UPDATE: Die AfD hat den Antrag inzwischen schon wieder zurückgezogen. Mehr dazu lest ihr hier.
Vor einigen Wochen hat der "Spiegel"-Reporter Alexander Osang mit seiner Reportage über die tödliche Überdosis einer US-Touristin im Berghain für viel Aufsehen gesorgt. Ganz offensichtlich hat die Berliner AfD die Reportage auch gelesen. Anders ist der plötzliche Antrag der Partei, den Kreuzberger Techno-Tempel in seiner jetzigen Form zu verbieten, kaum zu erklären. Das entsprechende Schreiben mit dem Betreff "Derzeitigen Betreibern des Berghain gewerberechtliche Erlaubnis entziehen" ist auf der Homepage des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg nachzulesen, der Linkspartei-Bezirksverordnete Maximilian Schirmer verbreitete es via Twitter.
Dem Antrag zufolge sollen künftigen Berghain-Betreibern Öffnungszeiten von 22 bis 6 Uhr auferlegt werden, "um einen drogenfreien Besuch unter Berücksichtigung eines natürlichen Biorhythmus' zu ermöglichen". Sexuelle Handlungen seien durch entsprechende Beleuchtung und Personal zu unterbinden.
AfD: 9-to-5-Klausel für weltberühmten Club
Eine Art 9-to-5-Klausel mit Verhaltenskodex für einen der berühmtesten Clubs der Welt? Klingt vermessen. Weshalb sich auch die Begründung eher liest wie der Vorschlag einer Hausordnung für eine Schlager-Disko in Bad Oldesloe: "Eine Gaststätte hat ihre Kunden ordentlich zu bedienen und auf ihre Sicherheit zu achten. Ein Musikclub hat durch Eintrittsgelder und dem sauberen und ordentlichen Verkauf von Getränken die Genehmigung, ein ansprechendes Programm zu finanzieren."
Zwischendurch klingt der Antrag fast wie die beleidigte Retourkutsche eines am Eingang abgewiesenen AfD-Mitglieds, denn: Die neuen Regeln seien "im Berghain durchaus möglich, wenn Zahlungswillige nicht durch unintelligente, unansehnliche Wichtigtuer selektiert würden". Da stellt sich natürlich die Frage, liebe AfD: Wäre es mit intelligenten und ansehnlichen Wichtigtuern eher möglich ...?!?
Berghain: Müssen Touristen geschützt werden?
Vielleicht werden wir es unter den neuen Betreibern erfahren. Und vielleicht wird es diesen auch gelingen, was die AfD als Aufgabe des Bezirksamts erachtet, nämlich: "Unerfahrene Gäste und Berlin Besucher vor unverantwortlichen und gefährdenden Betrieben zu schützen."
