Das Haus Sachsen-Coburg-Gotha hat zum Familientreffen eingeladen, und der Hochadel aus ganz Europa kam. Nach langen Jahrzehnten fand man sich am Mittwoch erstmals wieder auf Schloss Friedenstein im thüringischen Gotha ein - an der Spitze der 185 geladenen Gäste der schwedische König Carl Gustaf und Königin Silvia.
Hier in der größten frühbarocken Schlossanlage Deutschlands war 1908 Carl Gustafs Mutter, Prinzessin Sibylla von Sachsen-Coburg-Gotha, zur Welt gekommen und hatte einige Jahre ihres Lebens verbracht. Die alte Residenzstadt ist weltweit berühmt durch den legendären Gothaer Adelskalender, dem 1763 erstmals verlegten »Who«s Who» der Blaublütigen, in dem einfach stehen musste, wer dazu gehören wollte.
Verwandt mit europäischem Hochadel
Dank einer klugen Heiratspolitik ist das Haus Sachsen-Coburg-Gotha in direkter Linie mit dem englischen Königshaus, den Romanows, den Hohenzollern, dem König von Spanien und dem schwedischen Königshaus verwandt. Wie es die mächtigen Habsburger unter der Devise »Andere mögen Krieg führen, du, glückliches Österreich, heirate« vorgemacht hatten, so gelang es auch dem Herzogshaus in der Mitte Deutschlands, Eroberungen mit der denkbar winzigsten Waffe zu führen.
Die resolute Herzogin Auguste verheiratete 1796 ihre 15-jährige Tochter Juliane mit dem 17-jährigen Großfürsten Konstantin, dem Enkel der russischen Zarin Katharina der Großen, was als Auftakt der »Heiratsoffensive« galt. Die entscheidende »Schlacht« für den dynastischen Aufstieg des Hauses aber »schlug« Prinz Leopold 1816, als er die britische Thronerbin, Prinzessin Charlotte, heiratete.
Haus brachte 24 Könige hervor
Leopold stiftete zahlreiche weitere Hochzeiten seiner Verwandtschaft mit Fürstenhäusern in Belgien, Portugal und Bulgarien. Die berühmteste war die Heirat der Coburger Prinzessin Victoria mit dem Herzog Eduard von Kent, aus der eine Tochter hervorging, die den Namen der Mutter trug und von 1837 bis 1901 als Queen Victoria das britische Weltreich regierte und das »Victorianische Zeitalter« prägte. Summa summarum brachte das Haus Sachsen-Coburg-Gotha im Lauf seiner Geschichte einen Zaren, eine Zarin, einen Kaiser, zwei Kaiserinnen, 24 Könige und elf Königinnen hervor.