Gerichtsschreiberin Judy Bellinger verfolgte den Prozess von Johnny Depp gegen Amber Heard, dabei hatte sie auch die Geschworenenbank im Blick. Denn fast noch wichtiger als die Aussagen im Prozess sind die Reaktionen der Geschworenen darauf. Nun sagte sie, dass einige Geschworenen während des gesamten sechswöchigen Prozesses Mühe hatten, überhaupt wach zu bleiben.
In Deutschland ist das Interpretieren der Geschworenen – oder das Hinein-Interpretieren – unbekannt, in den USA zählt es zu den Hauptbeschäftigungen der Gerichtsberichterstattung. Private Stenographen wie Judy Bellinger, die alles aufzeichnen, was vor Gericht gesagt wurde, sind eine weitere Besonderheit. Bellinger arbeitet für Planet Depos. Eine Firma, die von beiden Teams beauftragt wurde.
Depp setzte sich durch
Die siebenköpfige Jury, bestehend aus fünf Männern und zwei Frauen, folgte in ihrem Urteil im Wesentlichen der Seite von Depp. Sie gewährten ihm Schadensersatz in Höhe von 15 Millionen US-Dollar. Die Summe wurde aufgrund eines Gesetzes später auf 10,35 Millionen US-Dollar reduziert. Sie stellten fest, dass Heard ihren Ex-Mann in einem Artikel über häusliche Gewalt aus dem Jahr 2018 diffamierte. Obwohl Depp in dem Artikel nicht namentlich erwähnt wurde, musste Heard für den Wahrheitsgehalt einstehen. Für ihre Gegenklage wegen Verleumdung erhielt Heard zwei Millionen Dollar Schadensersatz.
Juroren im Depp-Heard-Prozess: Kampf mit dem Schlaf
In einem Interview mit Law & Crime Network sagte Judy Bellinger: "Es gab ein paar Geschworene, die eingenickt sind. Das war hart. Es gab viele Videoaufnahmen, und sie saßen einfach da und plötzlich sah ich, wie sie den Kopf senkten."
Die "beste" Jurorin, so Bellinger, war eine der Stellvertreterinnen. Sie nehmen nur für die Eventualität eines Ausfalls eines der primären Geschworenen am Prozess teil. Die Frau wurde letztendlich nicht benötigt und wirkte nicht am endgültigen Urteil mit. "Leider war eine Stellvertreterin wahrscheinlich diejenige, die es am besten machte. Ich habe ihre Gesichtsausdrücke beobachtet, sie war in jedes Wort vertieft, das gesagt wurde. Ich dachte, sie wäre eine großartige Jurorin."
Der 58-jährige Depp begrüßte das Urteil. In einer Erklärung sagte er, dass die "Jury mir mein Leben zurückgegeben hat". Heard schrieb, dass sie der "Rückschlag" für Frauen ihr Herz gebrochen habe. "Ich bin traurig, dass ich diesen Fall verloren habe. Aber ich bin noch trauriger, dass ich ein Recht verloren zu haben scheine, von dem ich dachte, ich hätte es als Amerikaner – frei und offen zu sprechen." Heard erklärte , dass sie das Urteil anfechten wolle.
Kritik an Umarmung
Bellinger geriet nach dem Urteil in die Kritik, als ein Clip veröffentlicht wurde, auf dem Depp sie umarmt. Doch dazu kam es aus Zufall, als sie ihren Computer bei Depps Anwalt abholen wollte. Sie ging in den Aufenthaltsraum des Hotels, in dem sich Depps Team versammelt hatte. "Johnny war da drin, also musste ich reingehen und meine Ausrüstung holen, und ich habe ihn gesehen. Ich war wahrscheinlich weniger als 10 Minuten dort drin, und er hat mich einfach umarmt und mir noch einmal gedankt."