HERREN-MODE 2003 Die »Unperfekte Perfektion« mischt die Herren auf

Der zweite Tag der Pariser Herrenmodenschauen für Frühjahr 2003 war fest in der Hand von ausländischen Star-Designern. Der Österreicher Helmut Lang und der Holländer Dries Van Noten präsentierten ihre Kollektionen.

Wenn die Enden des Satingürtels im Rücken des eleganten Smokings herunterbaumeln, dann ist die »Perfektion unperfekt« oder die »Unperfektion perfekt«. »Nouvelle vague« nennt der österreichische Stardesigner Helmut Lang dieses neue Modekonzept, mit dem er am vergangenen Sonntag auf den Pariser Herrenmodeschauen Frühling/Sommer 2003 von sich reden machte. Der 45-Jährige stellte in Paris nach fünf Jahren erstmals wieder seine Kreationen vor, die mit viel Spannung erwartet wurden.

Der Vater des »Minimalismus«

Als Helmut Lang 1997 Paris den Rücken kehrte und nach New York ging, hatte er sich als Vater des »Minimalismus« einen Namen gemacht. Seine Linie in den Grundfarben Schwarz und Weiß war klar und nüchtern. Sie war diskret, funktionell und gleichzeitig elegant. Sein neuer Stil, mit dem er in Paris am zweiten Tag der Schauen Einzug hielt, ist farbenfroh und ideenreich. So laufen seine blauen und beigen Hemden und T-Shirts im Rücken spitz zusammen, und die Baumwollpullunder haben kleine Ärmel. Die Hosen sind entweder elegant oder aber sitzen nachlässig auf der Hüfte, und bei manchen Anzügen hat man den Eindruck, das Innere wurde einfach nach außen gekehrt.

Konkurrenz für Lang

Eigentlich war die Rückkehr des Österreichers schon für die Schauen der Prêt-á-porter für die Frau im Oktober 2001 vorgesehen, doch die Ereignisse vom 11. September änderten sein Vorhaben. Aus »Solidarität« ist er schließlich in New York geblieben. Die Lust, in eine Stadt zurückzukehren, wo sich etwas tut, sei der Grund, warum Helmut Lang wieder Pariser werden möchte, heißt es in Freundeskreisen. Fachleute jedoch vermuten handfestere Beweggründe. Ihrer Meinung nach hat Helmut Lang in New York zu starke Konkurrenz von In-Designern wie Nicolas Ghesquière (Balenciaga) und Hedi Slimane (Dior Männer) bekommen.

Eleganz und Komfort bei Yamamoto

Yohji Yamamoto setzte am Sonntag eher auf Eleganz und Komfort, zwei stilistische Merkmale, die bei dem Japaner schon zur Grundregel geworden sind. Doch diesmal hat Yamamoto noch die Liebe zum Detail entdeckt, die an den weißen Streifen auf den nachtblauen Jackenärmeln oder den überbreiten Jackettumschlägen zu erkennen ist.

Dries Van Noten mag's kunterbunt

Anzüge, Westen und Blazer gehören auch zum Standardprogramm des Modeschöpfers Dries Van Noten - jedoch mit einer Ausnahme. Der Belgier hat sich bei seinen Entwürfen vom farbenfreudigen Afrika beeinflussen lassen. Seine mit Goldfäden bestickten oder mit Glasperlen verzierten Hemden schauen unter einer dunklen Kragenweste im Stil der 50er Jahre hervor, und auf den breiten Ledergürteln sind Amulette oder einfache Karabinerhaken aufgenäht. Zu seinen einfarbigen, gestreiften oder bestickten Hemden trägt der modebewusste Mann Hosen im Piratenstil.

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