In der Mode ging es ja schon immer um Provokation. Seien es Outfits, die so kompliziert und extravagant sind, dass man sie nicht einmal zu einer Gala wirklich tragen könnte, so entblößend, dass es kaum jemand zu tragen wagen würde oder so banal, dass man sich fragt, was das denn nun soll. Man erinnere sich, als plötzlich Badelatschen mit aufgedruckten Billig-Discounter-Logos plötzlich der neueste Fashion-Schrei waren. Eine ähnliche Idee hatte man nun bei Balenciaga.
Das Modehaus, das unter anderem für seine edlen Handtaschen bekannt ist, holte im Jahr 2015 Demna Gvasalia, einen deutsch-georgischen Designer, als Kreativdirektor an Bord. Der verpasste Balenciaga die nötige Prise Modernität und das nötige Selbstbewusstsein, um einen Platz ganz oben im Luxus-Olymp anzustreben. Der 41-Jährige macht scheinbar vieles richtig – ist aber umstritten. So handelte er sich Ärger mit Ikea ein, als er 2017 frech deren bekannte, blaue Plastiktaschen kopierte – und für 2000 Euro anbot. Eine junge Künstlerin aus Berlin klagte, sie habe nach dem Anruf einer Recruiterin ihr Portfolio an Balenciaga geschickt, nur um dann wenig später ihre Designs auf deren offiziellem Instagram-Account wiederzufinden.
Balenciaga-Müllbeutel als Konsumkritik
Klar ist also: Gvasalia scheut keine Auseinandersetzungen und keine Tricks, wenn es um die Umsetzung seiner künstlerischen Visionen geht. Jetzt geht der Designer noch einen Schritt weiter und offeriert seinen betuchten Kund:innen direkt – Müllbeutel. Also, nicht ganz: Was aussieht wie ein Müllbeutel, besteht in Wirklichkeit aus feinstem Kalbsleder, bewusst uneben glasiert, damit es eben wie eine billige Plastiktüte aussieht. Die Öffnung lässt sich mit einem Zugband verschließen, besonders praktisch ist das Ding aber vermutlich dennoch nicht herumzutragen. Der Preis: Rund 1700 Euro.
Die Ähnlichkeit zu einem Müllbeutel ist kein Zufall. "Ich konnte doch nicht die Chance verstreichen lassen, die teuerste Mülltüte der Welt zu machen", sagte Demna Gvasalia in einem Interview. Er will damit jedoch nicht nur provozieren, sondern auch auf den überbordernden Konsum unserer Gesellschaft aufmerksam machen. Und zeigen: Man kann aus absolut allem Mode machen, wenn man mit Kreativität und genügend Selbstbewusstsein ausgestattet ist.
Quellen: "Hypebeast", Balenciaga