Johnny Depp hat am zweiten Tag im Zeugenstand im Verleumdungsprozess gegen seine Ex-Frau Amber Heard angebliche Gewaltausbrüche der Schauspielerin beschrieben. Im Gericht des Bezirks Fairfax (Virginia) warf er der 35-Jährigen am Mittwoch vor, ein "Bedürfnis nach Gewalt" zu haben. Während eines Streits im Jahr 2015 habe sie eine Wodka-Flasche auf ihn geworfen. Dabei sei ein Teil seines Mittelfingers abgetrennt worden. Heard hat diesen Vorwurf in der Vergangenheit bestritten.
Im Gericht wurden Tonaufzeichnungen von Streitigkeiten der Ex-Eheleute abgespielt. Bei ihren häufigen Wutausbrüchen habe Heard ihn verbal und tätlich angegriffen, sagte Depp. Er habe sich in Schlaf- oder Badezimmer eingeschlossen, um sie auf Abstand zu halten. "Sie hat ein Konfliktbedürfnis. Es bricht aus dem Nichts hervor", sagte Depp.
Er habe lange versucht, die Beziehung zu retten. Doch nach eineinhalb Jahren Beziehung habe sich Heard verändert: "Es war nicht mein Mädchen. Sie war mein Gegner geworden." Ihre öffentlichen und "fälschlichen" Anschuldigungen, dass er sie misshandelt habe, hätten sein Leben ruiniert, sagte Depp. Er habe "nicht weniger als alles" verloren.
Wie schon am Vortag beteuerte der Schauspieler unter Eid, dass er selbst weder Heard noch jemals eine andere Frau geschlagen habe. "Es gab Streitereien und Dinge dieser Art, aber es ist nie so weit gekommen, dass ich Frau Heard irgendwie geschlagen hätte", sagte Depp vor den Geschworenen. "Ich habe in meinem Leben noch keine Frau geschlagen." Heards Vorwürfe der häuslichen Gewalt gegen ihn seien "ruchlos und verstörend", sagte der 58-Jährige. Sie basierten auf "keiner Art von Wahrheit" und seien für ihn ein "totaler Schock" gewesen.
Johnny Depp will seinen Ruf retten
Auf die Frage einer seiner Anwältinnen, warum er Heard wegen Verleumdung verklagt habe, sagte Depp: "Ich habe es als meine Verantwortung angesehen, nicht nur für mich einzutreten, sondern auch für meine Kinder."
In seiner Zivilklage beschuldigt der Schauspieler seine Ex-Frau in einem 2018 von der "Washington Post" veröffentlichten Kommentar zum Thema häusliche Gewalt falsche Aussagen gemacht zu haben. Dies hätte seinem Ruf geschadet. Depp verlangt rund 50 Millionen Dollar Schadenersatz, Heard reagierte mit einer Gegenklage und fordert 100 Millionen Dollar.
Die Rosenkrieger - diese Paare bekämpften sich bis aufs Blut

Der bittere Rosenkrieg tobt schon seit Jahren. 2016 hatte Heard nach nur 15 Monaten Ehe die Scheidung eingereicht. Sie warf dem Hollywood-Star häusliche Gewalt vor. Die Zeitschrift "People" berichtete damals über die "toxische Ehe", auf dem Cover ein Foto von Heard mit blutiger Lippe und blauen Flecken, von Depp verursacht, wie sie behauptete.
Dies waren "teuflische" Lügen, sagte Depp vor Gericht. Seine beiden Kinder, damals 14 und 16 Jahre alt, hätten diese Sachen anhören müssen. "Mein Ziel ist die Wahrheit." Für sich und für seine Kinder wolle er seinen Namen reinwaschen. Er sei davon "besessen", die Wahrheit ans Licht zu bringen. Dieser Prozess sei für alle Beteiligten bedauerlich. Aber er tue "das Richtige", um seinen Ruf wiederherzustellen, so der Hollywoodstar. Das Verfahren soll am Donnerstag mit der Befragung Depps durch Heards Anwälte fortgesetzt werden.