'Weil ich ein Mädchen bin' sang die rastalockige Berlinerin 1994 und stürmte mit ihrer Band 'Lucilectric' die Hitparade STERN: Sie haben mal gesungen: 'Ich denke immer nur an Sex.' Denken Sie jetzt auch dran?
VAN ORG: Klar, Sex ist ein Lebensantrieb, immer präsent. Ob ich einkaufe, esse, bade oder Sport treibe - was ich im übrigen selten tue, ich habe lieber gleich Sex.
STERN: Als Sie der Erfolg verließ, sollen Sie abgestürzt sein...
VAN ORG: ...totaler Quatsch. Meine Ehe ging kaputt, weil wir nicht füreinander geschaffen waren und zu schnell geheiratet hatten. Mit Mißerfolg hatte das null zu tun. Es hat mich amüsiert zu lesen, daß ich angeblich tieftraurig einsame Spaziergänge mit meinem Hund mache, weil ich nichts mehr zu tun habe. Dabei hatte ich immer einen 16-Stunden-Tag.
STERN: Treten Sie noch mit der Band 'Lucilectric' auf?
VAN ORG: Im Moment nicht, wir basteln im Studio an einem neuen Album. Es wird ganz anders sein als das, was die Leute kennen. Ich zeige alle Facetten meiner Stimme, vom Operngesang bis zu tiefen Sprechgeschichten.
STERN: Würden Sie Ihr 'Mädchen'-Lied, das damals als Girlie-Hymne gefeiert wurde, heute noch singen?
VAN ORG: Ja, natürlich, wenn's ins Programm paßt. Ich stehe zu allem, was wir mit Lucilectric gemacht haben.
STERN: 1994 bekamen Sie dafür den 'Bambi' mit der Begründung, das Lied sei 'ohne jeden Tiefsinn'.
VAN ORG: Ich seh' das anders. Das Lied hat vielen Frauen Selbstbewußtsein gegeben, aber letztlich ist es Popmusik, Unterhaltung. Ich bin kein Weltverbesserer.
STERN: Womit füllen Sie Ihren 16-Stunden-Tag aus? Mit Proben?
VAN ORG: Nein, ich arbeite auch als Schauspielerin. In dem Liebesmelodram 'Latin Lover', das im April auf RTL läuft, spiele ich eine Hauptrolle. Und gerade habe ich meinen ersten Kinofilm 'Schrott' gedreht, in dem Uwe Ochsenknecht mitspielt. Sehr witzig, sehr traurig, aber keine deutsche Komödie. Es geht darin um zwei Männer, die Renn-fahrer werden wollen, aber absolute Loser sind. Ich bin die Freundin des einen, Tochter eines reichen Hamburger Fischhändlers, die ständig versucht, ihren Freund auf die bürgerliche Seite zu ziehen.
STERN: Moderieren Sie noch bei 'Radio Fritz' in Potsdam?
VAN ORG: Ja, eine Woche im Monat 'ne Musik- und Spielesendung und jeden Sonntag 'Luci in the sky'. Das ist eine Art 'Bravo' zum Hören, und ich bin so was wie 'Dr. Sommer'. Mit anderen Hörern helfe ich den Leuten bei Problemen.
STERN: Zum Beispiel?
VAN ORG: Ich krieg' keinen Freund, weil mein Busen zu klein ist.
STERN: Ihr Rat?
VAN ORG: Daß auch Frauen mit kleinem Busen tollen Sex haben können, genauso wie Menschen mit krummen Nasen, Zahnlücken oder Hasenscharte. Es kommt eben auf andere Dinge an.
STERN: Sie sind versorgt?
VAN ORG: Ich habe den Mann meines Lebens gefunden, ich liebe ihn über alles. Wir wollen heiraten, mit Kirche und allem, was dazugehört.
STERN: Sie sind gläubig?
VAN ORG: Ich bin im christlichen Glauben groß geworden, das zieht sich bis heute durch mein Leben. Früher hatte ich einen tollen Pfarrer, der mich aber nie richtig leiden konnte, weil ich mit gewissen Regeln, die er vertrat, nichts anfangen konnte. Mit 13 stellte ich mich auf den Tisch und sagte: Ich bin keine Jungfrau mehr und glaube trotzdem an Gott - das fand er nicht so komisch. Lustigerweise wurde ich die Lieblingskünstlerin seiner Tochter, die sich ein riesiges Poster von mir übers Bett hängte.