Sie hatte den Krimi "Aufruhr in Oxford" von Dorothy L. Sayers gelesen und war "total fasziniert" von der Liebesgeschichte der Protagonisten, "beide nicht mehr jung und schön, beide etwas Besonderes, beide sehr selbstständig": Lord Peter Wimsey, ein blaublütiger Privatdetektiv, verliebt sich in Harriet Vane, eine Krimiautorin, löst fortan schwierige Fälle mit ihr und wirbt eine halbe Ewigkeit um sie, bis sie sich auf ihn einlässt.
Die Heilpraktikerin Kerstin Windgassen, 37, hatte gerade ihre Praxis in Bremen eröffnet und stand "allein, zufrieden, aber nicht wirklich glücklich in der Welt meine Frau". Also gab die Mutter einer Tochter eine Kontaktanzeige auf: "Harriet Vane (36 J. und 6 J.) sucht Lord Peter Wimsey".
Als der Philosophiestudent Jan Lückemeier, damals 32, diese Anzeige las, wurde er neugierig, surfte im Internet, stieß auf das Buch "Aufruhr in Oxford" und überlegte, als Lord Peter Wimsey zurückzuschreiben. Dann kam ihm eine andere Idee. Am 1. Februar 2002 landete sein Brief bei Kerstin Windgassen. "Liebste Gun" begann er, und sie verstand sofort: "Ich dachte nur: Wow!" Sie kannte Gun aus der schwedischen Krimireihe von Maj Sjöwall und Per Wahlöö um Kommissar Martin Beck, "und da gibt es den Kollegen Lennart, der lange eine Frau sucht und Gun findet. Sie sind wie füreinander geschaffen". Lückemeier alias Lennart schrieb seiner Gun, er sei für einen Fall nach Bremen geschickt worden. Windgassen antwortete, es folgte das erste Treffen: "Wir redeten stundenlang und hatten Spaß ohne Ende." Fortan sahen sie sich häufiger, und er lernte ihre Tochter Janina kennen.
Vielleicht werden Jan und Kerstin eines Tages heiraten, sagt sie. "Aber was ich von Jan gelernt habe, ist: darauf zu vertrauen, dass alles kommen wird, was kommen soll." Wie der Mann, mit dem sie jetzt abends gemeinsam im Bett Krimis liest.
Krimi-Liebe: Teil 1
Krimi-Liebe: Teil 2
Krimi-Liebe: Teil 3