Leuchtende Farben im Wechsel mit viel Schwarz, wilde Accessoires und mutige Formen präsentierte Sängerin Nina Hagen am Mittwochabend in Köln bei der Vorstellung ihres Labels "Mother of Punk", mit dem sie jetzt auch ins Modegeschäft einsteigt.
"Es ist doch nun einmal ein Teil unserer Gesellschaft, sich einhüllen zu müssen - und es macht auch Spaß, sich anzuziehen", sagte die exzentrische Musikerin am Rand der Veranstaltung über ihre eigene Mode-Leidenschaft. Zu den Klängen von Hagens Musik und immer wieder begleitet vom begeisterten Applaus der Gäste zeigten schrill gestylte Models die Frühjahrs-Kollektion 2005 der Punk-Queen, die sie zusammen mit Designer Sascha Lutzi entworfen hat.
Glänzende Leggins im Leoparden-Muster kombinierten die Macher mit einem mit orangefarbenem Plüsch abgesetzten schwarzen Oberteil; einen grünen Tüll-Rock mit einem schwarz-transparenten Oberteil und leuchtend gelber Feder-Boa; einen rosafarbenen Rock mit einem Korsett im Foto-Druck. Hagen selbst sah sich die Präsentation aus der ersten Reihe an, begleitet wurde sie von Ehemann Lucas Alexander und Sohn Otis.
"Buttons müssen einfach sein"
Die Vorliebe der 49-Jährigen für die auf vielen Kleidungsstücken reichlich angebrachten Buttons mit verschiedenen Motiven war kaum zu übersehen. "Buttons müssen einfach sein", sagte die Punk-Diva: "Man kann politische Statements machen, humorvolle Statements oder sexy Statements." Sie selbst habe unter den am Abend vorgestellten Stücken einige Favoriten. "Mir gefällt besonders die Kunstlederjacke ganz toll und das Collage-mäßige Korsett. Ich finde Collagen toll. Ich habe in den 80er-Jahren weiße Stoffe bemalt mit politischen Logos und Symbolen."
Gewagt kurze Röcke in bunten Farben oder mit Schottenmuster gehörten ebenso zur Mother-of-Punk-Kollektion wie ein Lack-Korsett mit Netz-Ärmeln, ein langer schwarzer Lackmantel oder eine Jacke mit dazu passender Tasche aus dick-plüschigem lilafarbenen Fell-Imitat. Echte Pelze blieben für die konsequente Pelz-Gegnerin hingegen auch bei ihrer eigenen Kollektion tabu: "Konsequenz hat einen Namen: Udo Lindenberg. Aber man kann Nina Hagen ruhig hinzufügen", erklärte sie.
Zwischendurch wurde es bei der Mode-Präsentation fast klassisch - als Models zu Hagens Interpretation von "Let me entertain you" elegante schwarze Abendkleider zeigten, die durch breite Fransen an Ausschnitt und Rocksaum auffielen. Kurz danach trat außerdem das erste männliche Model auf die Bühne und präsentierte unter dem Jubel der Zuschauer ein an den Seiten geschnürtes T-Shirt mit Hagens Konterfei.
Goldfarbene Gaultier-Jacke wird versteigert
Von begeistertem Applaus begleitet wurde auch der Auftritt von Olivia Jones - der Travestie-Star trug einen Rock aus Schlangenleder und ein transparentes schwarzes Oberteil. Zu sehen gab es bei der Show außerdem eine goldfarbene 1989er-Gaultier-Jacke, auf deren Rücken zahlreiche Prominente wie Anke Engelke und Michael "Bully" Herbig unterschrieben haben. Diese werde zu Gunsten eines Waisenhauses in der afghanischen Hauptstadt Kabul versteigert, sagte Hagen.
Nach der Präsentation gab sich die Punk-Diva hochzufrieden. "Ich bin jahrelang auf den Portobello Markets dieser Welt herumgekrochen, habe Stoffe aus aller Welt besorgt", erinnerte sie sich an die Anfänge ihrer Modeleidenschaft. Designer Lutzi habe sein Fach "von der Pike auf" gelernt: "Und ich habe es von der Straße auf gelernt. Das passt prima."
Die neue Firma, die sie mit Lutzi und Promotion-Managerin Alexandra von Gemmingen gegründet hat, sei noch am Anfang - wie auch die nun vorgestellte Kollektion erst der Beginn sei, so Hagen. Man wünsche sich, die Kreationen in Bekleidungsketten wie H&M oder Peek & Cloppenburg zu vertreiben. Aber auch sonst gebe es genug Möglichkeiten, die außergewöhnliche Mode anzubieten.