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Eva Mendes Viva la Eva!

Sie ist erotisch und komisch. Sie ist unglaublich lässig. Einen Kurvenstar wie Eva Mendes hat es im Kino lange nicht gegeben. Das Geheimnis ihres Erfolges? Ganz einfach: Sie will Spaß. So viel wie möglich.
Von Oliver Fuchs

"Wollen Sie einen Drink?", fragt sie mit tiefer Stimme, wie durch ein Auspuffrohr, und haut einem auf die Schulter, als wäre man ein alter Kumpel, mit dem sie schon nächtelang gezockt und gezecht hat. Dabei haben wir uns gerade zum ersten Mal die Hand gegeben. Die Uhr läuft, 30 Minuten, die übliche Schauspielerinterview-Taktung. "Also ich brauche jetzt einen Drink!", sagt Eva Mendes. Sie öffnet eine Dose Red Bull, es zischt und kracht und ploppt, und weil ihr dieses Geräusch sichtlich Freude bereitet, macht sie gleich noch eine Dose auf, zischkrachplopp. Mit Connaisseur-Miene lässt sie die rosa Plörre in ein Longdrinkglas gluckern. Dann wirft sie sich in eine cremeweiße Polsterlandschaft und macht erst mal ein paar Dehnübungen.

Berlin, Hotel Ritz-Carlton, die Stimmung ist aufgekratzt. In den Gängen: emsig wuselnde PR-Damen, vorfreudig trippelnde Journalisten. Scarlett Johansson, Samuel L. Jackson und Eva Mendes sind in der Stadt, um für ihren gemeinsamen Film "The Spirit" (Start 5. 2.) Promotion zu machen. Auf Schildern, die üblicherweise den Weg weisen zum "Kongress Gefäßchirurgie" oder zur "Vertreterkonferenz Nordbaden", steht jetzt so was wie "Samuel L. Jackson, Seitenflügel, links" und "Scarlett Johansson, 3. Gang, rechts". Pssst, Samuel sei heute so-und-so drauf, wird getuschelt, und Scarlett dürfe man nach diesem-und-jenem nicht fragen, sonst ... Gut, dass wir bei der Eva-Mendes-Abzweigung abgebogen sind! Während ihre Kollegen vermutlich gerade die philosophischen Tiefenschichten des Drehbuchs ausloten oder betonen, wie sie sich bis zur körperlichen und seelischen Erschöpfung in ihre Rollen versenkt haben, das typisch pompöse Schauspielerinterview-Bullshit-Brimborium halt, sagt Mendes nur drei Worte: "It was fun."

Immer gutaussehend

Und mehr gibt es eigentlich auch nicht zu sagen über diesen bunten, lauten, überdrehten Film, eine Kinoadaption von Will Eisners Comic-Klassiker aus den 40er Jahren. Mendes spielt in "The Spirit" eine gerissene Juwelendiebin, immer wenn sie kurvig um die Ecke biegt, hat der Film einen Drive, der ihm sonst leider fehlt. Ohnehin hat Mendes ein Talent dafür, auch in schlechten oder mittelmäßigen Filmen gut auszusehen. In kruden Werken mit haarsträubenden Titeln wie "Immer Ärger mit Schweinchen George" und "Düstere Legenden 2" sowie "Kinder des Zorns 5 - Feld des Terrors" hat sie das zu Beginn ihrer Karriere hinreichend bewiesen - und zuletzt auch in "The Women". In dieser trutschig-tantenhaften Komödie spannt eine attraktive Parfümverkäuferin (Eva Mendes) einem Oberklasse-Mauerblümchen (Meg Ryan) den Ehemann aus. Der Film setzt alle dramaturgischen Hebel in Bewegung, damit wir mit der Betrogenen Mitleid haben, aber am Ende wollen wir trotzdem viel lieber mit der teuflischen Männerfresserin um die Häuser ziehen (mehr "Fun"!). Es ist hochkomisch, wenn Mendes exaltiert ins Telefon flötet oder übertrieben lasziv mit Strapsen durchs Bild stöckelt. Geschieht der ollen Ryan recht, denkt man, Mendes ist einfach interessanter, lustiger.

Über die Parfümverkäuferin sagt sie: "Sie schreckt nicht davor zurück, ihre Sexualität zu benutzen, um genau das zu bekommen, was sie will." Der Satz gefällt ihr, sie lässt ihn eine Weile nachschwingen und sagt dann, auf die Juwelendiebin angesprochen, gleich noch mal: "Sie schreckt nicht davor zurück, ihre Sexualität ..." Dasselbe könnte man über fast jede ihrer Rollen sagen, und wenn jetzt der Eindruck entstehen sollte, dass Mendes möglicherweise selbst auch so eine Frau ist, die nicht davor zurückschreckt und so weiter, dann ist das vermutlich nicht ganz falsch. Die 1974 in Miami geborene Tochter kubanischer Einwanderer ist eine Karibik-Schönheit mit beeindruckender Physiognomie, um nicht zu sagen: eine Sexbombe.

Mendes ist stolz auf ihren Körper und zeigt ihn oft, gern auch unbekleidet, im beruflichen und, wie man hört, auch im privaten Kontext. Einen britischen Journalisten verwirrte sie, indem sie ausführlich berichtete, dass sie zu Hause am liebsten alles nackt erledige, auch: Unkrautrupfen. Und als sie sich in einem Calvin-Klein-Spot katzenhaft auf einem Bettlaken rekelte, stand halb Amerika Kopf, weil für Sekundenbruchteile ihre Brustwarze aufblitzte. Nipplegate-Alarm! Das Geschrei war so groß, dass der Spot für den amerikanischen Markt gesperrt wurde. Dabei ist die Sexyness der Eva Mendes durchaus kultiviert, jedenfalls nie billig. Und es ist nicht so, dass sie bei jedem Firlefanz mitmacht. Tätschel-Gottschalk ließ sie auf der "Wetten, dass ..?"-Couch cool auflaufen.

Große Vorbilder

"It's fun to be a woman", sagt Eva Mendes jetzt auf der Ritz-Carlton-Couch, wobei sie das "fun" genüsslich dehnt, "fuun", "fuuuuun", mit dem Tremolo einer Soulsängerin. Die Schauspielerei hat sich Mendes, die als BWL-Studentin zufällig ins Filmbusiness reinschlidderte, selbst beigebracht. Tage und Wochen verbrachte sie vor dem Videorekorder, es liefen alte Filme mit Sophia Loren und Gina Lollobrigida, und Mendes versuchte, sich ein paar Tricks abzuschauen von diesen Kurven-Stars, die auch viel Spaß am Frausein hatten. Mit Erfolg. Ihre großartigste Szene in "The Spirit" geht so: Mendes im Büro von Unterwelt-Chef Samuel L. Jackson, sie will sich vorstellen und mit ihm Geschäfte machen, wird aber im Vorzimmer abgewimmelt, worauf sie unvermittelt ihren Po auf den Fotokopierer wuchtet und "Start" drückt: "Hier, nehmen Sie das als Visitenkarte!" Ein Auftritt mit Grandezza. Sexy und lustig. Und dabei nicht dumm. Sophia Loren hätte es nicht besser hinbekommen.

Die Loren, sagt Mendes, habe sie immer an ihre Mutter erinnert, dieses Robuste, Eigensinnige, Kratzbürstige und gleichzeitig sehr Damenhafte. Mama Mendes zog vier Kinder allein groß, Miniwohnung, Geld immer knapp. Trotzdem ging sie nie aus dem Haus, ohne perfekt frisiert und manikürt zu sein.

Arbeite hart, beschwer dich nicht, sei keine Zicke, das sind so ungefähr die Botschaften, die sie ihrer Tochter mit auf den Weg gegeben hat. Wahrscheinlich ist Eva Mendes auch deswegen so unkapriziös und unneurotisch, wie man in Hollywood nur sein kann. Kein lodernder Ehrgeiz, keine Verbissenheit. Doch auch so spricht sich langsam herum, dass sie nicht nur sexy&lustig kann, sondern auch erotisch&ernst. Gerade hat sie mit dem wilden Kinodenker Werner Herzog gedreht, und bald ist sie an der Seite von Keira Knightley im düsteren Liebesdrama "Last Night" zu sehen.

Es läuft also bestens, aber Mendes lässt sich nicht kirre machen, auch vom eigenen Erfolg nicht. Sie absolviert noch ein paar Dehnübungen auf dem Sofa. Scarlett Johansson und Samuel L. Jackson halten ihre Gesichter nach dem Berliner Interviewtag pflichtschuldig in den Promischuppen "Grill Royal". Mendes bleibt lieber im Hotel und lässt sich im Spa-Bereich massieren. Das ist bedeutend mehr Fun. Darauf einen Red Bull.

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