"Seit 20 Jahren mache ich mir Vorwürfe, dass ich ihn damit habe durchkommen lassen." So endet ein Facebook-Eintrag von Marlene Lufen. Die Moderatorin des Sat1-Frühstücksfernsehens reagiert damit auf den Schuldspruch gegen Gina-Lisa Lohfink. Die ehemalige "Germany's next Topmodel"-Kandidatin wurde am Montag für schuldig befunden, zwei Männer fälschlicherweise der Vergewaltigung bezichtigt zu haben. Ein Urteil im Namen des Volkes, mit dem Lufen nicht einverstanden ist.
Die 45-Jährige wendet sich als Reaktion auf das Lohfink-Urteil mit einem traumatischen Erlebnis an die Öffentlichkeit: "Als ich 19 Jahre alt war, hat ein Mann versucht, mich zu vergewaltigen", schreibt Lufen. Ein Fotograf, mit dem sie Aufnahmen machte, habe sich auf sie "gestürzt". "Meine Gegenwehr hat ihn angespornt. Alles wie im Film, unwirklich, brutal", beschreibt sie die Szenerie von damals.
Marlene Lufen zeigte Fotograf nicht an
Nur weil sie "mental und vor allem körperlich stark genug" gewesen sei, habe sie dem Täter entkommen können. Zur Polizei gegangen sei sie allerdings nicht. Auch auf einen Aufenthalt im Krankenhaus, um die Blessuren zu dokumentieren, habe sie verzichtet. Der Fotograf sei ohne Anzeige davon gekommen.
Lufen vertraute sich zwar ihren Eltern und ihrem Freund an. Doch sie habe sie "angefleht, nichts zu unternehmen", schreibt die Moderatorin. Der Grund für ihr Schweigen: "Ich wollte einfach nur ganz schnell vergessen."
Lufen fürchtet Auswirkungen nach Lohfink-Urteil
Dass sie damals nicht zur Polizei gegangen ist, bereut Lufen heute. Ihr Facebook-Eintrag ist als Appell an alle Frauen zu verstehen, eine Vergewaltigung unbedingt zur Anzeige zu bringen. Lufen sorgt sich, dass der Schuldspruch gegen Lohfink genau das Gegenteil bewirken könnte. "Millionen Frauen werden dieses Urteil als Warnung verstehen: Wenn Dir so etwas passiert, geh nicht zur Polizei!", befürchtet sie.
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