Angriff auf Präsidentenpalast im Tschad abgewehrt - Regierung meldet 19 Tote

Präsidentenpalast in der Hauptstadt N'Djamena
Präsidentenpalast in der Hauptstadt N'Djamena
© AFP
Bei einem Angriff einer Gruppe Bewaffneter auf den Präsidentenpalast im zentralafrikanischen Tschad sind am Mittwoch nach Regierungsangaben 19 Menschen getötet worden. Die Gruppe konnte demnach jedoch schnell von der Präsidentengarde überwältigt werden. "Die Situation ist vollständig unter Kontrolle", sagte der tschadische Außenminister und Regierungssprecher Abderaman Koulamallah. Demnach handelte es sich um eine Attacke ohne "ernsthaftes" Motiv.

Koulamallah führte aus, es habe insgesamt 24 Angreifer gegeben. 18 von ihnen seien getötet und die übrigen sechs verletzt worden. Auf Regierungsseite gab es demnach einen Toten und drei Verletzte.

Aus Sicherheitskreisen hieß es zunächst, bei den Angreifern habe es sich um Mitglieder der Dschihadistenmiliz Boko Haram gehandelt. Koulamallah sagte dagegen, es seien "wahrscheinlich keine Terroristen" gewesen. Er beschrieb die Angreifer als alkoholisierte "Pieds Nickeles" - eine Anspielung auf einen französischen Comic, in dem glücklose Gauner vorkommen.

Seinen Angaben zufolge waren zunächst vier Wachleute angegriffen worden, bevor die Männer in den Präsidentenkomplex eingedrungen seien. Dort konnten sie demnach "leicht" überwältigt werden. Die überlebenden Angreifer sei "völlig betäubt" gewesen.

Während zunächst von einem Kommando schwer Bewaffneter die Rede war, erklärte Koulamallah, die Angreifer hätten "keine Kriegswaffen" bei sich getragen. Sie seien unter anderem mit Macheten und Messern ausgestattet gewesen. Letztlich sei es ein "völlig verzweifelter", "ziemlich unverständlicher" Angriff ohne "ernsthaftes" Motiv gewesen, betonte der Regierungssprecher. Er versicherte, dass derzeit keine Bedrohung für das Land und dessen Sicherheit bestehe.

Journalisten der Nachrichtenagentur AFP hatten zuvor Schüsse in der Nähe des Präsidentenpalastes in der Hauptstadt N'Djamena gehört. Alle Zufahrtsstraßen zum Amtssitz des Präsidenten wurden blockiert und auf den Straßen waren Panzer zu sehen. Der Angriff ereignete sich wenige Stunden nach dem Besuch des chinesischen Außenministers Wang Yi in der Hauptstadt. Er war unter anderem von Staatschef Mahamad Idriss Déby Itno empfangen worden. Dieser befand sich nach Angaben von Regierungssprecher Koulamallah zur Zeit des Angriffs im Präsidentenpalast.

Ende Dezember war im Tschad ein neues Parlament gewählt worden. Die Opposition hatte im Vorfeld Manipulationsvorwürfe erhoben und zum Boykott der Wahl aufgerufen. Die Regierung des zentralafrikanischen Staates in der Sahelzone hatte die Wahl hingegen als wichtigen Schritt zur Beendigung der seit drei Jahren andauernden Militärregierung dargestellt. Die Wahlbeteiligung fiel jedoch niedrig aus.

Déby war im Mai bei einer von der Opposition kritisierten Wahl als Präsident bestätigt worden. Im April 2021 war er von der Armee zum Übergangspräsidenten an der Spitze einer Militärregierung ernannt worden, nachdem sein Vater Idriss Déby Itno von Rebellen getötet worden war. Dieser hatte den seit 1960 unabhängigen Tschad 30 Jahre lang mit harter Hand regiert.

Ende November kündigte der Tschad die Sicherheits- und Verteidigungsabkommen mit der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich auf. Drei Wochen später verließen die ersten französischen Soldaten das Land. Aus Mali, Burkina Faso und dem Niger hatte Frankreich seine Soldaten nach Spannungen mit den jeweiligen Machthabern bereits abgezogen. Die in den Ländern regierenden Militärjuntas näherten sich Russland an. Auch der Senegal und die Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire) fordern den Abzug der dort stationierten französischen Truppen.

Der zentralafrikanische Tschad ist ein Ölproduzent, wird von den Vereinten Nationen aber als eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt eingestuft.

AFP