Gerade noch musste sich Altplayboy und Formel-1-Manager Flavio Briatore ob seines mondänen Auftritts an der Costa Smeralda auf Sardinien von erbosten Badegästen nass spritzen lassen. Da macht es Silvio Berlusconi weitaus besser und verzichtet mit untrüglichem Gespür für die Stimmung im Land lieber ganz auf Protzerei.
Der italienische Ministerpräsident und ehemalige Sänger auf Kreuzfahrten hat sich in sein Sommerdomizil Villa "La Certosa" an der sardischen Luxusküste zurückgezogen und hängt seiner alten Liebe zur Musik nach. Zusammen mit dem neapolitanischen Schnulzensänger Mariano Apicella soll er an einem neuen Album arbeiten, auf dem er selbst geschriebene Liebeslieder zum Besten gibt. In einem Song gehe es etwa um die Liebe, "die wie ein Stern erlischt" oder "die dich weckt, wenn die Nacht dunkel ist". Pünktlich zu Weihnachten soll die CD in die Läden kommen. Eines der 14 Stücke werde der Musik-Trailer für eine Soap-Opera, produziert von Berlusconis TV-Firma Mediaset.
Roman Abramovich durfte mal reinhören
Der Titel der CD ist noch geheim, und nur wenige Auserwählte durften bislang in die neue Produktion des 71-jährigen Hobbysängers reinhören. Etwa der russische Oligarch Roman Abramovich, der dieser Tage mit seiner Maxi-Yacht "Le Grand Bleu" im Golf von Marinella an der Küste von Berlusconis Luxusanwesen vor Anker ging. Apicella, der gern als "Nachtigall im Käfig" und "Spielmann des Regimes" verhöhnt wird, unterhielt den Gast aus Russland bei einem Abendessen auch mit italienischen Schlager-Klassikern wie "Volare" oder dem russischen Volkslied "Schwarze Augen", das er schon einmal mit Berlusconi für dessen Freund Wladimir Putin während eines lauen Sommerabends auf "La Certosa" anstimmte.
Gefragt, wie Berlusconi als Komponist sei, sagt Hausbarde Apicella, 45, treuherzig über seinen Chef: "Er ist sorgfältig, intensiv und liebt die Perfektion." Das neue Album ist die dritte gemeinsame Produktion. Auf ihrer ersten CD "Meglio na canzone" (Besser ein Lied), die 2003 erschien, trieft es vor Herz, Schmerz, Liebe, Treue und vor allem Eifersucht. "Jetzt suche ich Dich, und Du bist nicht da," heißt es da. Oder: "Ich rufe Dich, aber Du antwortest nicht." Die CD verkaufte sich 45 000 Mal. Drei Jahre später veröffentlichte der Premier und Schnulzenschreiber "L´ultimo amore" (Die letzte Liebe) und landete damit in Italien prompt unter den 50 meistverkauften CDs.
Das seltsame Duo Berlusconi-Apicella fand im Frühjahr 2001 im neapolitanischen Luxushotel Vesuvio zueinander. Der Chef der Sammelpartei Forza Italia speiste dort mit seinem Staff, als ihm der Musikus auffiel. Sein Geklimper hatte jedoch nichts gemein mit dem Talent eines Eros Ramazzotti oder Adriano Celentano. Apicellas Job war es, die Hotelgäste im Restaurant mit seiner Gitarre an den Tisch zu geleiten.