Es mag vielleicht daran liegen, dass seine Lieblingssportart Polo nicht olympisch ist. Oder daran, dass die Spiele von London ausgerechnet in die Ferienzeit fallen - im August weilt seine Hoheit gerne auf seinem Landsitz Highgrove. Bislang jedenfalls macht sich der britische Thronfolger bei den Wettbewerben rar. Lediglich bei der Eröffnungsfeier, bei einem Badmintonturnier und beim Straßenradrennen ließen sich Prinz Charles und Gattin Camilla gemeinsam blicken. Ansonsten hat der Prince of Wales wenig Lust auf Olympia.
Für royalen Glanz müssen sein Sohn William und Herzogin Catherine sorgen. Das tun sie ausgiebig. Kein Tag ist bislang vergangen, an denen die Nummer zwei der britischen Thronfolge nicht als Zuschauer dabei war. William feuert beim Radrennen die britische Mannschaft an, guckt zusammen mit David Beckham Fußball, gerät bei den Schwimmwettbewerben in Ekstase und macht sogar bei der La-Ola-Welle mit. Ein Royal im Olympiafieber. An seiner Seite fast immer mit dabei: Gattin Kate. Die Herzogin ist ebenso olympiaverrückt wie ihr Mann.
"Ich konnte nur wenige Wettbewerbe besuchen", sagte Prinz William in einem Fernsehinterview mit der BBC bescheiden, "aber welche Begeisterung das britische Publikum den Teams entgegenbringt, ist erstaunlich." Der 30-Jährige ließ keinen Zweifel daran, was für eine tolle Zeit er bei den "elektrifizierenden" Spielen von London habe. Längst gelten William und Kate als größte Fans des erfolgreichen britischen Olympiateams. 22 Goldmedaillen haben die Sportler von der Insel bereits abgeräumt. Jedes Mal wenn die Hymne "God save the queen" im Olympiastadion erklingt, scheint ein bisschen Glanz auch auf das Pärchen in der Ehrentribüne abzufärben.
Prinz Charles schickt Camilla vor
Umso erstaunlicher, dass Prinz Charles sich die Gelegenheit entgehen lässt, bei seinen Untertanen Sympathiepunkte zu sammeln. Jahrelang litt der Prince of Wales unter schlechten Umfragewerten laut derer sich eine Mehrheit der Briten lieber seinen Sohn als ihn auf den Thron wünschte. Deshalb hatte er gerade eine erfolgreiche Charme-Offensive gestartet, hielt eine bewegende Rede beim Thronjubiläum seiner Mutter und alberte als Wetterfrosch im Fernsehen herum.
Doch der letzte olympische Besuch des Prinzen ist mittlerweile zwölf Tage her. Am 28. Juli sah er gut gelaunt beim Straßenradrennen zu, seitdem ward er bei den Olympischen Spielen nicht mehr gesehen. Obwohl eigentlich in seinem Terminkalender vorgesehen, schwänzte er selbst das Springreiten am Dienstag vergangener Woche. Camilla musste im Greenwich Park alleine Ross und Reiter zujubeln.
Charles besucht Schottland statt Olympia
Kaum zu glauben: Während in London die Olympischen Spiele stattfinden, besucht Prinz Charles lieber die Highland Games in Schottland. Dort werden so kuriose Wettbewerbe wie Steinweitwurf, der Highland-Tanz oder Dudelsackspielen ausgetragen. In diesem Jahr hätten wir gar nicht mit Charles gerechnet, sagte Charlie Simpson, Präsident des Veranstaltungskomitees, der britischen Nachrichtenagentur "Deadline". Warum der Prinz lieber nach Schottland kommt, als in London den britischen Goldmedaillengewinnern zuzujubeln? "Ich glaube, er mag es hier. Hier ist er ganz ungestört", sagte Simpson.
Am kommenden Sonntag wird sich Charles dann doch noch einmal ins Rund des Olympiastadions bequemen müssen. An der dreistündigen Abschlussfeier nimmt auch der künftige König teil. Falls nicht doch noch ein Steinweitwurf dazwischenkommt.