In einem scharfen Verhör durch den Verteidiger von Michael Jackson hat die Mutter des angeblich von dem Popstar sexuell missbrauchten Jungen frühere Falschaussagen unter Eid zugegeben. Durch das kleinlaute Eingeständnis könne die Glaubwürdigkeit der Frau bei den Geschworenen erheblich gelitten haben, sagten Prozessbeobachter in US-Fernsehsendungen.
Allerdings beteuerte die den Tränen nahe Frau in dem Verhör, bei dem sie Jackson-Anwalt Thomas Mesereau mit Fragen bombardierte, sie wolle den Popstar keineswegs auf finanzielle Entschädigung verklagen. "Wir werden keine solche Klage gegen Jackson anstrengen, wir wollen nur Gerechtigkeit", sagte sie nach Angaben der Zeitung "Daily News".
150.000 Dollar "erschlichen"
In dem Verhör stellte Jacksons Anwalt die Frau als eine Trickbetrügerin dar. Er konfrontierte sie mit ihren eigenen Angaben in einem früheren Rechtsstreit. Dabei hatte sie von einer Kaufhauskette wegen angeblicher Körperverletzung durch einen Wachmann eine Entschädigung in Höhe von 150.000 Dollar (rund 120.000 Euro) erstritten.
In diesem früheren Verfahren war eine Aussage der Frau wichtig, wonach ihr Ehemann sie nie misshandelt habe und ihr daher auch nicht die bei ihr festgestellten Verletzungen zugefügt haben könne. Nach eindringlicher Befragung durch Mesereau gab die Frau zu, dass diese Angaben "nicht korrekt" gewesen seien. Die Wahrheit über ihren Ehemann sei ihr peinlich gewesen.
Neverland ein Hort für "Alkohol, Pornografie und Sex"
Bei einem Gefühlsausbruch während des Kreuzverhörs erhob die Frau den Vorwurf, die Neverland-Ranch des Popstars sei nichts anderes als ein Hort für "Alkohol, Pornografie und Sex mit kleinen Jungen" gewesen. Richter Rodney Melville ließ die Äußerung aus dem Protokoll streichen. Er ermahnte die Frau, die Fragen der Verteidigung zu beantworten und nicht weitschweifig zu werden.
Der Richter rügte aber auch den Verteidiger wegen unprofessionellen Verhaltens, nachdem dieser der Mutter vorgeworfen hatte, sie habe ihren Sohn zu Falschaussagen angestiftet, um von dem Musiker Geld zu erpressen.
Während des Verhörs erzählte die Frau, zwei deutsche Jackson- Vertraute hätten mit Tricks versucht, sie von der Unschuld des Popstars zu überzeugen. Die beiden Männer, deren Namen in US-Medien mit Dieter Wiesner und Ronald Konitzer angegeben wurden, hätten eine Situation inszeniert, in der Jackson Alkohol empört abgelehnt habe.
Regieanweisungen bei Entlastungsvideo
"Wie dumm ich doch war, das zu glauben. Die ganze Szene war choreografiert." Ihr Sohn habe ihr erzählt, wie Jackson ihm Wein gegeben habe, den dieser als "Jesus-Saft" bezeichnet habe. Von Jacksons Assistenten habe sie Regieanweisungen für eine Videoaufnahme erhalten, in der sie den Popstar lobte, sagte die Frau weiter. Sie sei jedoch eine "schlechte Schauspielerin". Mesereau konterte, sie sei ganz im Gegenteil "eine sehr gute" Schauspielerin.
Dem 46-jährigen Jackson wird in dem Prozess vorgehalten, einen seinerzeit 13-jährigen Jungen auf seiner Neverland-Ranch sexuell missbraucht und ihn dafür unter Alkohol gesetzt zu haben. Zudem soll er den Jungen und dessen Familie zwischen Februar und März 2003 auf der Ranch festgehalten haben. Er habe sie damit zu positiven Äußerungen über sich in einem Entlastungs-Video genötigt.