Es hätte so schön sein können. Mit Prinz Harry und Prinz William hatte die britische Monarchie die Chance, sich zu modernisieren. Weniger "stiff upper lip", mehr Ehrlichkeit, mehr Aufrichtigkeit. Als Prinz Harry die US-amerikanische Schauspielerin Meghan Markle als seine neue Freundin vorstellte, war die Hoffnung vieler jüngerer Royal-Fans noch größer. Doch nun, knapp drei Jahre nach ihrer Hochzeit, ist von Aufbruchstimmung keine Spur mehr.
Meghan und Harry erzählen Oprah Winfrey schlimme Details
In ihrem mit Spannung erwarteten Fernsehinterview mit Oprah Winfrey haben Harry und Meghan ein Bild der Royal Family gezeichnet, das die schlimmsten Vorurteile bestätigt. Von Rassismus ist die Rede, von Suizidgedanken, Ausgrenzung und Mobbing. Eine Reaktion des Buckingham Palastes auf die Vorwürfe der Sussexes steht bislang noch aus. Es bleibt abzuwarten, ob Harry und Meghan 'nur' ihre restlichen Titel verlieren werden, oder ob die Royal Family gar zum Gegenschlag ausholen wird. Letzteres ist allerdings eher unwahrscheinlich. Denn der Rest der Familie — ob er will oder nicht — wird weiterhin der Regel folgen: "Never complain, never explain." Dass das Tischtuch zwischen den Sussexes und der Institution endgültig zerschnitten ist, daran besteht kein Zweifel.
Zu belastend sind die Anschuldigen der beiden. Die Offenbarung, Harry wurde besorgt danach gefragt, wie dunkel Archies Hautfarbe nach der Geburt wohl sein könnte, wird nachhallen. Ob sie wahr ist oder nicht, die Geschichte bestätigt die übelsten Vorurteile gegen die Royal Family.
Parallelen zu Diana
Die Parallelen zu Prinzessin Diana, Harrys und Williams verstorbener Mutter, sind offensichtlich. Als die Ex-Frau von Prinz Charles dem Journalisten Martin Bashir im November 1995 ein TV-Interview gab und darin enthüllte, ihr Mann habe eine Affäre mit Camilla Parker-Bowles, war das Gefühl der Endgültigkeit ähnlich. Wie Diana damals haben auch Meghan und Harry sich bewusst dazu entschlossen, die Karten auf den Tisch zu legen und öffentlich abzurechnen. Für Diana gab es keinen Weg zurück, für die Sussexes nun auch nicht. Ob sie das jemals wollten oder nicht, sei dahingestellt. Stimmen ihre Vorwürfe, wäre es verwunderlich, sollten sie je wieder Kontakt zu einigen Mitgliedern der "Firma" suchen.

Umgekehrt dürfte es ähnlich aussehen. Für besagte Familienmitglieder führen wohl nicht nur die fürchterlichen Anschuldigungen zum Bruch. Sondern die Tatsache, dass Meghan und Harry ihr Leid der Öffentlichkeit präsentieren. So brechen sie die Kardinalsregel der Royal Family: Man beschwert sich nicht, Interna dringen nicht nach außen, schon gar nicht spricht man selbst darüber. Über allem steht der Fortbestand der Monarchie, individuelle Fehden sind da hinderlich. Eine Haltung, die von vornherein nicht zu Prinz Harry gepasst hat, der immer schon als Hitzkopf galt.
Sie haben einen Vorteil
Prinzessin Dianas Leben endete zwei Jahre nach dem TV-Interview tragisch, als sie bei einem Autounfall in Paris starb. Ein Drama, das Harrys Leben geprägt hat wie kein zweites. Im Gegensatz zu seiner Mutter haben die Sussexes einen Vorteil: Sie sind zu zweit. In den USA haben sie sich ein neues Leben aufgebaut, einen Ort geschaffen, an dem sie ihre Kinder großziehen wollen. Weit weg von "der Firma", weit weg von Vorurteilen und Ressentiments. Ihre öffentliche Abrechnung zerschlägt nun jeden letzten Funken Hoffnung, den Fans der Royal Family eventuell noch gehabt haben: auf Versöhnung, auf Modernisierung, auf die Generation Harry und William, die der angestaubten Monarchie einen neuen Anstrich verpassen könnte.