Das Internet erfindet am laufenden Band neue Trends und Challenges. Wir alle erinnern uns noch, als wir uns bei der "Ice Bucket Challenge" im Jahr 2014 eiskaltes Wasser in Eimern überkippten, dies filmten, bei Social Media reinstellten und das nächste Opfer markierten. Bei der "No Nut November"-Challenge geht es zum Glück nicht um Videos der Protagonisten und Markierungen, dennoch sind Filme, in diesem Fall Pornofilme, gar nicht so weit weg davon.
"Die "No Nut November"-Challenge richtet sich ausschließlich an Männer. Das englische Wort "to nut" heißt umgangssprachlich so viel wie Ejakulieren beim Mann. Die Challenge für die männlichen Teilnehmer ist, einen Monat lang, im November, nicht zu masturbieren und auch keine Sex zu haben. Die Internetbewegung stammt ursprünglich von der "No Fap"-Bewegung ab, die der Amerikaner Alexander Rhodes 2011 gründete. Er diagnostizierte sich damals eine Pornosucht, kam zu der Lösung, dass die Aufgabe des Onanierens seine Gesundheit stärken könnte und gab dem ganzen ein Forum bei Reddit. In dem Forum fanden Männer einen Ort, um sich über sexuelle Frustration, Erektionsstörungen und Pornosucht austauschen zu können.
Etwas mehr mainstream und nicht ganz so tiefgehenden Ursprungs entwickelte sich daraus der Internet-Trend "No Nut November", den vorzugsweise jüngere Männer bei Social Media mitmachen, um ein wenig mehr Selbstkontrolle zurückzuerlangen. Auch von gesundheitlichen Vorteilen bei dem gezielten Verzicht auf Masturbation ist immer wieder die Rede, doch das ist kaum erforscht. Die wenigen Studien, die es zum Thema Pornosucht und gesundheitliche Vor- und Nachteile der Selbstbefriedigung des Mannes gibt, widersprechen sich sogar bei den Pro- und Kontra-Argumenten.
WHO zählt Pornosucht zu den sexuellen Störungen
Die belgische Universität Antwerpen beispielsweise stellte 2020 in einer nicht repräsentativen Onlinebefragung fest, dass Männer, die viele Pornos schauen, häufiger Erektionsstörungen und weniger Spaß im Bett haben. Eine andere Forscherin, die amerikanische Neurowissenschaftlerin Nicole Prause, kam zu den Untersuchungsergebnissen, dass das Gegenteil der Fall sein soll. Wer jetzt aber aufatmen möchte, sollte wissen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt die Pornosucht zu den zwanghaften sexuellen Störungen.
Interessant ist auch, dass die Sucht im Gegensatz zu vielen anderen neurologisch nicht nachweisbar ist. Eine große Studie untersuchte die Gehirne von Menschen, die angaben, süchtig nach Pornos zu sein. Beim Porno-Konsum wiesen sie aber keine für eine Sucht typischen Reaktionen im Gehirn auf. Dennoch finden manche Männer Spaß daran, sich am "No Nut November" zu beteiligen, auf den Social-Media-Plattformen gibt es zahlreiche Memes und Witzbilder, die sich über den Triebstau der Herren lustig machen. Da das Internet ja bekanntlich keine Grenzen kennt, gibt es im Dezember aber auch schon die nächste Challenge, die nachholt, was manch einer im "No Nut November" verpasste. Dann folgt der "Destroy Dick December", was soviel heißt wie: "Zerstöre deinen Penis Dezember". Na dann, frohe Weihnachten.