New Yorker Edelrestaurant Von großen und kleinen Tieren

Das Restaurant "Serendipity 3" ist legendär: Marilyn Monroe und Andy Warhol waren schon da, heute kommen Beyoncé und Bill Clinton. Es gibt Desserts für 25000 Dollar, aber nun musste der Laden vorübergehend wegen Kakerlakenalarm schließen.

Jay-Z und Beyoncé essen hier Banana Splits, Bill Clinton kommt mit Tochter Chelsea auf eine eiskalte "Frrrozen Hot Chocolate" vorbei, dito Cher, und Nicole Kidman, die immer schlanke Nicole Kidman, die aussieht, als verspeise sie nur Salatblättchen, beißt hier in einen Burger. Melanie Griffith sagt, sie liebe diesen Laden schon seit 45 Jahren, länger also als jeden ihrer Männer.

Gott und die Promi-Welt geht im "Serendipity 3" ein und aus, einem Restaurant auf der Upper East Side in Manhattan, das vor allem für seinen Nachtisch berühmt ist: Es steht im Guiness Buch der Rekorde, denn hier gibt es die teuersten Desserts der Welt, den "Golden Opulence Sundae" zum Beispiel, einen Eisbecher mit gesüßtem Kaviar, essbarem Blattgold, Armagnac und güldenen Zuckerblumen, der in einem Kristall-Pokal und mit Goldlöffel serviert wird - für 1000 Dollar, was vergleichsweise günstig ist: Der so genannte "Frrrozen Haute Chocolate", bei dem 28 Kakaosorten aus der ganzen Welt zusammen gerührt werden, kommt in einer essbaren Goldschale auf den Tisch - für 25 000 Dollar.

Kakerlaken im Kaviar

Zuletzt allerdings lockte das reiche Angebot ein paar Gäste an, die niemand gern willkommen heißt: Im November ließ ein Inspektor des Gesundheitsamtes das "Serendipity 3" schließen, weil ihm dort eine Maus und die eine oder andere Kakerlake begegnet waren. Nun aber muss es sich um eine Kleintierfreie Zone handeln, jedenfalls hat das Amt genehmigt, dass das Restaurant seine Tür wieder öffnet, die dunkel ist wie Bitterschokolade. Und die Touristen sitzen wieder da, hoffend, eine berühmte Nase zu entdecken - wie Alec Baldwin, der des häufigeren an einem der runden Tische gesehen wird. Das Schöne am "Serendipity 3" sei: "Du kommst herein", sagt Baldwin, der im kommenden April 50 wird, "und fühlst dich wie ein Kind".

Man findet es auf der 60. Straße, zwischen der 2. und 3. Avenue, gleich um die Ecke von "Bloomingdale's", dem Kaufhaus. "Serendipity 3" könnte auf den ersten Blick auch ein Geschäft sein, in dem Räucherstäbchen und tibetanische Teppiche verkauft werden: Im Schaufenster sind ein paar Buddha-Statuen zu sehen. Geht man rein, hat man das Gefühl, in einem Spielzeugladen für Große zu stehen: Vorn gibt es Handtaschen für 40 Dollar, die aussehen wie Stoffhunde mit Reißverschluss, und BHs und Tangas aus Zuckerperlen, auf deren Verpackung steht: "Sweet & Sexy". Hinten dann ist das Restaurant klein und überschaubar und ziemlich old school. Man hat das Gefühl, erschlagen zu werden, denn von der Decke, die nicht besonders hoch ist, hängt ein halber Trödelmarkt herunter: überall Tiffany-Lampen, die den Durchmesser von Wagenrädern haben, dazwischen ein Schlüssel, der mindestens einen Meter lang ist, oder eine Marionette, die ausschaut wie Andy Warhol.

Kakao fürs Weiße Haus

Es gibt diesen Laden seit 1954, seitdem ist hier nicht viel verändert worden, und Orte, an denen die Zeit stehen geblieben ist, sind rar im ultraschnellen New York und darum beliebt; im "Serendipity 3" ist noch ein bisschen alter Glamour zuhause: Mr. Warhol war ein Gast der ersten Stunde und ein regelmäßiger Besucher, er bezahlte seine Rechnungen mit Zeichnungen. Cary Grant saß einst hier, dito Marilyn Monroe und Grace Kelly, die spätere Fürstin Gracia Patricia von Monaco, und John F. Kennedy ließ massenweise "Frrrozen Hot Chocolate" aus dem "Serendipity 3" ins Weiße Haus liefern. Für Partys.

Heute kommt dessen Tochter Caroline Kennedy-Schlossberg mit ihren drei Kindern hierher, sie isst Hüttenkäse mit Früchten, und ihr Nachwuchs schlürft das, was der Herr Präsident damals nach Washington orderte: "Frrrozen Hot Chocolate" ist eine Art Trinkpudding, der aus geschmolzenen Schokoladestücken und Milch besteht und eisgekühlt mit Sahne serviert wird - in Kopfgroßen Schalen, sehr großzügig. Er ist auch bei Spike Lee und seinen zwei Kindern sehr beliebt und bei Annette Bening und Warren Beatty, die hier schon den Geburtstag ihres Sohnes Ben gefeiert haben, und kostet 8,50 Dollar. Für den gleichen Preis gibt es ein riesiges Stück "Chocolat Blackout Cake", den hausgemachten Schokoladenkuchen, der auf den ersten Bissen köstlich leicht und flockig ist, auf den zweiten auch noch, dann aber schlagartig seinem Namen alle Ehre macht: Magen-Blackout bei gefühlten 6800 Kalorien - Hilfe.

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