In einem dunkelblauen Anzug mit rosafarbener Krawatte erschien Kevin Spacey am 28. Juni vor Gericht in London. Vier Wochen später, am 26. Juli, Spaceys Geburtstag, wurde er in allen Punkten freigesprochen. Ein Rückblick.
Kevin Spacey wurde freigesprochen
Als "sexuellen Tyrann" bezeichnete die Gegenseite den "American Beauty"-Star zwei Tage nach Prozessbeginn. Staatsanwältin Christina Agnew las den zwölf Geschworenen, die über das Schicksal des Schauspielers entscheiden würden, gleich mehrere Aussagen von Klägern vor. Einer davon beschuldigte Spacey, "den Penis [des Beschwerdeführers] mit solcher Gewalt gepackt zu haben, dass es schmerzhaft war", so Agnew. Spaceys Anwalt Patrick Gibbs reagierte und warnte die Mitglieder der Jury davor, sie würden in den Prozesswochen "viele verdammte Lügen" zu hören bekommen.
In den ersten zwei Wochen kamen die mutmaßlichen Opfer Spaceys zu Wort. Eine der schwerwiegendsten Anschuldigungen wurde am 10. Juli vor Gericht angesprochen. Eines der mutmaßlichen Opfer, ein zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Tat angehender Schauspieler, sagte aus, er sei aufgewacht und habe gemerkt, dass sein Hosen-Reißverschluss offen war und Spacey "gerade [eine sexuelle Handlung] an [ihm] vorgenommen" hatte. Er nannte den Schauspieler "abscheulich, verachtenswert und ekelhaft". Im Kreuzverhör mit Spaceys Anwalt erklärte er, dass er der Handlung nicht habe zustimmen können, weil er nicht bei Bewusstsein gewesen sei.
Elton John und David Furnish sagten aus
Vom 12. bis 14. Juli ergriff der Angeklagte selbst das Wort. Er betonte, es habe sich um "romantische" Berührungen beziehungsweise einvernehmlichen Sex gehandelt. "Es war nicht gewalttätig, aggressiv oder schmerzhaft. Es war sanft", sagte der 63-Jährige über einen der Vorwürfe. Die Anschuldigungen wies er kategorisch zurück und nannte sie "verrückt" und "unlogisch".
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Der berühmteste Zeuge auf Spaceys Seite sagte am 17. Juli aus: Elton John (sowie sein Ehemann David Furnish). Der aus Monaco zugeschaltete Popstar bestätigte, dass er sich an Spaceys Anwesenheit bei seinem "White Tie and Tiara Ball" in England in den frühen 2000er Jahren erinnere, bei dem es laut Anklage zu einem sexuellen Missbrauch gekommen sein soll. Eines der mutmaßlichen Opfer hatte behauptet, im Jahr 2004 oder 2005 mit Spacey zu dem Ball gefahren zu sein. Dieser habe dem Mann dabei angeblich in den Schritt gefasst. "Er hat mich so fest gepackt, dass ich fast von der Straße abgekommen wäre", so die Aussage. Furnish erklärte, dass Spacey aber nur diesen einen Ball im Jahr 2001 besucht habe. Er habe das mit Fotos der Veranstaltungen abgeglichen, beteuerte er.
Bei der Aussage von Chris Lemmon, dem Sohn von Schauspiellegende Jack Lemmon, zeigte sich Spacey gerührt. Chris Lemmon sagte aus, er habe Spacey als "positiv, unterstützend und respektvoll" wahrgenommen.
Die zwölf Geschworenen befanden Kevin Spacey am Mittwoch nach dreitägigen Beratungen in allen Anklagepunkten für nicht schuldig.
Quelle: dpa
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