Partnerschaft Warum viele Menschen Partner wählen, die alte Traumata spiegeln

Partnerschaft
"Er ist wie mein Vater" – manche Menschen suchen in ihrer Partnerschaft einen familiären Klon
©  IMAGO / Pond5
Erwachsene Männer, die in einer Partnerschaft nach einem Mutter-Ersatz suchen. Frauen, die sich darüber beklagen, dass ihr Mann sich wie der eigene Vater benimmt. Ein Muster, das gar nicht so selten in einer Beziehung auftritt – und dafür gibt es eine Erklärung.

Wie sagt der Volksmund doch so schön: "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier" und das trifft leider auch auf negativ vertraute Situationen zu. Psychologen haben im Fachblatt "Psychology Today" beschrieben, wie unsere Kindheit, Erziehung und die Beziehungsmuster, die uns vorgelebt werden, einen erheblichen Einfluss auf unser erwachsenes Leben und Lieben haben können. 

Zurückzuführen sollen die sich wiederholenden Muster auf unsere Kindheit sein. Jeder bekommt von klein auf verschiedene Beziehungsmuster vorgelebt und entwickelt selbst seinen eigenen Bindungsstil. Zum einen ist es eine unbewusste Wiederholung im Erwachsenendasein, die uns immer wieder vor die gleichen Herausforderungen stellt, zum anderen ein erlernter Bindungsstil. Wenn beispielsweise die Eltern eine toxische Beziehung lebten, in der emotionale oder körperliche Misshandlung an der Tagesordnung war, so erlebt man oft, dass das Kind, welches diese Situationen erlebt hat, in seinem eigenen Dasein auch dazu neigt, sich so behandeln zu lassen oder sogar jemand anderen ähnlich zu behandeln. Der Grund ist simpel und dennoch erschreckend: Man kennt es, es ist einem vertraut. 

Aber nicht nur, dass man eine falsche Toleranzschwelle für ungesunde Beziehungsmuster entwickeln kann, man zieht automatisch auch immer wieder Partner an, die sich ähnlich benehmen. Sei es, dass man selbst seine Grenzen nicht einhält oder sich zu Menschen hingezogen fühlt, die zum Beispiel dem toxischen Vater ähneln. 

Die Kindheit ist entscheidend für die Partnerschaft eines Erwachsenen

Die Psychotherapeutin April Eldemire erklärt die tief in jedem verwurzelten Bindungsstile aus der Kindheit, die sich auch im Erwachsenenalter fortsetzen. Sie beruft sich dabei auf die Bindungstheorie von John Bowlby, der erstmalig in den 60er und 70er Jahren den Bindungsstilen auf den Grund ging: "Bindungsstile sind unsere Muster, die wir in Beziehungen im Verhalten zeigen. Die Grundlage hierfür wird im Kindesalter durch unsere primäre Bezugsperson erschaffen. In der Regel spricht man von vier verschiedenen Bindungsstilen: sicher, ängstlich, vermeidend/abweisend und unsicher/ambivalent." Die Bindungsstile sind vor allem Verhaltensweisen, die man im Erwachsenenalter dann in Beziehungen zeigt.

Folgende Merkmale spricht man den Bindungsstilen zu:

sicher – meist ein Mensch, der mit einer emotional verfügbaren Person aufwuchs. Merkmale sind: Vertrauenswürdigkeit, ein gutes Selbstwertgefühl und ein ausgeprägtes Kommunikationsverhalten. Menschen mit diesem Bindungsstil sind in der Regel beziehungsfähig und führen gesunde Partnerschaften.

vermeidend /abweisend– eigentlich das Gegenteil des sicheren Bindungsstils: emotionale Intimität stellt häufig eine Bedrohung dar, häufig Schwierigkeiten dauerhafte, feste Verbindungen einzugehen.

ängstlich – wie das Wort es schon sagt, spielt beim ängstlichen Bindungsstil die Angst eine große Rolle. Durch das dauerhafte Gefühl Angst, meist durch Verlustängste, entsteht häufig starke Eifersucht, eine große Anhänglichkeit und auch eine starke Angst vor Ablehnung. 

unsicher /ambivalent – dieser Bindungsstil bedeutet, dass man sich häufig hin- und hergerissen fühlt. Man hat zwar ein starkes Bedürfnis nach Nähe, im selben Moment Angst, sich zu binden.

Die Psychotherapeutin zeigt auf, wo das Problem ist, dass man häufig an ähnliche Partner gerät: "Interessant ist jedoch, dass bestimmte Bindungsstil-Typen dazu neigen, einander stärker anzuziehen. Paradoxerweise fühlt sich die Person mit ängstlichem Bindungsstil oft stark zu der Person mit vermeidbarem Bindungsstil hingezogen und umgekehrt. Diese Verbindung, bei der ein Partner ständig Aufmerksamkeit fordert und der andere Partner ständig wegstößt, kann zu Beziehungskonflikten und -kämpfen führen. Wir könnten auch in bestimmte Beziehungsmuster verfallen, die auf den tief verwurzelten Bindungsstilen, die wir pflegen, beruhen."

Der Bindungsstil beruht also darauf, was wir für eine Bindung als Kind zu unserer primären Bezugsperson hatten. Er legt die Grundlage dafür, wie wir uns als erwachsener Mensch in einer Partnerschaft verhalten. Das Beziehungsmuster, welches wir leben, beruht oft auf den vertrauten Mustern unserer Kindheit. Wenn man beispielsweise eine traumatische Kindheit hatte, in der einem viele ungesunde Beziehungsmuster vorgelebt wurden und auch noch die Bindung zu der primären Bezugsperson gestört war, ist man als Erwachsener sehr anfällig dafür, alles immer und immer wieder zu durchleben. Sollte man ein derartiges Muster bei sich selbst erkennen und es ablegen wollen, ist professionelle Hilfe eines Psychologen oder Therapeuten oft der richtige Weg. 

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