Catherine Deneuve wird 80 – ihr Leben in Bildern | STERN.de

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Ein Jahr später kam ihr gemeinsamer Sohn Christian zur Welt. Doch Vadim ließ die 20-Jährige damals sitzen, heiratete wenig später Schauspielstar Jane Fonda. — Ein Jahr später kam ihr gemeinsamer Sohn Christian zur Welt. Doch Vadim ließ die 20-Jährige damals sitzen, heiratete wenig später Schauspielstar Jane Fonda.

© IMAGO / ZUMA/Keystone

Die Schauspielerei wurde Deneuve in die Wiege gelegt: Ihre Mutter Renée Deneuve war Theaterschauspielerin, ihr Vater Maurice Dorléac Filmschauspieler und Leiter der Synchronstudios von Paramount. So wundert es auch nicht, dass sie 1957 im Alter von nur 13 Jahren – ohne jemals Schauspielunterricht genommen zu haben – ihre erste Rolle in "Les Collégiennes" erhielt. Deneuve wuchs als zweitjüngste von vier Schwestern auf – ihre älteste Schwester Françoise arbeitete schon vor ihr mit Star-Produzenten wie Truffaut, René Clair, De Broca oder Polanski zusammen, holte sie ins Filmgeschäft, wobei Deneuve lange in ihrem Schatten stand.

Drei Jahre nach ihrem ersten Film lernte die damals 16-Jährige den Star-Regisseuren und Frauenhelden Roger Vadim kennen und lieben. Der 17 Jahre ältere Mann überzeugte die Naturbrünette, ihre Haare blond zu färben – nach Vorbild von Marilyn Monroe und Brigitte Bardot. Da ihre Eltern mit der intimen Beziehung zu Vadim nicht einverstanden waren, brach Deneuve den Kontakt zu ihnen ab. Vadim gilt als Entdecker Deneuves und verhalf ihr in den 1960ern zu ihren ersten großen Filmrollen. Hier sieht man das Paar im Film "Laster und Tugend" aus dem Jahr 1962.

Ein Jahr später kam ihr gemeinsamer Sohn Christian zur Welt. Doch Vadim ließ die 20-Jährige damals sitzen, heiratete wenig später Schauspielstar Jane Fonda.

Ihren Durchbruch hatte Deneuve mit dem Film "Die Regenschirme von Cherbourg" von Jacques Demy. Regisseur Benoît Jacquot sagte damals, der Film sei "das Herz von Deneuves Kunst" und symbolisiere die blonde, kühle und geheimnisvolle Schönheit, als die Deneuve bis heute noch gesehen wird. Damals erhielt die 21-Jährige den französischen Filmpreis Étoile de Cristal als beste Darstellerin. Und auch das internationale Publikum wurde zunehmend aufmerksam auf die blonde Schönheit. 1965 wurde sie für den Playboy abgelichtet.

1965 lernte Deneuve auch den britischen Modefotografen David Bailey kennen, den sie im selben Jahr heiratete. Die Ehe überstand das verflixte siebte Jahr nicht, das Paar ließ sich 1972 scheiden. Heute sagt Deneuve über die Ehe: "Wozu heiraten, wenn es die Möglichkeit der Scheidung gibt?"

Mit Roman Polańskis Thriller "Ekel" aus dem Jahr 1965 feierte die Blondine filmtechnisch jedoch große Erfolge. In dem Film verkörpert sie eine junge Frau, die im Wahn zur Mörderin wird.

Zum Weltstar wurde Deneuve zwei Jahre später mit "Belle de Jour" (dt. "Schöne des Tages") von Luis Buñuel, eines seiner bekanntesten Werke. In dem Film spielt sie eine bürgerliche Frau, die sich nachmittags als Prostituierte ihr Geld verdient. Spätestens ab jetzt galt Deneuve als Sinnbild der Erotik und Begierde. Star-Regisseur und Begründer der Nouvelle Vague Francois Truffaut sagte damals über sie: "Sie ist so schön, dass ein Film, in dem sie spielt, auch ohne Geschichte auskommt."

Mit ihrer Schwester Françoise Dorléac spielte Deneuve immer wieder zusammen. Hier sieht man sie gemeinsam im Film-Musical "Die Mädchen von Rochefort" aus dem Jahr 1967. Dorléac galt lange als die talentiertere Schwester, feierte mit "Die süße Haut" von François Truffaut sowie Roman Polanskis Thriller "Wenn Katelbach kommt..." von 1966 große Erfolge. Kurz nach den Dreharbeiten zu "Die Mädchen von Rochefort" kam es dann zum großen Schock: Am 26. Juni 1967 verunglückte Dorléac bei einem Autounfall. Für Deneuve brach die Welt zusammen, sie habe Jahre gebraucht, um den Tod ihrer großen Schwester zu verarbeiten, sagte sie später.

Ihren Schmerz betäubte Deneuve mit Arbeit. Von 1969 an spielte sie in zahlreichen weiteren Filmhits mit, darunter in Truffauts "Das Geheimnis der falschen Braut" an der Seite von Jean-Paul Belmondo sowie in "Die letzte Metro". Filmregisseur Benoît Jacquot sagte einst: "Von allen Schauspielerinnen, mit denen ich gearbeitet habe, egal ob Anfängerinnen oder Stars, ist sie vermutlich die durchlässigste. Das hat nichts mit Fügsamkeit zu tun, sie ist einfach die anpassungsfähigste, die plastischste, die durchlässigste in Bezug auf das, was im Film gerade gemacht wird." Hier sieht man sie 1970 in "Die letzte Metro" zusammen mit dem deutschen Filmschauspieler Heinz Bennent.

1970 spielte sie in dem von Kritikern gelobten Buñuel-Film "Tristana" mit. Es folgten unzählige weitere Rollen, darunter auch in unvollendeten Filmprojekten von Regisseur-Legende Alfred Hitchcock. Fast immer verkörperte sie dabei eine der Hauptrollen. Neben ihren schauspielerischen Aktivitäten setzte sie sich ab den 1970er Jahren immer mehr für soziale und politische Themen ein. 1971 beispielsweise plädierte sie dafür, die Abtreibung in Frankreich zu legalisieren. Auch heute noch zeigt sich Deneuve engagiert, beteiligt sich am Amnesty Internationals Programm zur Abschaffung der Todesstrafe und ist Mitglied der Waris Dirie Foundation, einer Stiftung, die sich gegen die Genitalverstümmelung von Frauen und Mädchen einsetzt.

1972 machte sie erstmals – seit ihrem "Playboy"-Shooting – negative Schlagzeilen, als sie von dem verheirateten italienischen Filmstar Marcello Mastroianni schwanger wurde und 1972 Tochter Chiara auf die Welt brachte – ein Jahr, nachdem sie sich für die Legalisierung von Abtreibungen in Frankreich eingesetzt hatte. Hier sieht man Mutter und Tochter 2007 auf den Filmfestspielen in Cannes. Chiara ist selbst als erfolgreiche Schauspielerin aktiv, stand 1993 im Alter von 21 Jahren in André Téchinés Drama "Meine liebste Jahreszeit" das erste Mal an der Seite ihrer Mutter vor der Kamera.

Ihre Wandelbarkeit zeigte Deneuve erneut im Film "Begierde" aus dem Jahr 1983, in dem sie eine lesbische Vampirin verkörpert. Der Fantasystreifen von Tony Scott mit David Bowie wurde zum Hit. Oscar-Preisträgerin Susan Sarandon kommentierte den Film damals mit den Worten: "Man muss nicht betrunken sein, um mit Catherine Deneuve schlafen zu wollen – egal, welche sexuelle Orientierung man vorher hatte" und bezog sich darauf, dass Deneuve zigfach in sexuell mehrdeutigen Rollen aufging. Denn auf der Leinwand brillierte sie im Laufe der Jahre als Heldin, Prostituierte, Mörderin, Vampirin, Intellektuelle oder Mutter, war dabei lesbisch, bi oder hetero.

1993 erhielt Deneuve ihren ersten und einzigen Oscar. In dem Film "Indochine" spielte sie eine Kautschuk-Plantagenbesitzerin, die in der namengebenden Kolonie (heute Kambodscha, Vietnam und Laos) ein exklusives, von der Armut im Land abgeschirmtes Leben führt. Vier Jahre später nahm das "Empire Magazin" die Schauspielerin in die "Top 100 größten Filmstars aller Zeiten" auf – zwei Jahre, nachdem sie sich auf der Liste "100 sexiest stars in film history" wiederfand.

Doch Deneuve war nicht nur Oscar-Preisträgerin, Filmstar, Muse und Sexsymbol, sondern zudem noch eine echte Geschäftsfrau. Mittlerweile hat die Französin ihr eigenes Parfum auf den Markt gebracht und ihre eigene Brillen-, Schuh-, Schmuck- und Interior-Linie designt. Hier sieht man sie 2002 in der Komödie "8 Frauen" von François Ozon.

Auch heute sieht man Deneuve regelmäßig in verschiedenen Filmen – die 80-Jährige wirkt in mindestens einer Produktion pro Jahr mit, zuletzt in der Komödie "Bernadette". Und auch sonst ist die Schauspielerin in der Branche nach wie vor ein großer Name: Zur Eröffnung der 79. Filmfestspiele von Venedig im Sommer 2022 erhielt sie den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk, ein Jahr später eröffnete sie die 76. Filmfestspiele von Cannes an der Seite ihrer Tochter und zierte auch das Festivalplakat. Mit ihren 80 Jahren fühlt sich Deneuve übrigens noch richtig fit und sieht das Älterwerden locker. Sie sagt: "Wenn man jung ist, macht man sich viel mehr Sorgen – alles ist so wichtig und ernst, aber im Alter wird das besser." Ihre schier unaufhaltsame Energie mag sie dabei womöglich von ihrer Mutter geerbt haben, die selbst stolze 106 Jahre alt wurde.

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