Windsors reisen um die Wette König Charles und seine Söhne auf höchst unterschiedlicher Mission

Charles III. und Camilla auf einem Balkon in Italien
König Charles III. und Camilla bei ihrem Besuch in Italien. Unter anderem trafen sie Italiens Präsidenten Sergio Mattarella
© Chris Jackson / Getty Images
König Charles in Rom, die Thronfolger in Paris, der abtrünnige Prinz in Lwiw. Was es mit den öffentlichkeitswirksamen Reisen der britischen Royals auf sich hat

Die Italienreise des britischen Königspaares war so perfekt durchkomponiert, sie hätte vermutlich auch als neue Serie bei Netflix Erfolg gehabt. König Charles III. und Königin Camilla waren offiziell auf Staatsbesuch, gleichzeitig hatten sie mehrere Aufgaben zu erfüllen. Es ging auch um Heilung und Genesung.

König Charles III und Camilla bei Papst Franziskus
Während ihrer mehrtägigen Italien-Reise besuchen König Charles III. und Königin Camilla den gerade aus dem Krankenhaus entlassenen Papst Franziskus I. 
© VATICAN MEDIA / Action Press

Schließlich hatte die Krebserkrankung des Monarchen kurz nach Amtsantritt manches in den Hintergrund treten lassen. Es galt also, Versäumtes nachzuholen, Präsenz bei europäischen Verbündeten zu zeigen und sich selbst in alter Tatkraft zu präsentieren. 

Denn ein weiteres altes Leiden der Windsors war zuletzt ausgebrochen: der Klatsch. Nicht ihre repräsentativen Aufgaben als Souverän standen im Vordergrund, sondern familieninterne Querelen, allen voran das permanente mediale Grundrauschen des abtrünnigen Prinzen Harry und seiner verhaltensauffälligen amerikanischen Gattin Meghan. 

König Charles als Italien-Tourist und Werber für europäische Einheit

Nun also ein Potpourri, das manche "romantic comedy" zum Publikumshit machte: Eindrucksvolle Bilder italienischer Landschaften, antiker Tempel und Kulturstätten, Hochzeitstagsromanze in der Ewigen Stadt – samt Besuch des gleichfalls halbwegs genesenen Heiligen Vaters Franziskus I. im Vatikan. Zuvor hatte Charles eindrucksvoll bewiesen, dass er zwar ergraut und von der Krankheit gezeichnet sein mag, seiner alten Wunderwaffe aber keine Chemotherapie je etwas anhaben könnte: dem berühmten und brillanten Humor des Monarchen. Er hielt seine Rede vor den beiden Kammern des italienischen Parlaments zum Teil höchst launig in italienischer Sprache – zur Begeisterung von Regierungschefin Giorgia Meloni, Staatspräsident Sergio Mattarella und der versammelten Polit-Prominenz.

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Die Bilder und Videoclips, die das Königshaus aus Italien in die sozialen Medien sendete, zeigten das Königspaar auf Tuchfühlung mit der italienischen Bevölkerung, leutselig und in Ferienstimmung wie lange nicht. Unterlegt von italienischer Schlagermusik: "Romagna mia!" Angesichts der dramatischen Weltlage setzt man eine viel bedeutendere Botschaft in die Welt: Europa steht bei aller Unterschiedlichkeit zusammen. Für multilaterale Verschnupftheit, wie man sie nach dem Brexit pflegte, ist keine Zeit mehr. 

Die Prinzen William und George begeistern in Paris

Während Charles und Camilla sich glücklich winkend von den Italienern verabschiedeten, befanden sich die beiden Thronfolger, Sohn und Enkelsohn des Königs, bereits auf dem Weg zur anderen Grande Nation. Der Ausflug nach Paris sollte selbstredend privater Natur sein. William wollte mit seinem ältesten Sohn George seinem Lieblingsfußballklub Aston Villa mental beistehen, der im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League ausgerechnet im Parc de Princes gegen Paris Saint Germain antrat. Auf dem Rasen war für die Kicker aus Birmingham zwar nichts zu holen, sie verloren 1:3  ohne wirkliche Chance, dafür gab es nach der Partie königlich-kumpelhafte Umarmungen für die Akteure und einen fachkundigen Kommentar zum Spielverlauf für den heimischen Sportkanal.

Prinz George und Prinz WIlliam beim Fußballspiel
Die britischen Thronfolger als Fußballfans: Prinz George und Prinz WIlliam verfolgen in Paris das Spiel ihres Lieblingsklubs Aston Villa 
© John Spencer / SIPA / Action Press

Williams Analyse des Spiels bei TNT Sports zeigte einen künftigen König von seiner sehr persönlichen Seite: kompetent und leidenschaftlich, aber auch regelrecht bodenständig, wie er mit dem Sohnemann den gemeinsamen Lieblingsspielern zujubelt. Sie fiebern und sind über die Tore der gegnerischen Mannschaft tief enttäuscht. Doch sie sind es zusammen. Auch dies ein Symbol von familiärer Verbundenheit – und einer gewissen Normalität.

Beinahe hätte man angesichts dieser vielen Bilder, Eindrücke und Momente vergessen können, dass da immer noch ein Familienkonflikt am Schwelen ist. Prinz Harry war zuletzt vor dem Londoner Berufungsgericht zu sehen, wo er um ein höheres Maß an Sicherheitsvorkehrungen streitet, die ihm mit den offiziellen königlichen Titeln entzogen wurden.

Prinz Harry mit Durchhalte-Botschaft in Kriegsgebiet

Freitag war die Öffentlichkeit und vermutlich auch die königliche Familie von der Nachricht überrascht worden, dass Harry zu einem unangekündigten Besuch in die kriegsgebeutelte Ukraine aufgebrochen war. Er besichtigte dort das größte Rehabilitationszentrum für Kriegsversehrte und wandte sich mit staatstragenden Worten per Videobotschaft an die Menschen: "Es ist mein erster Besuch in der Ukraine, und es wird nicht der letzte sein. Ich möchte die Ukraine daran erinnern, dass die Welt an ihrer Seite steht."

Harry hatte zehn Jahre selbst bei den britischen Streitkräften gedient, 2014 gründete er die Invictus Games, ein weltweites Sportturnier für versehrte Veteranen. Aus dieser Warte ist sein Engagement nachvollziehbar – und doch dürfte auch dieser sehr öffentliche Besuch von einer deutlichen Botschaft an die eigene Familie und das eigene Land motiviert sein: Der Herzog von Essex, der sich nicht mehr Königliche Hoheit nennen darf, demonstriert, wie sehr er in der Lage wäre, öffentliche Funktionen abseits boulevardesker Unterhaltungsformate an der Seite seiner Frau Meghan zu absolvieren.

Prinz Harry mit ukrainischem Kriegsopfer
Prinz Harry, der Herzog von Sussex, bei seinem Ukraine-Besuch mit einem Kriegsversehrten im Superhumans Center von Lwiw (Lemberg)
© Yana Stukach/Superhumans Center / DPA

Alle drei Auslandsaufenthalte der Herren Windsor eint ein unterschwelliger Aufruf, man möge doch wieder mehr zusammenrücken und positiv in eine ungewisse Zukunft wirken. Für Europa scheint das im Moment einfacher als für die Familie Windsor.

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