Auf der Bühne haben Sie ja schon so einiges erlebt: In "Die seltsame Gräfin" von Edgar Wallace wurden Sie von Bösewicht Klaus Kinski gewürgt …
… und am Set beinahe erwürgt. Kinski war eigentlich pflegeleicht, aber wenn er spielte, war er unkontrollierbar. Er sollte natürlich nur so tun, als würgte er mich, aber dann hat er mit beiden Händen meinen Hals gepackt und so fest zugedrückt, dass ich Panik bekam, ausholte und ihn ohrfeigte. Wir mussten das Ganze dann noch mal drehen.
... und ein anderes Mal haben Sie sich in Ihren späteren Mann Klaus Sonnenschein verliebt. Bei einer Liebesszene?
So innig war das nicht. Ich war von der Heilsarmee, er der Gangsterboss. Aber ich habe ihn zum Guten bekehrt.
Er ist die deutsche Stimme von Danny DeVito. Die unverwechselbare Stimme in der Familie aber haben Sie …
… weil ein Chirurg mir die Mandeln kappte und dabei abgerutscht und an die Stimmbänder geraten ist. Da war ich acht. Meinen Mann höre ich übrigens noch lieber mit dem Körper von Morgan Freeman. Ihn hat er auch synchronisiert.
Zu Beginn Ihrer Karriere ging nicht immer alles glatt: Die Rolle der Adelheid in der Verfilmung von Gerhart Hauptmanns "Der Biberpelz" 1949 bekamen Sie erst im zweiten Anlauf?
Beim ersten Vorsprechen wollte der Regisseur, dass ich den Rock hebe und meine Beine zeige. Das habe ich empört abgelehnt. Da schmiss er mich raus.
Zur Person
Edith Hancke, 1928 in Berlin geboren, besuchte eine Haushaltsschule, ehe sie mit 20 auf die Schauspielschule gehen durfte. Regisseur Erich Engel entdeckte sie 1949 für den Film "Der Biberpelz"; es folgten zahlreiche Film- und TV-Rollen u. a. in "Der Hauptmann von Köpenick", "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" oder "Die Hesselbachs". Daneben war sie Mitglied des Kabaretts "Die Stachelschweine", spielte Theater, synchronisierte. Edith Hancke ist seit 1972 mit Klaus Sonnenschein verheiratet, hat einen Sohn und drei Enkel. Das Paar lebt in Berlin.
In den vergangenen zweieinhalb Jahren waren Sie in der Komödie "Herbstzeitlose" die flotte Agnes aus der Senioren-WG. Wäre das auch privat ein denkbares Lebensmodell?
Dann müsste es aber eine Wohngemeinschaft sein, wie sie Bremens früherer Bürgermeister Henning Scherf hat, mit eigenem Lebensbereich für jeden. Und zusätzlich vielleicht noch mit so einer Püppi im Haus, einer Krankenschwester für alle.
Die Alten in dem Stück waren alle gut drauf. Es ging um Sex, Seitensprung und Viagra …
Einer der Senioren warf die berühmten blauen Pillen ein. Die Damen im Publikum schrien an dieser Stelle immer am lautesten! Offenbar wussten sie alle über Viagra Bescheid. Ich vermute, ihre eigenen Herren bedienen sich auch dieser kleinen Pille.
Mit wem möchten Sie eigentlich nie auf der Bühne stehen?
Mit Jenny Elvers!
Gibt es für Sie Politiker mit Theater- oder gar Kabarettqualitäten?
Mein Mann sagt, Wowereit und Westerwelle. Aber wenn die auf der Bühne stünden, würde ich mir keine Karte kaufen.
Ihre berlinerischste Seite ist …?
… dass ich gleich hochgehe wie eine Rakete. Wenn mich was ärgert, muss ich das loswerden, das muss dann geklärt werden.
Sie sehen jünger als 80 aus. Gute Gene?
Ja. Geschnippelt ist da nichts.
Falten können aber auch schön sein …
Richtig. Schauen Sie sich nur die Fotos von Jopie Heesters an, die seine Frau Simone Rethel vor einiger Zeit von ihm gemacht hat. Da schmeiß ich doch jeden Super-Clooney weg, wenn ich diesen Kopf sehe.
Die nächsten Theaterstücke sind in Planung. Über Ruhestand denken Sie auch nach 60 Jahren Bühne noch nicht nach?
Nein. So lange wie Jopie Heesters will ich es allerdings auch nicht treiben. Wenn ich mal den Löffel abgeben muss, dann bloß nicht im Theater. Die Leute sollen sich schließlich entspannen.
Welche Kollegen möchten Sie im Himmel wiedertreffen?
Na, viele! Günter Pfitzmann, Horst Buchholz, Brigitte Mira, Heinz Rühmann, um nur ein paar zu nennen.