Der spanische Altkönig Juan Carlos (87) hat für das französische Fernsehen France 3 ein Interview mit Journalist Stéphane Bern in Abu Dhabi geführt. Vor über zehn Jahren hatte der damalige König nach fast 39 Jahren auf dem Thron den Weg für seinen Sohn Felipe (57) freigemacht, der seit 19. Juni 2014 König von Spanien ist. Der frühere König dankte nach einer Reihe von Skandalen ab, 2020 ging er ins Ausland.
Der 87-Jährige, der seit einigen Jahren in den Vereinigten Arabischen Emiraten lebt und zuletzt das Buch "Réconciliation" veröffentlichte, erklärte laut "El País" auf die Frage, warum er nun vor der Kamera spreche: "Ich habe lange darüber nachgedacht, es nicht zu tun, weil mein Vater mir gesagt hat, dass Könige so etwas nicht tun, aber ich glaube, dass es mit der Zeit und nach all den Jahren besser ist, meine persönlichen Gefühle und meine Worte über das, was passiert ist, zu äußern."
"Ich versuche, keine Reue zu empfinden"
Während des rund 25-minütigen Interviews fragte der Journalist nach den Skandalen, wie "dem Konto in der Schweiz" oder "der Jagd in Botswana". Juan Carlos erklärte: "Alle Menschen machen Fehler, jeder macht sie." Gewissensbisse versuche er keine zu haben. "Ich versuche, keine Reue zu empfinden, aber natürlich würde ich vorsichtiger sein, wenn ich alles noch einmal machen müsste." Er habe Spanien und den Spaniern gedient und "manchmal meiner Familie nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Ich hoffe, dass sie mir vergeben und dass das spanische Volk versteht, was ich getan habe."
Im Hinblick auf seine Familie erklärt der Ex-König über seinen Sohn: "Als Vater würde ich ihn gerne öfter sehen, ihn mit seinen Töchtern, Prinzessin Leonor und Infantin Sofía." Als König mache Felipe aufgrund der politischen Lage "meiner Meinung nach eine schwierige Zeit durch und braucht Unterstützung".
Laut "El Mundo" gab er zudem an, dass sein Sohn von Anfang an gegen seine Abdankung gewesen sei. "Ich habe es meinem Sohn gesagt, und er antwortete: 'Nein, bitte tu das nicht.' Und ich sagte ihm: 'Es ist besser für dich, du bist besser vorbereitet, du hast das Recht, diese Aufgabe zu übernehmen.' Ein König muss körperlich stark und fit sein. Ich kann mir in Spanien keinen König mit Krücken vorstellen, mit meinen Hüftproblemen und all dem." Er hätte seinem Sohn "gerne einige Ratschläge gegeben, aber ich hielt es für besser, zu gehen und die Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen, ich hatte volles Vertrauen in ihn".
Wie "El País" berichtet, ging Juan Carlos auch auf seine Wohnsituation in Abu Dhabi ein: "Im Moment geht es mir hier gut. Ich weiß nicht, ob ich in ein paar Jahren oder nächstes Jahr oder in ein paar Monaten nach Spanien zurückkehren werde. Das hängt von der Situation und dem Zeitpunkt ab."
Spanische Royals versammelten sich erstmals seit sieben Jahren
Zum ersten Mal seit sieben Jahren kam die spanische Königsfamilie vor wenigen Tagen für ein Treffen zusammen. Mit Teilen der ehemaligen griechischen Königsfamilie versammelten sie sich im Palast El Pardo in Madrid. Anlass war laut der spanischen "Hola!" ein Mittagessen, das zum 50-jährigen Jubiläum der Wiederherstellung der spanischen Monarchie stattfand.
Ex-König Juan Carlos I. verließ dafür das Exil in Abu Dhabi. Neben König Felipe VI. und Königin Letizia nahmen auch ihre Töchter, Prinzessin Leonor und Infantin Sofía, an dem Treffen teil. Altkönigin Sofia erschien ebenfalls. Außerdem waren weitere Enkel von Juan Carlos und Sofia dabei. König Felipes Schwestern, Infantin Elena und Infantin Cristina, zeigten sich ebenso.