Wer mit dem Zug von Hannover nach Göttingen fährt, kann das Schloss von Weitem erkennen: Die Marienburg liegt idyllisch auf einer kleinen Anhöhe im Örtchen Pattensen. König Georg V. hat das Plätzchen 1858 ausgesucht, um sich dort seine Sommerresidenz erbauen zu lassen. Anders als sonstige Schlossanlagen im Land ist die prächtige Marienburg nicht in Staatsbesitz, sondern gehört noch heute den Welfen – genauer gesagt Erbprinz Ernst August junior. Doch sein Vater will ihm die burgähnliche Anlage jetzt streitig machen.
Ernst August von Hannover hat beim Landgericht Hannover eine Klage eingereicht, wie ein Sprecher am Dienstag bestätigte. Darin fordert das Oberhaupt der Welfen Schloss Marienburg und weitere Besitztümer zurück. Damit will Ernst August eine vor 17 Jahren vollzogene Schenkung rückgängig machen. Der Grund: grober Undank. Damit endet die seit Jahren andauernde Familienposse um Macht und Geld wohl endgültig vor Gericht.
2004 hatte Ernst August den land- und forstwirtschaftlichen Besitz des Hauses Hannover, darunter auch den Stammsitz der Familie, die Marienburg, an seinen Sohn überschrieben. 2012 zog sich der Ehemann von Prinzessin Caroline von Monaco ganz aus den Familiengeschäften zurück und überließ dem Junior die Finanzen. Doch die Ruhe währte nicht lange.
Ernst August jun. wollte Marienburg verkaufen
Vor drei Jahren wurde erstmals bekannt, dass Ernst August junior mit dem Land Niedersachsen über einen Verkauf der Marienburg verhandelt. Als Grund gab der inzwischen 37-jährige Investmentbanker die horrenden Kosten für den Erhalt des Schlosses an. Das alte Gemäuer ist vom Schwamm befallen. Zudem bereitet die Hanglage große Probleme. Erosion gefährdet die Standsicherheit der Stützmauer. Wahrscheinlich verschlingt die Sanierung in den kommenden Jahren Millionenbeträge. Von über 27 Millionen Euro ist die Rede, da kam ein Deal mit dem Land gerade recht.
Doch Papa Ernst August war damit überhaupt nicht einverstanden. Er hatte massive Einwände gegen die Übergabe, die vorsah, dass das Land das Schloss für einen Euro übernimmt, im Gegenzug für die Sanierung aufkommt und außerdem zwei Millionen Euro für Kunstgegenstände bezahlt. Inventar im Wert von sechs Millionen Euro sollte Ernst August junior behalten und in eine Stiftung überführen. Nach einem Wutbrief des Seniors an Ministerpräsident Stephan Weil stoppte Niedersachsen den Kauf – und will jetzt das Gerichtsverfahren abwarten.
Ein erster mündlicher Verhandlungstermin steht noch nicht fest, könnte aber bereits in den kommenden Wochen festgelegt werden. Der Streit der Welfen-Prinzen – Vater und Sohn – dürfte dann für weitere Schlagzeilen sorgen. Es geht nicht nur um den Stammsitz der Familie, sondern auch um viel Geld. Insgesamt sollen die Besitztümer fünf Millionen Euro wert sein.