Jackson-Prozess Zeugin der Anklage hilft der Verteidigung

Michael Jacksons Ex-Frau Debbie Rowe hat vor Gericht ausgesagt - und sich dabei ganz anders verhalten, als es die Anklage eigentlich erwartet hatte.

Michael Jacksons Exfrau Debbie Rowe hat im Kindesmissbrauchsprozess gegen den Popstar als Zeugin der Anklage ausgesagt, die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft aber nicht bestätigt. Unter Tränen erklärte sie, sie sei niemals zu vorformulierten positiven Aussagen über den Star gedrängt worden. Rowe ist die Mutter von zwei Kindern Jacksons, der siebenjährigen Paris und dem achtjährigen Prince Michael.

Im Mittelpunkt der Fragen der Anklagevertretung stand ein Videofilm, in dem sich Rowe lobend über Jackson äußerte. Laut Staatsanwaltschaft geschah dies ungefähr zur selben Zeit, als sich auch die Familie des Hauptbelastungszeugen gegen Jackson lobend über den Popstar als Vaterfigur geäußert hatte. Die Mutter des Zeugen hat ausgesagt, ihre Äußerungen seien unter Druck entstanden und vorformuliert gewesen. Bezirksstaatsanwalt Tom Sneddon hatte vor Rowes Aussage angekündigt, dass sie sich ähnlich äußern würde.

Nach Auffassung der Anklage hatte Jackson damals Rowe und die Familie bedrängt, für ihn entlastende Äußerungen nach einer für ihn ungünstigen Fernsehdokumentation zu machen. In der Dokumentation hatte Jackson erklärt, er lasse Kinder in seinem Bett schlafen.

Liste mit Fragen

Rowe sagte, Jackson habe sie im Februar 2003 angerufen und gebeten, an einem Interview teilzunehmen, das das in der Fernsehdokumentation erweckte negative Bild zurechtrücken sollte. Jackson habe ihr gesagt, die Dokumentation enthalte lauter Lügen. Vor dem Interview sei ihr zwar eine Liste von Fragen vorgelegt worden, die sie allerdings nicht angesehen habe. "Ich wollte nicht, dass mir hinterher jemand sagt, mein Interview sei einstudiert gewesen. Wie Herr Jackson weiß, kann mir niemand vorschreiben, was ich sage."

Auf die Frage des stellvertretenden Bezirksstaatsanwalts Ron Zonen, was sie nach dem Interview erwartet habe, sagte Rowe unter Tränen: "Mit den Kindern wieder vereint zu sein und die Bekanntschaft mit ihrem Dad zu erneuern."

Zu Beginn ihrer Aussage erklärte Rowe, sie habe Jackson schon 20 Jahre vor ihrer Heirat gekannt. Über ihre Beziehung sagte sie: "Wir waren Freunde, und wir waren verheiratet." Als sie nach der Ehe gefragt wurde, erklärte sie: "Wir haben nie zusammengelebt." Über ihr Privatleben wollte sie indes keine Auskunft geben. "Das geht niemanden etwas an", sagte sie.

Streit um das Sorgerecht

Rowe war als Krankenschwester bei einem von Jacksons Schönheitschirurgen beschäftigt. 1996 heiratete sie den Popstar, drei Jahre später wurde die Ehe wieder geschieden. Jackson hat ein weiteres Kind, Prince Michael II. Die Identität von dessen Mutter ist öffentlich nicht bekannt. Vor einem Familiengericht in Los Angeles streitet Rowe mit Jackson um das Besuchsrecht für ihre Kinder. Bei der Scheidung habe sie das Recht erhalten, die Kinder alle 45 Tage für acht Stunden zu sehen. Häufig seien die Treffen aber nicht zustande gekommen, weil Jackson mit ihnen auf Reisen gewesen sei, sagte Rowe.

Der 46-jährige Jackson ist angeklagt, einen heute 15-jährigen Jungen 2003 mit Alkohol gefügig gemacht und sexuell misshandelt zu haben. Die Verhandlungen vor dem Gericht im kalifornischen Santa Maria laufen seit Ende Februar. Die Anklage will ihre Beweisaufnahme in dieser Woche abschließen. Die Befragung Rowes sollte am Donnerstag fortgesetzt werden.

AP
AP

PRODUKTE & TIPPS