Zwei Tage nach dem Attentat auf einen bei Homosexuellen beliebten Club in Orlando in Florida, bei dem 49 Menschen ermordet und mindestens 50 verletzt wurden, ist noch nicht abschließend geklärt, was den Täter zu der extremen Tat getrieben hat. Was der Grund war für seinen tödlichen Schwulenhass, und warum er sich zum IS bekannte. Ein Zitat, das in den Erklärversuchen immer wieder auftaucht, stammt von Omar Mateens Vater. Demnach sei sein Sohn nicht religiös gewesen, habe allerdings kürzlich extrem aggressiv auf zwei Männer reagiert, die sich auf der Straße küssten.
Der vor allem in den 1980ern gefeierte Popstar und Vorkämpfer für die Rechte Homosexueller, Jimmy Somerville, hat als Reaktion auf den Anschlag von Orlando ein bewegendes Video veröffentlicht, in dem er Solidarität mit den Opfern bekundet - und seine Zuschauer dazu auffordert, niemals damit aufzuhören, "die Lippen derer zu küssen, die ihr liebt".
Jimmy Somerville: "Ich bin wütend"
Der Zwei-Minuten-Clip fängt damit an, dass Somerville einen seiner größten Hits anstimmt: "Why" aus dem Jahr 1984. "Und die Worte sind heute genauso bedeutungsvoll wie damals", sagt der sichtlich aufgewühlte Schotte, der immer offen mit seiner Sexualität umgegangen ist.
"Verachtung in deinen Augen/ als ich versuche, seine Lippen zu küssen/ Gebrochen liege ich da/ Alle meine Gefühle verleugnet/ Blut an deiner Faust/ Kannst du mir sagen warum?/ Du und ich kämpfen um unsere Liebe", singt Jimmy Somerville die erste Strophe aus "Why?".
Dann hält er eine Rose ins Bild und sagt: "Das ist eine Rose, die weitläufig als Symbol der Liebe gilt. Diese Rose ist für all die, die am Sonntagmorgen in Orlando gestorben sind. Diese Rose ist für all die, die überlebt haben. Und diese Rose ist für dich. Hört niemals auf, euch bei den Händen zu halten. Hört niemals auf, die Lippen derer zu küssen, die ihr liebt. Wir lassen uns das von niemandem wegnehmen. Wenn ihr jemanden liebt, sagt ihnen, dass ihr sie liebt, und schenkt ihnen eine Rose. Ich fühle Trauer hier drinnen, aber ich bin wütend. Ich wollte diese Botschaft aussenden, um meine Solidarität zu zeigen. Der Song eben war 'Why?", und ich habe ihn 1984 mit einer Band namens Bronski Beat gesungen. Die Zeilen sind heute genauso bedeutungsvoll wie damals." Er sei sehr aufgewühlt, sagt Somerville weiter. Und von Herzen möchte er seinen Zuschauern seine Rose der Liebe schenken.
"Warum die Terroristen nicht gewinnen werden"
Auch Owen Jones von der britischen Zeitung "The Guardian" hat ein sehr persönliches Video veröffentlicht. Darin berichtet er von einem Schwulen-Pub in London, vor dem ein Neonazi vor 17 Jahren eine Nagelbombe detonieren ließ. Drei Menschen starben, mehr als 70 wurden verletzt. Doch auch wenn die Liebe und das Lachen kurzzeitig verstummt seien, heute sind sie wieder da, sagt Owen. Stärker denn je, während der Täter "im Gefängnis verfault".
Das Video zu Bronski Beats "Why":