperflüssigkeiten leicht entfernt werden können. Es soll jedoch einen kleinen Fernseher ohne Internetanschluss und ein Telefon in der Zelle geben. Ein tägliches Telefonat von fünf Minuten ist laut "Bild" erlaubt.

Laut dem Filmemacher sind fast alle Insassen "entweder schwer psychisch krank oder durch Drogen verrückt geworden". Einen klassischen Tagesablauf in dem Wandsworth-Gefängnis beschreibt Atkins so: "Was machen alle den ganzen Tag? Viele rauchen Spice und sehen sich 'Cash In The Attic' im Fernsehen an. Für die meisten beginnt der Tag um 7.45 Uhr. Manche arbeiten als Küchenarbeiter oder Reinigungskräfte. Den Rest des Tages verbringen sie in ihren Zellen. Freie Zeit außerhalb der Zelle soll es, abgesehen vom Arbeiten, maximal eine Stunde am Tag geben. 

Quellen:  Daily Mail, Bild

ckl

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