In der Jury saß kein einziger Mann: Auch in den USA haben die Produzenten von Miss-Wahlen die Zeichen der Zeit erkannt. Nicht alte, weißhaarige Männer, sondern acht divers zusammengestellte Jurorinnen bestimmten am Sonntag darüber, wer zur neuen Miss Universe 2021 gekürt wurde.
Gewonnen hat die 26-jährige Mexikanerin Andrea Meza. Sie setzte sich in dem Wettbewerb, der im Örtchen Hollywood im US-Bundesstaat Florida im Ballsaal eines Hotels ausgetragen wurde, gegen 70 Frauen aus aller Welt durch. Meza hat Softwareentwicklung studiert und entspricht damit ganz und gar nicht herkömmlichen Klischee vom naiven Model. Trotzdem unterwarf auch sie sich dem Schönheitswettbewerbs-Diktat.
Meza trat in unterschiedlichen Outfits vor die Jury. Darunter ein traditioneller Look aus ihrem Heimatland, aber auch im obligatorischen Bikini. Gerade der Auftritt in Bademode steht bei Schönheitswettbewerben in der Kritik. Zum einen, weil er als pure Fleichbeschau gilt, zum anderen weil er jungen Mädchen ein möglicherweise falsches Körperbild vermittelt. Auch bei Miss Universe waren keine Plus-Size-Models angetreten.
Offiziell behaupten die Produzenten von Miss Universe, jungen Frauen Selbstbewusstsein schenken zu wollen. Aber wie passt das mit einem Bikiniwettbewerb zusammen? Darauf lieferte die Show am Sonntagabend, die live im US-Fernsehen übertragen wurde, keine Antwort. Trotzdem wurde die Veranstaltung politisch.
Miss Myanmar setzt bei Miss Universe ein Zeichen
Das lag an Miss Myanmar. Thuzar Wint Lwin nutzte ihren Auftritt für einen Appell an die internationale Gemeinschaft. Die Teilnehmerin hob ein Schild in der Hand auf dem "Betet für Myanmar" stand. In dem Land herrscht Bürgerkrieg, die Lage spitzte sich in den vergangenen Wochen dramatisch zu. Die Welt müsse ihre Stimme gegen die Militärjunta erheben, forderte Lwin.
"Unser Volk stirbt und wird jeden Tag vom Militär erschossen" hatte sie in einer Videobotschaft für den Wettbewerb in einem Hotel im US-Staat Florida gesagt. "Ich möchte jeden dazu auffordern, über Myanmar zu sprechen. Als Miss Universe Myanmar spreche ich seit dem Putsch, so viel ich kann."
Trotz ihres eindrucksvollen Auftritts schaffte es Lwin nicht unter die letzten drei. Die Jurorinnen gaben der Konkurrenz aus Brasilien, Peru und Mexiko den Vorzug. Am Ende gewann die Mexikanerin Meza. Eine gute Wahl, doch mit Miss Myanmar hätte die Jury ein Zeichen setzen können.